Der Januar geht mit einer Enttäuschung für die neue Bundesregierung zu Ende. 80 Prozent der deutschen Bevölkerung sollten eigentlich jetzt mindestens einmal geimpft sein. So hat es sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vorgestellt und als Ziel vorgegeben, doch davon kann keine Rede sein. Bis einschließlich Sonntag wurden 75,8 Prozent der Menschen in Deutschland mindestens einmal gegen Corona geimpft, wie aus Daten des Bundesgesundheitsministeriums vom Montag hervorgeht. Die Quote derjenigen, die vollständig geimpft sind, liegt demnach bei 74 Prozent. "Das sind keine 80 Prozent", konstatierte Regierungssprecher Steffen Hebestreit.
"Man kann sagen, das hat nicht geklappt", gab Hebestreit am Montag in Berlin unumwunden zu. Weiterhin stelle die mangelnde Impfbereitschaft in der Bevölkerung eine unerwartete Hürde dar. Aber auch "kommunikative Schwächen" seitens der Regierenden könnten eine Rolle gespielt haben – dies hat auch der Expertenrat in drastischen Worten bemängelt. Die Bundesregierung halte es aber weiter für "wichtig, die Impfzahlen zu steigern", so Hebestreit weiter. Er verwies auf die neue große Werbekampagne für Corona-Impfungen, die kürzlich anlief und die noch erweitert werden solle.
Neun Menschen erzählen, warum sie sich nicht impfen lassen

"Eine generelle Impfgegnerin bin ich nicht. Vor drei Wochen erst habe ich mich gegen Tetanus impfen lassen. Ich weiß, dass in meiner Altersklasse von 10.000 mit Covid-19 infizierten Menschen im Schnitt nur drei sterben. Dieses Risiko halte ich für vertretbar, denn ich kenne meinen Körper und vertraue auf mein gutes Immunsystem. Über meine Zweifel an den Impfungen spreche ich stets offen. In meinem Freundeskreis halten wir diese Spannungen gut aus. Das würde ich mir auch für den öffentlichen Diskurs wünschen. Denn es gibt einfach zu viele Menschen wie mich, die Fragen haben und deren Stimmen in den Medien kein Gehör finden. Ich informiere mich daher inzwischen zur Hälfte in den sogenannten alternativen Medien, auch wenn sie stark in der Kritik stehen."
Impfziel: Kampagne seit Weihnachten weitgehend eingeschlafen
Der Regierungssprecher räumte weiter ein, dass die Bundesregierung die Entwicklung der Impfkampagne zu optimistisch eingeschätzt habe. Vor Weihnachten sei die Kampagne mit mehr als einer Million Impfungen pro Tag noch auf Hochtouren gelaufen. "Diese Dynamik hat sich über die Weihnachtsfeiertage verlangsamt und ist auch mit dem Jahresbeginn nicht wieder in dem Maße gestiegen, wie wir uns das erhofft haben", sagte Hebestreit.
Den Zahlen vom Montag zufolge sind 20,2 Millionen Menschen in Deutschland weiterhin nicht gegen Corona geimpft. Davon sind vier Millionen vier Jahre alt oder jünger - für sie steht kein zugelassener Impfstoff zur Verfügung. Die Impfquoten der Bundesländer unterscheiden sich weiterhin erheblich. So sind in Bremen 86,7 Prozent der Einwohner vollständig geimpft, in Sachsen lediglich 62,7 Prozent. Im Saarland sind 60,8 Prozent der Menschen bereits geboostert, in Sachsen lediglich 42,4 Prozent. Bundesweit liegt diese Quote bei 52,8 Prozent. Der größte Teil der momentan verabreichten Impfungen sind Auffrischungen. Hingegen entscheiden sich derzeit nur wenige Ungeimpfte für eine Erstimpfung.