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Bundesländer-Überblick Zurück in die Schule: Wann es wo für welche Klassenstufen wieder losgeht

Seit einem Vierteljahr lernen die Schülerinnen und Schüler daheim vor ihren Laptops. Doch ein Ende ist in Sicht: Ab Montag soll es in vielen Bundesländern wieder losgehen mit dem Präsenzunterricht – zumindest für einzelne Klassenstufen. Ein Überblick.

Nach rund einem Vierteljahr Corona-Zwangspause sollen ab dem 15. März viele weiterführende Schulen in Deutschland wieder öffnen. Entsprechende Schritte sind in Bayern, Brandenburg und in Baden-Württemberg geplant, wie es am Donnerstag von den Landesregierungen hieß.

Einheitlich vorgehen wollen die Bundesländer bei den weiteren Schulöffnungen nach den Grundschulen demnach nicht. Bund und Länder hatten bei ihren Beratungen in der Nacht zu Donnerstag festgestellt, dass die Länder in eigener Verantwortung Schritte gehen könnten. Das sagte der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), am frühen Donnerstagmorgen. 

Länder, die Schulöffnungen planen:

Baden-Württemberg geht am 15. März den nächsten Öffnungsschritt bei den Schulen, wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) dem SWR sagte. "Übernächste Woche werden wir weitere Öffnungsschritte bei den Grundschulen machen. Aber auch bei den Fünft- und Sechstklässlern sind weitere Öffnungsschritte eingeleitet. Das wird so ein eingeschränkter Regelbetrieb sein." Schüler ab Klassenstufe sieben werden zunächst bis zu den Osterferien weiterhin im Fernunterricht unterrichtet. 

In Bayern dürfen ab dem 15. März alle weiterführenden Schulen im Wechselunterricht öffnen, wenn sie in Regionen mit einer 7-Tage-Inzidenz unter 100 liegen. Das teilte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Donnerstag in München mit. Damit können zwei Wochen vor den Osterferien in weiten Teilen Bayerns alle Schülerinnen und Schüler wieder die Schule besuchen, mindestens zeitweise und in kleineren Gruppen. Rund 90 Prozent der Schüler sollen demnach vor den Ferien wieder die Schule von innen sehen.

In Brandenburg sollen nach den Grundschulen die weiterführenden Schulen vom 15. März an wieder öffnen. Das kündigte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) im Landtag an. Der Schritt solle begleitet werden mit mehr Schnelltests an den Schulen, ebenso wie in den Kitas, sagte Woidke. Ähnliches gilt für das angrenzende Bundesland Sachsen.

In Berlin findet ab dem 9. März Wechselunterricht für die Klassen 1 bis 6 statt. Ab dem 17. März werden die Jahrgangsstufen 10 bis 13 in halber Klassenstärke im Wechselmodell auch in Präsenz unterrichtet. Die Präsenzpflicht in den Schulen bleibt weiterhin aufgehoben, für Abschlussklassen gelten besondere Regelungen.

Bereits seit dem 1. März wird in Bremen der Unterricht für alle Schülerinnen und Schüler ab der Jahrgangsstufe 5 wird der Unterricht im Wechselmodell abgehalten. Auch die Grundschulen sind schon zum Präsenzbetrieb zurückgekehrt.

In Hamburg können ab dem 15. März Schüler der Klassen 1 bis 4 in halbierten Klassen im Wechselmodell tageweise in der Schule lernen. Darüber hinaus auch Schüler der Stufen 9, 10 und 13 der Stadtteilschulen sowie der Klassenstufen 6, 10 und 12 der Gymnasien. Eingeplant sind auch die Abschlussklassen der beruflichen Bildungsgänge. Voraussetzung sei allerdings, dass die Infektionslage sich nicht erheblich verändere, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD).

Auch in Mecklenburg-Vorpommern ist für die weiterführenden Klassen zunächst ein Wechselunterricht geplant - fünf Tage Schule gefolgt von fünf Tagen Homeschooling. Ausnahmen und Präsenzunterricht gelten seit Ende der Winterferien nur für die Klassen 1 bis 6 und die Abschlussklassen.

Ab 15. März wird der Schulbereich in Niedersachsen im Wechselmodell geöffnet: Für die Schülerinnen und Schüler der Schuljahrgänge 5-7 im Sekundarbereich I sowie den Schuljahrgang 12 im Sekundarbereich II. Eine Woche später sollen dann alle Klassenstufen zurückkommen. 

Nordrhein-Westfalen kündigte am Freitag ebenfalls für die Schüler aller Jahrgangsstufen ab dem 15. März wieder einen "eingeschränkten Präsenzunterricht" an. In den zwei verbleibenden Wochen bis zu den Osterferien solle es Unterricht in einem Wechsel aus Präsenz- und Distanzunterricht geben, teilte das Schulministerium in Düsseldorf auf seiner Webseite mit. Bereits seit dem 22. Februar sind Grund- und Förderschüler sowie Schüler aus Abschlussklassen im Präsenzunterricht.

