Gerhard Schröder hat die Geduld der aktuellen Parlamentarier offenbar überstrapaziert. Da sich der SPD-Altkanzler trotz des Ukraine-Kriegs partout nicht von einem Duzfreund Wladimir Putin distanzieren will, geht es ihm nun konkret an seine Amtsausstattung als ehemaliger Regierungschef. Regierung und Opposition sind sich darin einig. Schon in dieser Woche könnte es konkret werden: SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich kündigte für die Ende der Woche anstehenden Beratungen im Haushaltsauschuss dazu einen Antrag der Koalitionsfraktionen an.
Die Ampel-Fraktionen reagieren damit auf einen Vorstoß der Union im Rahmen der Beratungen über den Haushalt 2022. "Wir werden einen eigenständigen Vorschlag für das Büro des Kanzlers a.D. im Haushaltsauschuss auf den Weg bringen", sagte dazu Mützenich. Dabei solle es um einen Haushaltsvermerk gehen, der Ende der Woche in der sogenannten Bereinigungssitzung des Ausschusses zum Bundeshaushalt für das laufende Jahr vorgebracht werden solle. Zum Inhalt äußerte sich Mützenich darüber hinaus allerdings nicht.
Grüne: Ausstattung für Ex-Kanzler generell neu regeln
Für eine generelle Neuregelung für die vom Staat bezahlte Ausstattung ehemaliger Kanzler sprach sich Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann aus. In dieser Frage brauche es "klarere Regeln", sagte sie in Berlin. Die Koalitionsfraktionen arbeiteten derzeit an einem Vorschlag, den sie "sicherlich in Kürze" vorstellen würden. Dass hier Handlungsbedarf bestehe, sei "klare Auffassung" innerhalb der Ampel - "unabhängig von Gerhard Schröder als Person".
FDP-Fraktionschef Christian Dürr warb für eine Regelung, die von "allen demokratischen Kräften im Bundestag" getragen wird. Die bislang gewährten Amtsausstattungen beruhten allein auf "Staatspraxis" und müssten überprüft werden, sagte Dürr. Eine Regelung brauche es insbesondere in der Frage, wie lange Altkanzlerinnen oder -kanzler Anspruch auf eine Ausstattung haben sollen.

Dobrindt: Gerhard Schröder "unverbesserlicher Putin-Lobbyist"
Der Vorstoß der Union sieht nach den Worten von CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt vor, "dass wir die Amtsausstattung des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder beenden". Das würde demnach bedeuten, dass seine Mitarbeiterstellen entfallen und weitere Haushaltsmittel gestrichen werden.
"Ich glaube, dass es an der höchsten Zeit ist, dass die Privilegien für einen unverbesserlichen Putin-Lobbyisten beendet werden", sagte Dobrindt. Schröder schade dem Land und dem internationalen Ansehen Deutschlands, heißt es aus Unions-Kreisen weiter. Der Antrag von CDU und CSU soll laut Dobrindt ebenfalls in der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses vorgelegt werden.
Die aktuellen Anträge sind nicht die ersten Vorstöße, Schröder wegen seiner Russland-Nähe staatliche Unterstützung zu kürzen. Finanzminister Christian Lindner (FDP) plädierte dafür, ihm sein Büro zu streichen. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) stellte zumindest die personelle Ausstattung des Büros infrage.
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Ruf nach gesetzlicher Regelung
Bislang gibt es keine gesetzliche Grundlage für die Frage, welche Ausstattung – also etwa Büroräume und Mitarbeiter – früheren Kanzlerinnen und Kanzlern auf Staatskosten zusteht. Während die Ruhebezüge von Bundespräsidenten und Bundeskabinettsmitgliedern gesetzlich geregelt sind, beruht die Ausstattung mit Büros samt Personal auf Beschlüssen des Haushaltsausschusses des Bundestags.
Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch sprach sich dafür aus, die Amtsausstattung für Altkanzler gesetzlich zu regeln. Eine Regelung, die nur auf Schröder zugeschnitten sei, lehne er ab, auch wenn er "null Sympathie" für den früheren Regierungschef habe, sagte Bartsch.
Schröder-Büro: Mitarbeiterinnen hatten nach Kriegsbeginn gekündigt
Gerhard Schröder stehen derzeit neun Stellen für sein Altkanzler-Büro zu, für die im vergangenen Jahr laut Bundestag 407.000 Euro aus der Staatskasse geflossen sind. Derzeit sind viele der Stellen unbesetzt, weil die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach dem russischen Überfall auf die Ukraine gekündigt hatten. Gestrichen werden sollen nach den aktuellen Vorstellungen die Mittel für die Mitarbeiter-Stellen, Versorgungsleistungen und Reisekosten. Einzig den Personenschutz soll Schröder behalten dürften.
Die Debatte um Streichungen bei Schröders Ausstattung hatte sich vor allem an dessen Engagement für Russland entzündet. Schröder pflegt seit Jahren nicht nur freundschaftliche Kontakte zum russischen Staatschef Wladimir Putin, sondern ist auch Vorsitzender des Gesellschafterausschusses der Nord Stream AG und Aufsichtsratschef beim staatlichen russischen Energiekonzern Rosneft. Außerdem kandidiert Schröder für einen Posten im Aufsichtsrat des staatlichen russischen Energiekonzerns Gazprom.