Am Mittwoch endet nach 16 Jahren oder genau 5862 Tage die Ära Merkel. Am selben Tag wird Olaf Scholz zum neuen Bundeskanzler gewählt. 16 Jahre, die für sie aufgrund zahlreicher unverhoffter Krisen vermutlich so lang waren, wie für kaum einen sonst in Deutschland: Die Finanzkrise 2008, Corona 2020 und 2015: Die Flüchtlingskrise, die bedeutendste in der Laufbahn von Angela Merkel, glaubt Politikjournalistin Franca Lehfeldt. "Die Flüchtlingskrise war die Krise, in der Angela Merkel am emotionalsten gehandelt hat und die auch die größten Folgen für die innerdeutsche Politik und Demokratie hatte", sagt Lehfelt, die an einem großen Porträt über Merkel gearbeitet hat. Durch die humanitäre Art, mit der Merkel die Krise damals bewältigt habe, werde sie in Erinnerung bleiben, glaubt Lehfeldt. Dass Merkel jetzt, wo sie in den Ruhestand gehen kann, schnellstmöglich in den Flieger steigt und erstmal Urlaub macht, glaubt Politikjournalistin Franca Lehfeldt hingegen nicht. Ganz im Gegenteil habe sie gehört, dass Merkel nun das ehemalige Büro von Helmut Kohl in Berlin Unter den Linden beziehe und dort weiterhin als Beraterin arbeiten möchte. Die ersten privaten Gegenstände seien schon umgezogen, Mutti Merkel bleibt uns also weiter erhalten.
Diese Frauen und Männer regieren Deutschland

Beginnt jetzt die Ära Scholz?
Merkel geht und Scholz kommt. Und das ohne Handschlag zwischen den Beiden. Denn, und das gab es noch nie: Obwohl Angela Merkel als Erste aus dem Amt geht, ohne eine Wahl verloren zu haben, ist sie auch die Erste, die sich bei der Wahl des Nachfolgers nicht mehr im Plenum aufhalten darf. Zutritt haben nur gewählte Abgeordnete, und Merkel ist keine mehr. Stattdessen wird sie die Wahl des neuen Kanzlers von der Zuschauertribüne aus verfolgen und vermutlich erst im Schloss Bellevue die Gelegenheit haben Olaf Scholz zu gratulieren. Ob dieser eine ähnliche Ära einleitet, wie Merkel das vor 16 Jahren getan hat, ist offen. Klar ist, dass dies der wichtigste Tag seiner Karriere sein dürfte. Kurz vorher hat Andreas Borchers aus dem "stern"-Hauptstadtbüro den Noch-nicht-Kanzler zu einem ausführlichen Interview getroffen. "Nervös? Scholz? Nein. Angespannt? Ja. Wenn einer weiß, was da auf ihn zukommt, dann ist das Olaf Scholz", berichtet Borchers von der Stimmung des zukünftigen Kanzlers kurz vor seiner Vereidigung. Kritik an seiner Vorgängerin wollte Scholz sich nicht entlocken lassen – stattdessen gab’s Merkels "Weiter so" in seinen eigenen Worten: "Ich sage nicht, dass alles einfach werden wird, ich sage nur, dass es geht", so Scholz. Also doch Merkel 2.0? Wir werden sehen. Ein Unterschied zu Merkel war nach dem Interview jedenfalls schonmal zu beobachten: Olaf Scholz stand Borchers noch für eine ausgiebige Foto-Session zur Verfügung. "Das hätte Merkel leider nie gemacht."