Im Saarland werden ab dem 8. März nur die fünften und sechsten Klassen in den Wechselunterricht starten. Für die älteren Klassenstufen wird es erst eine Woche später losgehen. Auch Schleswig-Holstein startet ab kommenden Montag erstmal mit den fünften und sechsten Klassen.

Länder, die noch zurückhaltend sind:

Bis zu den Osterferien (6.-16. April) plant Hessen keine weiteren Öffnungs- oder Lockerungsschritte in den Schulen. Das teilte ein Sprecher des Kultusministeriums am Freitag in Wiesbaden mit. 

Auch in Sachsen-Anhalt bleibt der Schulbetrieb in den meisten Landkreisen eingeschränkt. Einzige Ausnahme ist der Landkreis Mansfeld-Südharz: Dort gibt es ab Montag wieder täglichen Präsenzunterricht mit voller Klassenstärke für alle. 

Thüringen ist beim Thema Schule deutlich zurückhaltender als andere Bundesländer. Grund sind die vielen Corona-Neuinfektionen – mit steigender Tendenz. Der Entwurf der neuen Verordnung der Landesregierung sieht daher erst ab Mitte März vorsichtige Öffnungsschritte vor. Zur Schulöffnung äußerte sich das Bildungsministerium am Freitag verhalten. "Ob das jetzt im März alles noch klappt (...) – das ist Glaskugelleserei“, sagte ein Sprecher in Erfurt.

Bildungsministerin: Präsenzunterricht nach und nach ausweiten

Noch im März sollen nach Ansicht der Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst (SPD), alle Schüler wieder zur Schule gehen können. "In der Kultusministerkonferenz sind wir uns einig: Wir wollen, dass noch im März alle Schülerinnen und Schüler wieder zur Schule gehen – auch wenn es im Regelfall erst mal Wechselunterricht sein wird", sagte Ernst den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland vom Freitag.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte: "Der Präsenzunterricht sollte nach und nach über alle Jahrgänge mit Umsicht und Vorsicht unter Berücksichtigung des aktuellen Infektionsgeschehens ausgeweitet werden." Nötig seien Wechselunterricht mit nur jeweils halben Klassen in der Schule und Abstandsregeln, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Laut Bund-Länder-Beschluss sollen die Länder Tests sicherstellen: Das Personal in den Schulen sowie alle Schülerinnen und Schüler sollen pro Präsenzwoche das Angebot von mindestens einem kostenlosen Schnelltest erhalten. Bei diesen Tests werden Wattestäbchen durch geschultes Personal tief in Rachen sowie Nase eingeführt.

Karliczek: Schwächen des Bildungssystems "gnadenlos" offengelegt

Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte in einer Studie zu den Corona-Ausbrüchen an Schulen festgestellt, dass sich die Hälfte der Ausbrüche in dem untersuchten Zeitraum auf den jeweiligen Jahrgang oder die Klasse beschränkt hatte. Das Risiko, in einen Ausbruch involviert zu sein, war bei den Kindern bis zehn am kleinsten. Auch das Krankheitsrisiko ist bei Betroffenen aus weiterführenden Schulen - zumindest laut einer vom RKI zitierten Studie - wohl höher als bei Schulen mit Jüngeren. Risiken für Ausbrüche gehen der RKI-Erhebung zufolge überwiegend von Lehrkräften aus. Diese seien bei etwa der Hälfte der Ausbrüche bei den Sechs bis Zehnjährigen der vermutete Primärfall.

Karliczek will sich um Schülerinnen und Schülern kümmern, die wegen des Schullockdowns beim Lernen ins Hintertreffen geraten sind. "Kinder mit größeren Lernrückständen brauchen umfangreichere Unterstützung", sagte sie im Bundestag. Zunächst müsse ermittelt werden, wie groß das Problem sei. "Dann können wir mit der KMK aktiv werden." Die KMK ist die Kultusministerkonferenz der Länder, also die Beratungsrunde der für Bildung zuständigen Minister. Karliczek hatte bereits der "Rheinischen Post" (Mittwoch) gesagt, nötig sei ein Aktionsplan gegen Lernrückstände.

Im Bundestag räumte Karliczek ein, die Pandemie habe die Schwächen des Bildungssystems "gnadenlos" offengelegt. Doch nach der in den vergangenen Jahren als schleppend kritisierten Schuldigitalisierung komme das Geld aus dem Digitalpakt nun in den Schulen an. "Überall herrscht Aufbruchstimmung." Laptops für Schüler und Lehrkräfte sowie IT-Administratoren würden vom Bund gefördert. Neben vielen Schülerinnen und Schülern verlange die Pandemie auch Lehrkräften, Hochschullehrkräften und Ausbildern viel ab. 

les mit DPA

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