Immer wieder war Michael Roth in den vergangenen Wochen im Fernsehen zu sehen, in Talkshows diskutierte er über den Ukraine-Krieg, mit Kolleg:innen aus der Ampel-Koalition reiste der SPD-Politiker sogar ins Kriegsgebiet. Nun aber will der 51-Jährige kürzer treten. Wegen psychischer Probleme hat er eine Auszeit angekündigt.
"Ich werde mich auf Anraten meiner Ärztin eine Zeit lang ganz aus dem Verkehr ziehen", kündigte Roth im "Spiegel" an. Er werde keine Interviews mehr geben, keine Termine wahrnehmen und nicht erreichbar sein. Auf seinem Twitter-Account kündigte Roth, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, ebenfalls eine Funkstille bis zum Juli an. So will er wieder das mentale Gleichgewicht finden, das er zuletzt offenbar verloren hatte.
Michael Roth: "Ich hatte das Gefühl, ich hüpfe im Eismeer von Scholle zu Scholle"
Im "Spiegel" berichtet Roth von mentaler Erschöpfung, die ihn seit einiger Zeit plagt: "Ich hatte das Gefühl, ich hüpfe im Eismeer von Scholle zu Scholle, und sie werden nach und nach kleiner." Er habe "Versagensängste" gehabt, "Panik vor dem, was kommt": "Das kannte ich bis dahin nicht. Da war klar: Ich brauche Hilfe." Seit Anfang des Jahres befindet sich Roth in Behandlung, mittlerweile gehe es besser. Im Juni ist er vier Wochen lang krankgeschrieben.
Michael Roth sitzt seit 1998 im Bundestag, von 2013 bis 2021 war er Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt. Der SPD-Mann gilt als ausgewiesener Experte für Außenpolitik. Bei der Bundestagswahl im vergangenen Jahr trat er als Spitzenkandidat für die hessische SPD an.
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Der Fluch der sozialen Medien
Eine erfolgreiche Karriere als Politiker, die bei Roth allerdings auch ihren Tribut forderte. "Es ist ein Kick, nach einem manchmal verdammt schwierigen Wahlkampf sein Mandat verteidigt zu haben", gibt er im "Spiegel" zu. Auch die sozialen Medien hätten einen großen Einfluss auf ihn: "Es gibt einen enormen Reiz, darauf zu schauen, wie oft ich zitiert werde, wie viele Auftritte ich habe, wie viele Follower. Das ist die Währung heute, und es ist schwer, sich davon freizumachen."
Quellen: "Spiegel" / Michael Roth auf Twitter