Nach einer mysteriösen Erkrankung mehrerer US-Diplomaten in Havanna hat Washington zwei kubanische Diplomaten ausgewiesen. Die beiden Botschaftsmitarbeiter seien bereits im Mai zur Ausreise aufgefordert worden, teilte das US-Außenministerium am Mittwoch mit. Zuvor hätten einige Mitarbeiter der US-Botschaft in Havanna über "Vorfälle" geklagt, die zu verschiedenen "körperlichen Symptomen" geführt hätten. Einige US-Diplomaten hätten wegen der Erkrankung in die USA zurückkehren müssen.
Bei den mysteriösen "körperlichen Symptomen" der US-Mitarbeiter soll es sich um einen kurzzeitigen Gehörverlust handeln. Das berichten die Nachrichtenagentur "Reuters" und der US-Nachrichtensender "CNBC" übereinstimmend - als Informationsquellen werden mit der Sache vertraute Kreise aus der US-Regierung genannt. Laut "CNBC" hätten die Ermittlungen sogar ergeben, dass die US-Diplomaten für Menschen unhörbaren Tönen ausgesetzt waren, die zu den Probleme geführt haben könnten.
Demnach sollen unmittelbar außerhalb oder gar innerhalb ihrer Wohnsitze Geräte angebracht gewesen sein, die jene unhörbaren Töne ausgespielt haben. Es sei allerdings unklar, ob es sich dabei um einen gezielten Angriff gegen die US-Diplomaten handelt oder die Geräte einen anderen Zweck gehabt hätten. Auch nach Informationen des US-Senders "CNN" soll es sich bei dem Vorfall möglicherweise um einen "akustischen Anschlag" gehandelt haben. Die Symptome der Betroffenen hätten denen einer Gehirnerschütterung geglichen und sich auf das Gehör ausgewirkt.
USA halten sich zu kubanischen Diplomaten bedeckt
Die ersten dieser "Vorfälle" seien Ende 2016 bekannt geworden, sagte Außenamtssprecherin Heather Nauert. Zur Zahl der betroffenen US-Diplomaten und zur Art ihrer Symptome machte sie allerdings keine Angaben. "Wir haben keine konkreten Antworten zu der Ursache der Symptome", wird die Sprecherin von der "Washington Post" zitiert. Darüber hinaus seien die Erkrankungen nicht lebensgefährlich. Dennoch: "Die kubanische Regierung hat eine Verantwortung und Verpflichtung" die US-Diplomaten zu beschützen, so Nauert laut der Zeitung. Man nehme die Angelegenheit sehr ernst. "Als Folge davon haben wir zwei Kubaner aufgefordert, die USA zu verlassen und das haben sie", so die Sprecherin.
Kuba: Ausweisung "ungerechtfertigt und grundlos"
Die kubanische Regierung bestätigte die Angaben. Havanna hatte demnach gegen die Ausweisung der beiden Diplomaten protestiert und die US-Regierung aufgefordert, bei der Aufklärung der mysteriösen Vorfälle zusammenzuarbeiten.
In einem Statement von Mittwoch, aus dem "CNBC" zitiert, bezeichnet die kubanische Regierung die Ausweisung als "ungerechtfertigt und grundlos" bezeichnet. Kuba habe niemals erlaubt - und werde es auch nicht - dass auf kubanischem Territorium offizielle Diplomaten oder ihre Familien zu Schaden kommen, heißt es weiter.
Trump nimmt Abstand von Obamas Kuba-Politik
US-Präsident Donald Trump hatte im Juni eine Abkehr von der Kuba-Politik seines Vorgängers Barack Obama eingeleitet. Er nahm von Obama eingeführte Lockerungen bei den Reise- und Handelsbeschränkungen mit dem Karibikstaat zurück. Trump bezeichnete die kubanische Regierung als ein "grausames und brutales Regime" und machte die künftigen bilateralen Beziehungen von Fortschritten bei den Menschenrechten abhängig.
Obama hatte ab Ende 2014 eine Politik der Annäherung an den Karibikstaat betrieben. Am 20. Juli 2015 eröffnete Kuba erstmals seit rund einem halben Jahrhundert wieder seine Botschaft in Washington. Die historische Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zu dem karibischen Nachbarland nach mehr als 50 Jahren Eiszeit blieb von Trumps Kurswechsel unberührt.