Und jetzt... Django Asül Sag Ja zur Monarchie!

Eine satirische Thronrede von Django Asül
Wenn die unteren Schichten dank Hartz IV wieder ins 19. Jahrhundert katapultiert werden, warum nicht auch die oberen Schichten? Ein König muss her, Prinz Pipi kann es nicht werden.

Die Medienwelt ist auch nicht mehr das, was sie immer sein wollte und nie geschafft hat. Jetzt gibt es endlich mal eine publicity-trächtige Hochzeit, wo keiner der Beteiligten mit einer Drogen- oder sonstigen Vergangenheit aufwarten kann. Und wie ist die Medienresonanz?

Erbärmlich! Allein in Deutschland gibt es ungefähr drei Sender, die entweder gar nicht oder zumindest nicht nonstop von diesem Märchenevent berichten. Da fragt man sich schon, wofür das Fernsehen eigentlich GEZ-Gebühren oder Werbegelder oder am liebsten beides einsackt, wenn der investigativ bis zeithistorisch orientierte Zuschauer Gefahr läuft, beim Rumzappen nicht automatisch auf Kate und William zu stoßen.

Mitunter sind sogar Bilder vom Hurrikan in Alabama oder von staatstragenden Gemetzeln in Syrien oder Libyen zu sehen. Und mit diesen Eindrücken soll der normale TV-Goutierer ins Wochenende entlassen werden?

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Wer sich seit Wochen schon auf diese royale Prä-Scheidungszeremonie gefreut hat, darf keinesfalls zum Nostalgiker oder Monarchiefetischisten abgestempelt werden. Das Gegenteil ist nämlich der Fall. Kate und William stillen die Sehnsucht breiter Massen nach unauffälligen, angenehmen Menschen in auffälligen, unangenehmen Positionen. Die Biographie der Frischvermählten liest sich jungfräulich. Geleistet hat dieses Powerpaar bisher nichts. Und in Zukunft wird es sich allerhand leisten können, weil das Geld irgendwoher kommt, nur nicht von der eigenen Hände Arbeit.

Genau das entspricht dem Ideal der meisten Leute. Eine Art Hartz IV, wo der Regelsatz nicht bei 300 Euro im Monat, sondern eher bei 3000 Euro pro Tag liegt. So etwas kommt dem menschlichen Naturell sehr entgegen. Und die Grundzüge einer Monarchie sind ebenso wenig zu verachten. Wenn schon Adel, dann muss es auch gleich ein Prinz oder König sein oder die jeweils feminine Variante davon.

Wobei Prinz nicht gleich Prinz ist. Deutsche Prinzen im dritten Jahrtausend beispielsweise sind in den höchsten Adelskreisen nicht so gern gesehen, weil sie mitunter proletenhaft bis asozial auftreten. Da bedarf es dann schon einer monegassischen Mitleidsheirat, dass so einer nicht erst im Gefängnis und dann in der Gosse oder andersrum endet. Ein August aus Hannover ist bis in alle Ewigkeit unten durch beim Volk. Da hilft es auch nichts, keinen Doktortitel zu besitzen.

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Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

Das Wichtigste aus der Bundespolitik auf einen Blick

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Die Windsors geben sich wesentlich lässiger und souveräner. Die Queen duldet alles in ihrer Familie, solange sich keiner dabei von ihr oder von der Presse erwischen lässt. Da sind weder Zweitmänner noch Drittfrauen ein Ärgernis. Und für alles andere gibt es ebenfalls reichlich Personal, das jeden Wunsch brav umsetzt. Was den meisten Erdbewohnern für immer versagt und eine geheime Phantasie bleibt, ist bei den Royals business as usual.

Die SPD versucht zwar seit ein paar Jahrtausenden, statt dem Klassendenken eher eine Nivellierung in der Gesellschaft durchzusetzen. Aber die SPD steht nicht von ungefähr da, wo sie steht. Die Union versuchte sich an der Kombination von Adel und Politik. Dieser Ausflug begann sehr vielversprechend und endete in einer Blamage für Adel, Politik und Uni Bayreuth.

Dabei hätte Deutschland von den Briten lernen können: Ja zur Monarchie. Aber bitte ohne jegliche Machtbefugnis. Das würde auch gut in die Lebenswirklichkeit Deutschlands reinpassen. Mit immer mehr Ein-Euro-Jobbern und sonstigen prekären Arbeitsverhältnissen ist eine gefühlte Sklaverei längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Wer den unteren Schichten einen Rollback in frühere Jahrhunderte zumutet, kann und sollte selbiges auch den oberen Schichten zutrauen.

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Je mehr sich die moderne Politik in humoristische Abenteuer wie die Euro-Rettung stürzt, umso mehr kriegen Durchschnittsmenschen das untrügliche Gefühl, dass früher eventuell doch alles besser war.

Und mit früher meint man in Deutschland natürlich nicht die relativ mono-ideellen 30er oder die pseudo-hierarchische Kaiserzeit, sondern lieber die Zeit der selbsternannten oder tatsächlichen Sonnenkönige.

Nicht umsonst ist in Bayern ein gewisser König Ludwig nach Franz Josef Strauß der zweitbeliebteste Regent aller Zeiten. Gerade weil sich diese beiden den demokratischen Strukturen gegenüber resistent zeigten, sind sie immer noch in den Herzen vieler aufrichtiger Menschen.

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Ein öffentlich-rechtlicher Sender namens Phoenix konterkarierte die Hochzeit von Kate und William übrigens auf besonders perfide Weise.

Nicht nur, dass sich Phoenix weigerte, das wichtigste Ereignis des Jahres live zu übertragen. Phoenix entschied sich für ein ganztägiges Kontrastprogramm. Titel: Es lebe die Republik. Sollte der Chefredakteur morgen noch im Amt sein, wäre das ein Tiefschlag gegen Anstand und Moral. Und somit gegen die Monarchie.