Rund vier Stunden haben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten beim sogenannten Impfgipfel diskutiert. Im Mittelpunkt stand die Frage nach den Corona-Impfungen von Kinder und Jugendlichen. Mit dem Ergebnis: Ab 7. Juni sollen die Corona-Impfungen von Kinder und Jugendlichen ab zwölf Jahren in Deutschland zumindest möglich sein. Mehr zu den Beschlüssen lesen Sie hier. Kommentatoren vermissen Antworten auf offene Fragen und befürchten zusätzliche Verwirrung in der Bevölkerung. "Die Gelackmeierten sind die Familien", bilanziert "ZDF heute".
Das Medienecho zum Impfgipfel von Bund und Ländern
"Süddeutsche Zeitung": "Impfen um die Kinder herum, Impfungen von Kindern, deren Eltern das wollen, Luftfilter, PCR-Pooltestungen statt mittelprächtig aussagefähiger Popeltests vor dem Unterricht - es gibt Luft nach oben. Diskreditiert aber ist die Simulation einer kindgerechten Pandemiepolitik. 'Genesen, geimpft, getestet' kann Erwachsenen den Weg in die Normalität ebnen, Kindern eher nicht. Bund und Länder haben nun aber versprochen, dass Kinder dennoch ihr Leben im Gleichschritt mit den Großen zurückbekommen sollen. Hoffentlich wird das Versprechen dieses Mal eingelöst."
"taz": "Irgendeine schulische, sportliche oder kulturelle Teilhabe an die Impfbereitwilligkeit der Eltern zu koppeln, wäre jedenfalls fatal und das ist auch nicht vorgesehen. Der Unterricht werde sowohl für Geimpfte als auch für Ungeimpfte gleichermaßen gestaltet. Das versicherte die Kanzlerin. Abstands- und Maskenregeln gelten weiterhin unverändert. Die Inzidenzen sinken aktuell erfreulich steil. Vielleicht kann die Impfung der Kinder mal ohne Druck oder Verunglimpfungen und ideologiefrei betrachtet werden. Die Chance jedenfalls besteht."
"ZDF heute": "Bund und Länder haben entschieden - dass sie heute nichts entscheiden. Auch wenn die Kanzlerin Angela Merkel das heutige Bund-Länder-Treffen 'alles in allem ein wichtiger Gipfel' nennt. Es bleiben lauter offene Fragen. (...) Und nun? Bundesgesundheitsminister Jens Spahn schiebt die Verantwortung des Dilemmas ab. Ob 12- bis 16-Jährige geimpft werden, sei eine 'individuelle Entscheidung zwischen Eltern, Kindern und Ärzten'. Auch die Kanzlerin sieht kein Problem. Politik, sagt sie noch, könne 'keine Nebenempfehlung' zur Ständigen Impfkommission geben. Genau das haben Bund und Länder aber heute getan. Die Gelackmeierten sind die Familien."
"Stuttgarter Zeitung": "Der Gipfel hat getagt – und er ist den zweiten Schritt vor dem ersten gegangen. Nun steht zwar fest, dass Bund und Länder die Impfung der Kinder und Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren wollen, sofern die Europäische Medizinagentur EMA an diesem Freitag dem Vakzin von Biontech/Pfizer dafür die Zulassung erteilt. Bisher sagt aber die Ständige Kommission (Stiko) nicht, ob sie die Impfung der Jungen befürwortet. Es steht noch nicht einmal fest, wann sie zu einem Ergebnis kommen wird."
"Hannoversche Allgemeine Zeitung": "Dreh- und Angelpunkt dieser Ministerpräsidentenkonferenz war der immer noch knappe Impfstoff, hinter dem sich alle anderen Diskussionspunkte versammeln. Impfstoff für Schülerinnen und Schüler? Wenn genug da wäre, könnte man die Impfwilligen im Sommer mit Biontech schützen. Auffrischungen? Wenn es genug Impfstoff gibt, lässt sich das über Hausarztpraxen organisieren. Aufhebung der Priorisierung zum 7. Juni? Medizinisches Personal, das Spritzen setzen kann, gibt es genug. Auch die Organisation steht. Ein knappes Gut bleibt der Impfstoff."

Das Wichtigste aus der Bundespolitik auf einen Blick
Abonnieren Sie unseren kostenlosen Hauptstadt-Newsletter – und lesen Sie die wichtigsten Infos der Woche, von unseren Berliner Politik-Expertinnen und -Experten für Sie ausgewählt!
"Neue Osnabrücker Zeitung": "Es gibt Ärzte, die befürchten Tumulte in den Praxen, wenn am 7. Juni die Impfreihenfolge aufgehoben wird. Man kann sich das lebhaft vorstellen, gibt es doch jetzt schon Klagen über unschöne Szenen in den Wartezimmern. Damit nicht genug, sollen nun auch noch mehr als sechs Millionen Impfdosen für Kinder und Jugendliche reserviert werden. Das könnte die Spannungen verstärken. Kein Zweifel: Die Bewältigung der Corona-Krise tritt in eine neue, schwierige Phase. Immer öfter brechen sich Ungeduld und Egoismus Bahn, so, als gäbe es ein Recht auf Urlaub, Spaß und Party. Der Impfstoff ist aber immer noch knapp. Und diesen limitierenden Faktor schafft man auch dadurch nicht aus der Welt, dass jeder jeden kritisiert oder manch einer den Ellbogen einsetzt."