Erpressungsversuch gegen Steinbrück Gabriel spricht von "Schmutzkampagne"

Peer Steinbrück wehrt sich: Nach einem Erpressungsversuch wegen einer angeblich illegal beschäftigten Putzfrau hat der Kanzlerkandidat Anzeige erstattet – und erhält Unterstützung von Sigmar Gabriel.

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und seine Ehefrau Gertrud setzen sich gegen einen Erpressungsversuch öffentlich zur Wehr, wonach das Ehepaar eine Putzfrau illegal beschäftigt haben soll. Er sei empört und habe Anzeige erstattet, da es sich um einen strafrechtlich relevanten Vorgang handle, sagte der SPD-Politiker nach einer Wahlkampfveranstaltung am Samstag in Erfurt. Was er bislang im Wahlkampf erlebt habe, gehe weit über das hinaus, was akzeptabel sei. "Dass dazu ein Erpressungsversuch gehört, ist jenseits meiner Vorstellungskraft gewesen." Auch das Bundeskriminalamt soll eingeschaltet sein.

Unterstützung erhält der Kanzlerkandidat von seinem Parteichef, der den Erpressungsversuch als "Schmutzkampagne" anprangerte. "Dieser Erpressungsversuch ist bisher der absolute Tiefpunkt in diesem Wahlkampf", sagte er der "Bild am Sonntag". Zuvor hatte die "Bild" berichtet, ein Unbekannter drohe der Familie Steinbrücks mit Enthüllungen über eine angeblich vor 14 Jahren illegal beschäftigte Putzfrau und fordere bis zum 10. September den Rückzug von seiner Kandidatur.

Gabriel: Wirklich schmutziger Wahlkampf

"Eine 14 Jahre alte Geschichte, mit der Peer Steinbrück nichts zu tun hatte, 14 Tage vor der Wahl hoch zu ziehen, ist wirklich schmutziger Wahlkampf", sagte Gabriel. Er hoffe sehr, dass die Verantwortlichen für diese Schmutzkampagne dingfest gemacht und vor Gericht gestellt würden. Die ganze SPD stehe hinter Steinbrück und seiner Familie. Er fügte hinzu: "Peer Steinbrück ist nicht erpressbar."

Der "Bild-Zeitung" zufolge schrieb der Erpresser in einem Brief an Steinbrücks Frau Gertrud, er habe erfahren, dass das Ehepaar "für eine begrenzte Zeit" eine Philippinerin schwarz beschäftigt hätten, die sich zum damaligen Zeitpunkt illegal in Deutschland aufgehalten habe.

Das Ehepaar Steinbrück war dem Bericht zufolge Ende der 90er Jahre nach Bonn gezogen. Da Gertrud Steinbrück im Jahr 1999 durch ihren Beruf und den Umzug stark belastet gewesen sei, habe ihre ebenfalls in der Stadt lebende Mutter ihr "zum Einzug geschenkt, dass ihre Putzhilfe für ein halbes Jahr einmal in der Woche bei uns sauber machen sollte", wird die Gattin von Peer Steinbrück in dem Blatt zitiert. "Ich zahlte sie für die bei mir abgeleisteten Stunden aus und rechnete das jeweils mit meiner Mutter ab", hieß es weiter.

Gertrud Steinbrück: Das ist infam

Nach Ablauf des vereinbarten halben Jahres wollte Gertrud Steinbrück demnach die Putzhilfe selbst übernehmen. Den angebotenen Arbeitsvertrag lehnte die Frau den Angaben zufolge aber ab, weil ihr Mann seinen Job und die Familie damit den Aufenthaltsstatus verloren hätte. Sie habe nur schwarzarbeiten können, wollte aber wegen ihrer sehbehinderten Tochter in Deutschland bleiben, sagte Gertrud Steinbrück und fügte hinzu: "Das hat mich sehr berührt. Dennoch habe ich ihr sagen müssen, dass ich sie natürlich nicht "schwarz" beschäftigen könne. Als Trost habe ich ihr 500 DM geschenkt". Sie sei sich sicher, "damals sowohl für mich und meine Familie als auch für sie und ihre Familie das Richtige" getan zu haben, hieß es.

"Dass mein Mann nach 14 Jahren deswegen erpresst wird, ist infam und macht mich fassungslos", sagte Gertrud Steinbrück weiter.

DPA · Reuters
tis/Reuters/DPA