Nach der Hessen-Wahl Der geschrumpfte Rivale

Zum Schluss hat er sogar noch den Demütigen gegeben - Roland Koch hat wirklich alles getan, um in Hessen an der Macht zu bleiben. Das ist ihm gelungen, mehr schlecht als recht - mehr aber auch nicht. Angela Merkel kann gelassen einem weiteren partei-internen Rivalen beim Schrumpfen zusehen.

Sehr viel besser hätte für die Kanzlerin der Auftakt ins Superwahljahr nicht aussehen können: Machterhalt ihrer CDU in Hessen, Desaster für den Konkurrenten SPD - und dann noch eine derart wieder erstarkte FDP, dass sogar die Option auf eine bundesweite bürgerliche Mehrheit auch in einem etablierten Fünf-Parteien-System wieder in Reichweite zu rücken scheint. Und über all dem als Sahnehäubchen sozusagen: Roland Koch als deutlich lädierter Wiedergänger, einer, dem sie mit diesem Ergebnis eher das Abstellgleis in Hessen verlängert, denn eine veritable Sprungschanze Richtung Berlin gebaut hätten.

Koch ist Christdemokrat, aber er ist längst nicht (mehr) die personifizierte CDU. Der 50-jährige Jurist, den viele für einen brillanten Analytiker halten und bei dem ebenso viele das Quantum Wärme vermissen, hat seine Grenzen unerwartet deutlich aufgezeigt bekommen. Dem Mann, der so gerne polarisiert, fehlt es an integrativer Kraft und Bindewirkung im eigenen Lager. Kanzler wird man so nur äußerst schwer - Kanzlerkandidat erst recht. Wenn Angela Merkel etwas aus dem Hessen-Ergebnis lernen kann, dann wohl das: Von der Riege der einst so ambitionierten CDU-Ministerpräsidenten ist nun niemand mehr in Stellung, der ihr auf mittlere Sicht den Rang ablaufen könnte. Der Niedersachse Christian Wulff, eigentlich noch der ernsthafteste Konkurrent, hat im vergangenen Jahr im stern erklärt, er traue sich den Job des Kanzler nicht zu. Der Saarländer Peter Müller hat im August alle Hände voll zu tun, einigermaßen glimpflich die eigenen Landtagswahlen zu überstehen. Und für den "Arbeiterführer" Jürgen Rüttgers gilt in punkto Bindekraft ähnliches wie für Koch, die versammelte christdemokratische Mannschaft hätte auch er so schnell nicht hinter sich.

Forever Koch in Hessen?

Für Koch selbst muss der Wahlausgang vom Sonntag dennoch nicht bedeuten, dass er auf weitere fünf Jahre sein Dasein in der hessischen Provinz wird fristen müssen. Im Gegenteil: Angela Merkel hat nichts gegen starke Persönlichkeiten - solange sie ihr nicht gefährlich werden können. Einen weiter an seinem Wirtschaftsprofil feilenden Roland Koch wird sie unter Umständen zur Mitte der kommenden Legislaturperiode gut gebrauchen können. Ereilt ihn der Ruf nicht, dann besteht die ernsthafte Gefahr, dass eines der größten politischen Talente, das die Union hat, seinen Weg irgendwann doch noch einmal jenseits der Politik gehen wird. Forever Ministerpräsident Roland Koch - das wollten die Hessen strenggenommen schon dieses Mal nicht mehr. Und wenn Roland Koch ganz ehrlich mit sich selbst ist - er eigentlich auch nicht.