FDP will Ruhe auf Parteitag Schonfrist für Liberalen-Chef Rösler

Die FDP will auf ihrem Parteitag in Karlsruhe Harmonie inszenieren. Offene Kritik an Parteichef Rösler ist unerwünscht. Abgerechnet wird erst nach den Wahlen in Kiel und Düsseldorf.

Kreisverband stichelt

Seinen Widersachern in der Partei kann der 39-Jährige damit nicht beikommen. Rösler untermauerte demonstrativ seinen Führungsanspruch, an Aufgabe denkt der Sohn eines früheren Bundeswehrpiloten nicht. Er werde auf dem Parteitag klar machen, dass die FDP als bürgerliche Kraft der Mitte gebraucht werde. Schließlich sei doch die Union längst sozialdemokratisiert.

Die FDP-Basis beruhigen solche Ansagen nicht. Der Kreisverband Hildburghausen stichelt in seinem Antrag Nr. 5, die FDP-Führung mache es sich zur Gewohnheit, Beschwerden, Anfragen, und Hilferufe der Basis "mit Textbausteinen, Phrasen, teilweise hanebüchenen Ausreden und Halbwahrheiten" zu beantworten. "Das ruft nichts anderes als Frust und Demotivation hervor", schreiben die Thüringer.

Rösler hat am Samstagmittag 45 Minuten, um mit seiner Rede die Kritik zu entkräften, ihm fehle als Parteichef das Format zur Rettung der FDP. Viele werden genau darauf achten, wie er sich schlägt. Beim Dreikönigstreffen zu Jahresbeginn in Stuttgart verkrampfte der 39-Jährige, klammerte sich an sein Manuskript. Vor einem Jahr in Rostock war Rösler noch unbefangen gewesen, wurde mit 95 Prozent zum Nachfolger von Guido Westerwelle gekürt.

Hoffnung ruht auf Lindner

In Karlsruhe werde er es wieder besser machen, versichern seine Berater. Die umstrittene Neuausrichtung der Partei, weg von Steuersenkungen und hin zum neuen Mantra Wachstum, will Rösler besser erklären. Näher am Menschen. Das fordert der Kieler Spitzenkandidat Wolfgang Kubicki, der sich über Röslers Strategie ("Haarwachstum oder Familienwachstum?") lustig machte. Röslers Überleben hängt vom "Enfant terrible" in Kiel und von Christian Lindners Abschneiden in Düsseldorf ab.

Kubicki wird kurz nach der Eröffnung des Parteitags - auf dem das neue Grundsatzprogramm und die Forderung nach einem ausgeglichenen Bundeshaushalt schon 2014 beschlossen werden sollen - reden. Dann kommt Lindner. Ihm dürfte die Basis zu Füßen liegen. Er trat im Dezember im Zwist mit Rösler als General in Berlin zurück. Jetzt soll er mit dem Wiedereinzug in den NRW-Landtag die ganze Partei retten. Lindners Anhänger setzen darauf, dass der 33-Jährige über kurz oder lang Rösler beerben wird.

Gibt es zwei Siege im Mai, könnte sich Rösler durchaus berappeln. Viel Zeit bleibt den Liberalen nicht mehr, sich endgültig für den Bundestagswahlkampf aufzustellen. Im Hinterkopf sitzt die Angst, dass die Kanzlerin irgendwann Neuwahlen ausruft, falls der kleine Koalitionspartner sich nicht fängt.

Keine Zeit für lange Streitereien

Bestätigt werden muss in Karlsruhe Röslers neuer Generalsekretär Patrick Döring. Abzuwarten bleibt, ob der Unmut der Basis sich ein Ventil sucht und den Rösler-Freund mit einem schwachen Ergebnis abstraft. Das Parteitagsprogramm ist zeitlich aber so straff gestrickt, dass längere Gefechte über Inhalte oder Personen kaum aufkommen können.

Offen ist, ob überhaupt alle 662 Delegierte die Messehalle in Rheinstetten pünktlich erreichen werden. Denn jetzt haben sich auch die Verkehrsplaner gegen die Freidemokraten verschworen. Ab Freitagabend 22.00 Uhr ist das Autobahnkreuz Karlsruhe der A5 für gut zwei Tage voll gesperrt. Von einer Anfahrt mit dem eigenen Auto wird deshalb abgeraten.

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Tim Braune und Christoph Sator, DPA