Es ist der erste Präsenz-Parteitag der Grünen seit drei Jahren: Auf dem Delegiertentreffen, das von Freitag bis Sonntag in Bonn stattfindet, wird es insbesondere um die Akw-Laufzeiten und die geplanten Entlastungen angesichts der explodierenden Energiepreise gehen. Streit dürfte es beim Thema Waffen für Saudi-Arabien geben.
Ringen um Akw-Laufzeiten
In dieser Frage bleiben die Grünen hart. Für den "äußersten Notfall", so heißt es in einem Antrag des Bundesvorstands zur Energieversorgung, "stimmen wir zu, eine konditionierte, zeitlich begrenzte und von der Atomaufsicht strikt überwachte Akw-Einsatzreserve zu schaffen". Lediglich die beiden Meiler im Süden des Landes, Isar 2 und Neckarwestheim 2, sollen bis Frühjahr 2023 betriebsbereit bleiben.
Zwar wissen die Grünen, dass besagter Notfall höchstwahrscheinlich kommen wird und die Reserve somit eingesetzt werden muss. Doch Forderungen der FDP nach einer weiteren Verlängerung oder einer höheren Zahl bereitzuhaltender Akw wollen die Grünen nicht zustimmen. Allerdings könnte es an der Vorlage der Parteispitze noch Änderungen geben, wenn sich im Koalitionsstreit um die Akw etwas bewegt.
Entlastungen bei hohen Energiepreisen
Auch bei den Grünen sorgt der Vorschlag der Gas-Kommission, die Abschlagszahlung für den Monat Dezember zu übernehmen, für keine ungeteilte Begeisterung. Denn damit werden Gutverdiener mit hohen Gasrechnungen besonders entlastet. Doch Anspruch der Partei ist es, insbesondere jene zu entlasten, "die die steigenden Preise finanziell besonders unter Druck setzen", wie es in einem weiteren Antrag des Vorstands heißt. So dürfte auch die Entlastung von den hohen Energiepreisen für Kontroversen bei den Bonner Beratungen sorgen.
Die besten Spartipps für jedermann

Bei den meisten Elektrogeräten lohnt es sich, den Stecker zu ziehen oder sie mit einer schaltbaren Steckerleiste vom Netz zu nehmen. Zu den großen Stand-by-Sündern gehören Fernseher, Receiver und Hifi-Anlagen, Computer samt Monitor, Drucker und DSL-Router. Der rote Leuchtschalter auf der Leiste muss aber auch tatsächlich gedrückt werden. In einer bundesweiten Umfrage fand das Öko-Institut Freiburg jedenfalls keinen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Steckerleisten - die Hälfte der Haushalte besitzt vier oder mehr davon - und dem tatsächlichen Ausschalten der Geräte.
Bewertung
•Investition: ab fünf Euro
•Amortisationszeit: nach wenigen Monaten
•CO2-Einsparung: rund 222 kg pro Jahr in einem Dreipersonenhaushalt
•Aufwand: im Prinzip einfach, allerdings eine Frage der Disziplin und Gewöhnung
Gesamturteil: ****
Waffenlieferungen: Ukraine ja, Saudi-Arabien nein?
Mit Lieferungen an die Ukraine haben die Grünen kein Problem. Der russische Angriffskrieg führe vor Augen, "wie existentiell eine ausreichende zivile und militärische Wehrhaftigkeit ist", heißt es in einem weiteren Vorstandsantrag. "Deshalb liefern wir Waffen an die Ukraine und wollen das auch weiterhin verstärkt tun, wo nötig auch aus den Beständen der Bundeswehr und der Industrie."
Anders sieht es bei Lieferungen nach Saudi-Arabien aus: In einem Antrag für den Parteitag heißt es, es dürfe keine Waffenlieferungen an Staaten geben, die am Jemen-Krieg beteiligt sind. Das ist brisant, weil die Bundesregierung kürzlich wegen eines gemeinsamen Projekts mit Italien, Spanien und Großbritannien eine Ausnahme vom Exportstopp für Ausrüstung an Saudi-Arabien ermöglicht hatte.
Bundesgeschäftsführerin Emily Büning ist allerdings zuversichtlich, dass der Streit beigelegt werden kann. Die Partei halte die Lieferung nach Saudi-Arabien "grundsätzlich für falsch", betont sie.
Klimaschutz und Neun-Euro-Ticket-Nachfolge
Um Deutschland klimaneutral und weniger abhängig von fossiler Energie aus Russland zu machen, solle der Gasverbrauch gedrosselt werden, heißt es in einem Antrag des Bundesvorstands. Zudem stimmen die Grünen dem Bau von schwimmenden und festen LNG-Terminals sowie dem Reservebetrieb von Kohlekraftwerken zu. "Vor allem aber vervielfachen wir das Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien", wird in dem Antrag der Parteispitze betont. Im Zuge der Klima-Debatte wird es in Bonn zudem um das für die Grünen heikle Thema Fracking gehen.
Die bereits vereinbarte Anschlussregelung soll aus der Sicht der Grünen den Preis von 49 Euro nicht übersteigen. Kurzfristig werde eine deutliche Erhöhung der Regionalisierungsmittel für den öffentlichen Nahverkehr benötigt, heißt es in einer Vorlage des Bundesvorstands.