SPD-Mitglieder-Umfrage Desaströse Umfragewerte für Kanzler Schröder und die SPD

Desaströse Umfragewerte für Kanzler Schröder und die SPD Dreiviertel der SPD-Mitglieder gibt Wahl 2006 verloren - 60 Prozent halten die rot-grüne Politik für unsozial - 56 Prozent denken über Austritt nach

Hamburg. - Die SPD muss kurz vor dem Parteitag Anfang kommender Woche einen dramatischen Vertrauensschwund in der eigenen Mitgliedschaft zur Kenntnis nehmen. Nach einer repräsentativen Umfrage unter 1001 SPD-Mitgliedern im Auftrag des stern glauben 72 Prozent der eingeschriebenen Sozialdemokraten nicht mehr daran, dass die SPD die nächste Bundestagswahl gewinnen kann; außerdem würde jedes fünfte SPD-Mitglied momentan nicht die SPD wählen. 56 Prozent haben schon einmal überlegt, die Partei zu verlassen, 60 Prozent halten die derzeitige Politik für sozial unausgewogen. Nach der stern-Umfrage, die vom Forsa-Institut durchgeführt wurde, sind die meisten Genossen unzufrieden mit ihrer Parteiführung. Zwar bewertet eine knappe Mehrheit von 51 Prozent Gerhard Schröders Arbeit als SPD-Vorsitzender als "gut", 54 Prozent fordern allerdings, künftig die Ämter von Kanzler und Parteichef zu trennen. 32 Prozent der SPD-Mitgliedern wünschen sich, dass Ex-Parteichef Oskar Lafontaine wieder eine wichtige Rolle in der SPD übernimmt. Äußerst kritisch wird SPD-Generalsekretär Olaf Scholz von seiner Basis gesehen. So beurteilen 58 der SPD-Mitglieder seine Arbeit als schlecht oder weniger gut. 44 Prozent hätten lieber einen anderen Parteimanager, ermittelte Forsa. Von den jüngeren SPD-Politikern genießt der ehemalige niedersächsische Ministerpräsident Sigmar Gabriel das meiste Vertrauen: 61 Prozent der Sozialdemokraten wollen, dass er mehr Gewicht in der Partei erhält; die für den stellvertretenden Parteivorsitz kandidierende Ute Vogt kommt auf einen Wert von 53 Prozent. Die stern-Umfrage zeigt zudem eine gewaltige Diskrepanz zwischen der grundsätzlichen Einstellung der SPD-Basis und dem Kurs ihres Parteivorsitzenden. So stufen sich 50 Prozent der SPD-Mitglieder als links ein, 52 Prozent wünschen sich eine linke SPD, aber nur 16 Prozent halten die gegenwärtige Politik für links. Fast zwei Drittel der SPD-Mitglieder – 64 Prozent – würden lieber in die Opposition gehen als die Grundwerte der Partei aufzugeben; nur 33 Prozent bejahten dagegen, dass es vorrangig sei, Macht zu haben, um die eigenen Vorstellungen umsetzen zu können. Auch die auf einem Sonderparteitag Anfang Juni beschlossene Agenda 2010 des Bundeskanzlers stößt in seiner Mitgliedschaft weiter auf heftigen Widerspruch. Nur 49 Prozent der Genossen sehen Schröders Reform-Agenda im Einklang mit den sozialdemokratischen Grundwerten. 55 Prozent bezweifeln, dass die Agenda 2010 zu mehr Wachstum und zu mehr Arbeitsplätzen führen werde, ergab die Forsa-Erhebung für den stern. Dagegen befürworten 73 Prozent der SPD-Mitglieder eine Wiedereinführung der Vermögensteuer, die von der Parteispitze abgelehnt wird. Forsa hatte vom 3. bis 5. November 1001 SPD-Mitglieder im gesamten Bundesgebiet befragt. Die statistische Fehlertoleranz beträgt +/- 3 Prozentpunkte