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Nach Kinderporno-Affäre Das Leben des Sebastian Edathy im "Exil"

Er war 16 Jahre lang Mitglied des Bundestags, war Vorsitzender des NSU-Untersuchungsausschusses: Als Kinderpornos bei ihm entdeckt wurden, kam für Sebastian Edathy der tiefe Fall. Die "Süddeutsche Zeitung" hat ihn im Ausland besucht.

An dem Tag, an dem sich für Sebastian Edathy alles ändern sollte, war er gerade auf Kurzurlaub in Dänemark. Als Polizei und Staatsanwaltschaft im Februar 2014 die Büroräume und die Privatwohnung des ehemaligen SPD-Politikers wegen des Verdachts auf Kinderpornografie durchsuchten, endete seine Karriere abrupt. Jahrelang hatte er sich Nackt-Material von Jugendlichen bei einem Versandhandel in Kanada bestellt - und zahlte dafür einen hohen Preis. "Wie lebt jemand, der vollkommen aus seinem Leben gestürzt ist?", fragte sich der Journalist Heribert Prantl von der "Süddeutschen Zeitung" und machte sich für das "SZ-Magazin" auf, Edathy über zwei Jahre nach dem Skandal in seinem selbstauferlegten "Exil" zu besuchen.

In dem Gespräch - in einem nicht genannten, nordafrikanischen Land - gibt sich Edathy selbstkritisch, beklagt aber auch seine soziale Ächtung. Man habe ihn "noch kleiner als ein Atom" machen wollen, sagt Edathy. Zugleich räumt er ein, sich zu spät zu seiner moralischen Schuld bekannt zu haben. Der Erwerb von Filmen mit nackten Jugendlichen sei "unnötig und falsch" gewesen. Edathy betont allerdings, er habe "kein sexuelles Interesse an Minderjährigen". Womöglich sei er "strukturell generell ein Borderliner", erklärt er mit Blick auf sein Fehlverhalten.

Edathy will seinen Verlobten im Dezember heiraten

Der einstige Vorsitzende des Innenausschusses des Bundestags war im Februar 2014 von allen Ämtern zurückgetreten, nachdem die Staatsanwaltschaft bekannt gemacht hatte, dass der Politiker von einem Versand in Kanada Nacktbilder von Minderjährigen bezogen hatte.

Edathy war wegen des Besitzes des besagten Materials angeklagt worden, das Landgericht Verden hatte den Prozess aber im März 2015 gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt. Er gilt damit juristisch weiter als unschuldig und ist nicht vorbestraft. Der frühere Abgeordnete berichtet dem "SZ-Magazin" von massiven Morddrohungen, die ihn immer noch erreichten. Wegen dieser Drohungen sei er zumindest vorübergehend aus Deutschland weggezogen.

Den Angaben zufolge lebt Edathy bescheiden und ohne laufendes Einkommen von Ersparnissen und kleinen Zuwendungen der Verwandtschaft. An dieser Stelle ist es jedoch wichtig zu erwähnen, dass Edathy wohl alles andere als Mittellos ist. Da er jedoch juristisch für unschuldig befunden wurde, steht ihm ein "Übergangsgeld" in höhe von 130.000 Euro zu. Ab dem 67. Lebensjahr erhält er zudem eine Pension für seine langjährige Arbeit - auch diese dürfte üppig ausfallen.

Angesichts der Perspektivlosigkeit seines Lebens hätten ihn Selbstmordgedanken geplagt. Privat wolle der Ex-Politiker im Dezember mit seinem Partner in Deutschland eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen. Sein Verlobter sei Hotelmanager in dem Land, in dem Edathy jetzt wohne.

amt mit Agenturen

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