Die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe soll während ihrer Zeit im Untergrund in Zwickau in einem Geschäft gearbeitet haben, das von einem V-Mann des Verfassungsschutzes betrieben wurde. Bei dem Betreiber des Ladens soll es sich um Ralf Marschner gehandelt haben, der unter dem Tarnnamen "Primus" für das Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln (BfV) tätig war, berichtet die Deutschen Presse-Agentur (DPA) ohne Quellenangabe.
Bei Marschner handelt sich den DPA-Informationen zufolge um denselben Mann, der nach einem Bericht der "Welt" auch Uwe Mundlos beschäftigt haben soll. Eine Sprecherin des Verfassungsschutzes wollte den Vorgang zunächst nicht kommentieren.
Die "Welt" hatte am Mittwoch berichtet, Mundlos habe zeitgleich zum Beginn der Neonazi-Mordserie für die Firma eines Informanten des Verfassungsschutzes gearbeitet. Er sei unter einer Tarnidentität in den Jahren 2000 bis 2002 als Vorarbeiter eines Bauunternehmens im sächsischen Zwickau eingesetzt gewesen. Der Inhaber der Firma, der Neonazi Ralf Marschner, habe damals als Spitzel des Verfassungsschutzes berichtet.
Was wusste der Verfassungsschutz?
Nach den Enthüllungen zu Mundlos und Zschäpe stellt sich einmal mehr die Frage nach NSU-Mitwissern im Umfeld der Nachrichtendienste oder beim Verfassungsschutz selbst. Dessen Präsident Hans-Georg Maaßen sagte dazu der "Welt": "Nach unserer Erkenntnislage und nach den Auskünften der damals dafür zuständigen Mitarbeiter haben wir keine Anhaltspunkte dafür, dass es so war."
Zschäpe ist die Hauptangeklagte im Münchner NSU-Prozess und muss sich für alle Verbrechen des Nationalsozialistischen Untergrunds als mutmaßliche Mittäterin verantworten. Dazu gehören vor allem zehn überwiegend rassistisch motivierte Morde. Gemeinsam mit ihren beiden mutmaßlichen Komplizen Mundlos und Uwe Böhnhardt lebte sie von 1998 bis 2011 im Untergrund, zunächst in Chemnitz, später in Zwickau. Die Fahndung nach dem Trio war bis zum Auffliegen im November 2011 nach einem missglückten Banküberfall in Eisenach erfolglos geblieben.