"Jetzt ist der Moment da, wo man diese Debatte führen muss", sagt der Publizist und SPD-Politiker Yannick Haan in der 438. Folge "heute wichtig". "Enterbt uns endlich" das ist der Titel des Buches, das Haan geschrieben hat, nachdem er selbst geerbt hat. Es war kein Imperium, keine Millionen, wie er sagt, aber doch so viel, dass sich sein Leben verändert hat. Von seinem Erbe konnte sich der Autor zwei Wohnungen kaufen – eine, in der er selbst lebt und eine, die er vermietet. "Das hat mir eine Sicherheit gegeben, die ich nie hätte haben können, ein Vermögen, was ich mir mit einem normalen Job nie hätte erarbeiten können." Aber ist das gerecht?
Erben – ein Thema, über das niemand sprechen möchte
Was Haan früher nicht in Frage gestellt hat, will er heute debattieren – und merkt: Das ist ein Thema, über das viele nicht sprechen wollen. "Da kommen mehrere Faktoren zusammen: Der Tod eines Verwandten, dann ist in Deutschland insbesondere der Faktor Geld etwas sehr Intimes, über das wir nicht gerne reden", sagt Haan. Nur geht es beim Erben um unfassbare Summen, so der Autor. Zwischen 300 und 400 Milliarden werden in Deutschland jährlich vererbt. Zum Vergleich: Der deutsche Bundeshaushalt liegt knapp über 500 Milliarden Euro. Nur einen Bruchteil davon nimmt der Staat laut Haan durch die Erbschaftssteuer ein, 2021 waren es etwa 11 Milliarden Euro. Die Einnahmen durch die Einkommensteuer hingegen lagen bei 340 Milliarden Euro. "Wir besteuern Arbeit sehr hoch und Vermögen sehr niedrig, das ist ungerecht", sagt Haan.

"Wer mehr erbt, zahlt weniger Steuern": Reichtum erarbeiten? Unmöglich!
"Das Versprechen der Demokratie, jeder kann es schaffen, jede Stimme zählt – das ist so heute nicht mehr gegeben." Sich Reichtum zu erarbeiten, sei kaum mehr möglich. "40 Prozent der Bevölkerung haben keine Ersparnisse und sind diesen ganzen Krisen ungeschützt ausgeliefert", sagt der Autor. Und gleichzeitig werde das Vermögen von Superreichen oft nicht besteuert oder Schlupflöcher gefunden. Auch die Erbschaftssteuer wird ab 10 Millionen Euro regressiv: "Das heißt: Wer mehr erbt, zahlt weniger Steuern. Das stimmt mit dem Gerechtigkeitsempfinden nicht mehr überein", sagt Yannick Haan. Problematisch sei auch das so genannte Firmenvermögen – ein Beispiel: "Bei drei Wohnungen zahlt man Steuern, bei 300 Wohnungen sagt das Finanzamt ‘das ist Betriebsvermögen‘, da zahlt man keine Erbschaftsteuer mehr", erklärt der Publizist im Podcast. Wer also ein Haus erbt, zahle öfter Steuern als Unternehmen.
Strom- und Heizkosten: Mit diesen Tricks kann ein Haushalt 1000 Euro sparen

Dusch-Appelle von Politikern mögen hilflos klingen. Tatsächlich sehen aber auch die Warentest-Experten hier das größte Sparpotenzial im Alltag. Allein der Einbau eines Sparduschkopfs kann die Stromkosten einer dreiköpfigen Familie um 500 Euro im Jahr senken, da der Durchlauferhitzer weniger Wasser erwärmen muss. Wenn die Familienmitglieder jetzt noch kürzer (sechs statt zehn Minuten) und nur ein Grad kühler duschen, steigt die Ersparnis auf rund 700 Euro. Wer sein Wasser mit Gas erwärmt, kann mit denselben Maßnahmen natürlich ebenfalls Geld sparen.
Autor Yannick Haan: "Das Wissen über die Erbschaftssteuer ist erschreckend gering"
Kein Wunder, dass die Neubewertung von Immobilien und Grundstücken in diesem Jahr für einen Aufschrei sorgt. Für manche, die Wohneigentum erben, könnte die Erbschaftssteuer dadurch nämlich steigen. In der Debatte um die Erbschaftssteuer wird deshalb immer wieder das Schreckgespenst aufgemalt, der Staat wolle sich das Elternhaus unter den Nagel reißen, sagt Yannick Haan: "Dabei hat sich, wenn man in die Details geht für die Allermeisten nichts geändert." Das Problem: Das Wissen über die Erbschaftssteuer sei bei vielen erschreckend gering. "Wer ein Haus oder eine Wohnung erbt, gehört nicht zu den Verlierern der Gesellschaft", sagt der Publizist. Die Erbschaftssteuer, die außerhalb der Freibeträge anfalle, sei in der Regel schaffbar. "Wir haben in Deutschland einen großen Reichtum, aber wir haben ihn sehr schlecht verteilt. Damit die Schere zwischen Arm und Reich wieder zusammengeht, ist die Erbschaft das, wo man am einfachsten rankommt und wo die größten Ungerechtigkeiten sind."
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