"heute wichtig" Hunger als Waffe: Wie Putin Staatschefs in Ostafrika manipuliert

Wladimir Putin
Im Gegenzug für humanitäre Hilfe in Ostafrika erwartet Wladimir Putin Loyalität, meint stern-Reporter Marc Goergen
© Yury Kochetkov / DPA
Viele werfen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor, Hunger als Waffe einzusetzen. Denn die russische Armee hindert die Ukraine daran, ihren Weizen in großen Mengen auszuliefern. Putin versucht sich damit wichtiger zu machen, als er ist. 

"Putin bemüht sich dieser Tage sehr stark darum, auch auf dem afrikanischen Kontinent für seine Politik Zustimmung zu finden. Er hat damit auch Erfolg", sagt stern-Reporter Marc Goergen in der 295. Folge des Podcasts "heute wichtig". Denn viele Regierungschef:innen von ärmeren Ländern auf dem afrikanischen Kontinent kämpfen gegen eine akute Hungersnot. Die Corona-Pandemie, extreme Dürre und der Krieg in der Ukraine führen dazu, dass zum Beispiel in Somalia hunderttausende Menschen drohen, zu verhungern. Und dann erscheint Wladimir Putin auf der Bildfläche und verspricht diesen Ländern humanitäre Hilfe.  

Doch diese gibt’s nicht einfach so, dafür erwartet Putin Loyalität oder zumindest keine Gegenstimmen, erklärt der ehemalige Südafrika-Korrespondent Marc Goergen: "Bei den Abstimmungen in den Vereinten Nationen, als es darum ging, das russische Vorgehen zu verurteilen, haben sich ja sehr viele afrikanische Länder enthalten. Eben auch Länder wie Südafrika, die wir ja vom Bauchgefühl her eher dem westlichen Lager zuordnen würden." Dadurch baut der russische Präsident Wladimir Putin sein Netzwerk an befreundeten Staaten einfach an anderer Stelle auf: "Der Hunger ist nur eine Komponente, mit der er spielt. Es geht mehr darum, dass der russische Präsident wieder weltweit präsent sein will und da ist Afrika für ihn ein wichtiger Zukunftsmarkt", so Goergen im Podcast "heute wichtig". 

Schon die vierte Regenzeit in Folge ist ausgefallen 

Neben dem Krieg in der Ukraine ist die Klimakrise ein großes Problem: "Wir in diesem Jahr den Ausfall der vierten Regenzeit in Folge, gerade in Ländern wie Kenia, Somalia oder auch der Süden von Äthiopien", beschreibt Marc Goergen die heikle Lage. Eigentlich essen die Menschen im Osten Kenias klassischerweise den Maisbrei "Ugali", doch durch den Klimawandel ist es so trocken, dass Mais in dieser Region gar nicht mehr wächst. Goergen hat die Regionen mehrfach besucht und plädiert im Podcast dafür, den Bewohner:innen Alternativen aufzuzeigen, um die Hungersnot zu mildern und Abhängigkeiten wie die von Russland zu minimieren: "Man muss den Menschen dabei helfen, ihren Anbau umzugestalten. Mehr auf Pflanzen zu setzen, die Trockenheit besser ertragen können, als es der sehr wasserliebende Mais ist." 

Michel Abdollahi
Host Michel Abdollahi

Podcast "heute wichtig"

Klar, meinungsstark, auf die 12: "heute wichtig" ist nicht nur ein Nachrichten-Podcast. Wir setzen Themen und stoßen Debatten an – mit Haltung und auch mal unbequem. Dafür sprechen Host Michel Abdollahi und sein Team aus stern- und RTL-Reporter:innen mit den spannendsten Menschen aus Politik, Gesellschaft und Unterhaltung. Sie lassen alle Stimmen zu Wort kommen, die leisen und die lauten. Wer "heute wichtig" hört, startet informiert in den Tag und kann fundiert mitreden.

 

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mkb / les