"Wir verurteilen den verbrecherischen Angriffskrieg Russlands aufs Schärfste." Diesen Satz wollte Sahra Wagenknecht aus dem Leitantrag der Linken vor dem Parteitag in Erfurt streichen lassen, der an diesem Freitag beginnt. Auch sonst tut sich die prominente Linke schwer damit, Russland in die Verantwortung zu nehmen. Journalist Jonas Schulze Pals sagt in der 303. Ausgabe des Podcasts "heute wichtig": "Es hat auch viel mit einem anti-amerikanischen Blick auf die Welt zu tun, dass man nicht Russland als Aggressor wahrnimmt, sondern die USA, durch eine Nato-Osterweiterung."
Dem Parteitag wird Wagenknecht fernbleiben. Sie sei krankgeschrieben, es bestehe der Verdacht, dass sie sich mit Corona angesteckt habe. Sie bedaure sehr, dass sie nicht nach Erfurt kommen könne, sagte sie der Nachrichtenagentur DPA.

Podcast "heute wichtig"
Klar, meinungsstark, auf die 12: "heute wichtig" ist nicht nur ein Nachrichten-Podcast. Wir setzen Themen und stoßen Debatten an – mit Haltung und auch mal unbequem. Dafür sprechen Host Michel Abdollahi und sein Team aus stern- und RTL-Reporter:innen mit den spannendsten Menschen aus Politik, Gesellschaft und Unterhaltung. Sie lassen alle Stimmen zu Wort kommen, die leisen und die lauten. Wer "heute wichtig" hört, startet informiert in den Tag und kann fundiert mitreden.
Die Linke: Eine orientierungslose Partei
Die eigene Haltung zu Russland ist nicht das einzige interne Problem der Partei. Der Sexismus-Skandal ist noch nicht aufgearbeitet, nur die Co-Vorsitzende Susanne Hennig-Wellsow hatte sich im April von der Parteispitze zurückgezogen. Janine Wissler dagegen steht nach wie vor an der Spitze der Partei und möchte in Erfurt wieder kandidieren – obwohl Wissler intern dafür kritisiert wird, wider besseren Wissens zu spät gegen die Vorwürfe vorgegangen zu sein.
Ein Neuanfang sieht anders aus, kritisiert auch Sahra Wagenknecht. Ein großes Problem der Linken ist ihre Orientierungslosigkeit, sagt Jonas Schulze Pals: "Es gibt viele Fragestellungen, wo die Linke keine klare inhaltliche Ausrichtung hat. Schauen wir uns das bei Corona an, da hat man von einigen Abgeordneten Stimmen gehört, dass die Corona-Maßnahmen staatliche Willkür seien. Bei anderen konnten Maßnahmen nicht hart genug sein. Auch beim Ukraine-Krieg hat man selten eine einheitliche Position dieser Partei wahrnehmen können."
In Erfurt möchte sich die Linke nun neu sortieren und aufstellen. Der einzige Ministerpräsident der Linken, Bodo Ramelow (Thüringen), fordert eine klare Position zu Russland. Dazu und zu vielen anderen aktuellen Themen muss die Linke eindeutige Positionen finden. Schafft sie das nicht, dann drohen weitere Desaster – wie das Zwei-Prozent-Ergebnis bei der NRW-Wahl. Und es würde sich mehr denn je die Frage stellen: Braucht es die Linke überhaupt noch?
Ihr Abo für "heute wichtig"
Verpassen Sie auch sonst keine Folge von "heute wichtig" und abonnieren Sie unseren Podcast bei: Audio Now, Spotify, Apple Podcasts, Deezer, Castbox oder in ihrer Lieblings-Podcast-App. Bei inhaltlichen Fragen oder Anregungen schreiben Sie uns an heutewichtig@stern.de.