Nach der Hauptangeklagten Beate Zschäpe hat im NSU-Prozess ein weiterer Angeklagter sein Schweigen gebrochen - ebenfalls nach mehr als zwei Jahren. Ralf Wohlleben hat sich am Mittwoch am Oberlandesgericht München erstmals zu den Vorwürfen gegen ihn geäußert.
Er ist angeklagt, weil er den rechtsextremen "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) bei deren Anschlägen Morden unterstützt haben soll. "Seine Aussage ist ein Akt der Notwehr gegen Lügen und Unterstellungen", hatte seine Verteidigerin Nicole Schneiders vor Wohllebens Einlassung angekündigt.
Von den Anschlägen des NSU "aus den Medien erfahren"
Wohlleben ist ein ehemaliger NPD-Funktionär, war in der rechten Szene Thüringens aktiv und mit Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos in Jena gut befreundet. Seine schriftlich vorformulierte Einlassung hat Wohlleben - im Gegensatz zu Zschäpe am vergangenen Mittwoch - selbst verlesen. Dass er seine Aussage ablesen und nicht frei äußern wollte, hatte Wohlleben zu Beginn damit begründet, dass er aufgrund seiner langen Untersuchungshaft an erheblichen Konzentrationsstörungen und Wortfindungsstörungen leide. Wie Zschäpe sitzt Wohlleben seit 2011 in U-Haft.
In seiner Einlassung streitet Wohlleben jede juristische Schuld ab. Er habe das Trio zwar unterstützt, jedoch bloß in geringem Umfang, als Freund, und nicht in strafrechtlich relevanten Belangen. So seien Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos etwa in seinem Auto geflohen. Die Mordwaffe des NSU, mit der zehn Menschen getötet wurden, habe er nicht beschafft - wohl aber einen Tipp gegeben, wo eine eventuell Schusswaffe zu bekommen sei. Von den Anschlägen und Morden des NSU habe er "wie alle anderen auch" aus den Medien erfahren.
Auch den Fragen des Gerichts will Wohlleben sich stellen. Am Donnerstag, dem 252. NSU-Prozesstag, will er jedoch ausschließlich Fragen zu seiner Biografie und seinem Werdegang in der rechten Szene beantworten. Auf Fragen zum Anklagevorwurf geht er - wie Zschäpe - erst im Januar ein.
Lesen Sie hier die Einzelheiten zu Wohllebens Einlassung am 251. NSU-Prozesstag im stern-Live-Blog.