Obamameter Merkel gegen Steinmeier 4:3

Knappes Ergebnis diese Woche: Merkel sammelt Punkte bei der Frauenunion, Steinmeier trifft sich mit Kurt Beck. stern-Redakteure bewerten die Auftritte der Spitzenkandidaten auf dem Obamameter.

Diese Woche 4 Punkte

(Maximal sind 6 Punkte möglich)

Die globale Rezession (auf englisch: "recession") sei auch eine "He-cession", heißt es. Eine vor allem von Männern herbeigeführte Krise. Das jedenfalls behaupten Journalisten und andere Theoretiker neuerdings gern. Was das mit Angela Merkel zu tun hat? Beim Delegiertentag der Frauen-Union hat sie es im schönsten Regine-Hildebrandt-Ton erzählt.

"Frauen können alles...", rief sie den 1400 Delegiertinnen zu, "...nur anders." Sie wisse das aus Erfahrung, sagte die Kanzlerin. Früher musste sie nämlich als einzige weibliche Physikerin zusammen mit 17 männlichen forschen und experimentieren. "Die fingen immer gleich an, rumzulöten, wild auf alle Knöppe zu drücken, machten schwer auf action, während ich noch da saß und nachgedacht hab'. Und dann macht es plötzlich 'Puff', kleine Explosion oder wat, alles war versaut, die Kollegen ratlos - und dann durfte ich ran."

Geschichte wiederholt sich eben doch.

Ulrike Posche ist Autorin des stern

Diese Woche 3 Punkte

(Maximal sind 6 Punkte möglich)

Erinnert sich noch jemand, wer diesen Frank-Walter Steinmeier eigentlich zum Kanzlerkandidaten gemacht hat? Genau, Kurt Beck war's. Er ist der Schuldige. Der Pfälzer war ja an allem schuld: an der Krise der SPD, an ihren miserablen Umfragewerten, am schlechten Ruf des Vollbartes.

Jetzt, da die SPD in den Umfragen wieder auf Beck-Niveau gesunken ist (20 bis 23 Prozent), wird es allerdings Zeit, Kurt Beck historische Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. An Beck lag's nicht, auch nicht an seinem Bart, dass die einst so stolze Volkspartei daniederliegt. Steinmeier demonstriert das mit einem völlig überraschenden Trip nach Rheinland-Pfalz. Er besucht an diesem Freitagabend die älteste Winzergenossenschaft der Welt in Mayschoß-Altenahr und trifft dort auf - Kurt Beck. Nach dem stillen Putsch vom Schwielowsee im September 2008 ist es der erste gemeinsame Auftritt der beiden. Steinmeier hat den Wunsch geäußert, die Rheinland-Pfälzerin Andrea Nahles hat vermittelt, Beck hat sich nicht gewehrt. Ein roter Spätburgunder zur Versöhnung mitten im Wahlkampf.

Wem das nützt? Steinmeier. Er erhält Becks endgültige Absolution: Er ist kein Putschist. Die rheinland-pfälzischen Genossen können jetzt guten Gewissens Wahlkampf für ihren Kanzlerkandidaten machen. Vielleicht bringt das ja ein halbes Prozent.

Na dann, Prost! Ab morgen übernimmt Ulla mit ihrem Dienstwagen wieder das Kommando.

Jens König ist Reporter des Berliner stern-Büros