KANZLER-FRAGE Das Hauen und Stechen ist eröffnet

Nur einen Tag, nachdem Angela Merkel ihren Anspruch als Kanzlerkandidatin angemeldet hatte, erklärte CSU-Chef Edmund Stoiber seine Bereitschaft gegen Gerhard Schröder anzutreten.

In der Union ist der Machtkampf um die Kanzlerkandidatur voll entbrannt. Nur einen Tag, nachdem die CDU-Vorsitzende Angela Merkel ihren Anspruch auf das Amt angemeldet hatte, erklärte am Sonntag auch CSU-Chef Edmund Stoiber öffentlich seine Bereitschaft, bei der Bundestagswahl am 22. September als Herausforderer von SPD-Kanzler Gerhard Schröder anzutreten.

»Ich bin bereit zu einer Kanzlerkandidatur.«

»Wenn es von beiden Parteien gewünscht wird, bin ich bereit, mich in den Dienst der gemeinsamen Sache stellen zu lassen«, sagte Stoiber der Tageszeitung »Die Welt«. »Ich kenne meine Verantwortung als Parteivorsitzender auch für die Union insgesamt.« Merkel hatte zuvor in der »Welt am Sonntag« erklärt: »Ich bin bereit zu einer Kanzlerkandidatur.«

Faires Verfahren

Zum Vorstoß Merkels sagte Stoiber, er werde konsequent an seiner Linie festhalten - »und die sieht ein faires partnerschaftliches Verfahren vor. Das bedeutet, dass ich im persönlichen Gespräch mit der CDU-Vorsitzenden die optimale Aufstellung für die Bundestagswahl in diesem Jahr kläre, und nicht in der Öffentlichkeit.« Das werde »nach den Klausurtagungen von CDU und CSU in Kreuth und Magdeburg der Fall sein«, die diese Woche stattfinden.

Muss die Fraktion entscheiden?

Der CSU-Vorsitzende forderte erneut, dass die Fraktion entscheiden müsse, falls er und Merkel sich nicht einigen sollten: »Eine Empfehlung durch die Fraktion wäre die logische Konsequenz. Die Bundestagsfraktion ist schließlich das gemeinsame Gremium der beiden Schwesterparteien«.

Kein Entscheidung auf »Biegen und Brechen«

Nach den Äußerungen dürfte das Thema die an diesem Montag beginnende dreitägige Klausurtagung der CSU-Landesgruppe beherrschen. Das traditionelle Gespräch mit Stoiber steht für Dienstag auf dem Programm. Der bayerische Ministerpräsident will möglicherweise aber bereits an diesem Montag anreisen. CSU-Spitzenpolitiker hatten zuvor nachdrücklich vor einem Machtkampf um die Kanzlerkandidatur gewarnt. Staatskanzleichef Erwin Huber mahnte, es dürfe keine Entscheidung »auf Biegen und Brechen« geben. Es müsse eine einvernehmliche Lösung gefunden werden, in der es keine »Verletzungen« und keine »Verlierer« gebe, sagte er dem »Tagesspiegel am Sonntag«.

Keine Kampfkandidatur

Landtagsfraktionschef Alois Glück sagte der »Leipziger Volkszeitung«: »Edmund Stoiber wird um das Amt des Kanzlerkandidaten nicht kämpfen.« Eine Kampfkandidatur würde in jedem Fall zu Verletzungen führen, nicht nur bei der unterlegenen Person, sondern wahrscheinlich auch bei ihrem Anhang. Es sei seit langem klar, dass ein Antreten für Stoiber nur in Frage komme, wenn er auf die Geschlossenheit und Unterstützung der CDU zählen könne.

CSU-Generalsekretär Thomas Goppel sagte der »Welt am Sonntag«, die Stimmungslage für Stoiber in der CSU-Landesgruppe sei eindeutig. Aus der Umgebung des Ministerpräsidenten hatte es zunächst geheißen, Stoiber werde sich in Kreuth nicht persönlich erklären. Mitglieder der CSU-Landesgruppe drängten jedoch auf eine klares Signal.