Klaus Naumann Was erwarten Sie jetzt von Israels Streitkräften, Herr General?

Ein Panzer mit israelischer Flagge
Israelische Kampffahrzeuge und Panzer sind in der Nähe der Grenze zwischen Israel und Gaza im Einsatz
© Ilia Yefimovich/dpa
Nach der letzten israelischen Bodenoffensive 2014 gegen Hamas im Gazastreifen bekam der General a.D. Klaus Naumann, Ex-Generalinspekteur der Bundeswehr, tiefe Einblicke in Denken und Handeln von Israels Streitkräften. Nun prognostiziert er einen "sagenhaft schwierigen" Einsatz.

Herr Naumann, warum dauert es so lange mit der angekündigten Bodenoperation der israelischen Streitkräfte IDF in Gaza?
Vor allem Generalstab wird sich immer wieder fragen: Wie ist das Verhältnis von Aufwand und Nutzen? Wie erreichbar sind die Ziele? Und wie vertretbar sind die Risiken und Verluste, mit denen wir rechnen müssen? Die Hamas hat 229 Geiseln in ihrer Gewalt, aus Israel und nahestehenden Staaten. Das ist einer der ganz wesentlichen Gründe für das Zögern, am Boden massiv reinzugehen. Hamas macht hier hemmungslos vom Konzept menschlicher Schutzschilde Gebrauch, das haben wir ja schon bei Israels Operation 2014 gesehen. Trotzdem nehme ich an, diese Bodenoperation wird kommen.

Trotz aller Warnungen vor einem Flächenbrand in der Region – etwa von Christoph Heusgen, dem Chef der Münchener Sicherheitskonferenz? 
Menschen mit marginaler militärischer Erfahrung rate ich davon ab, der kampferfahrensten Armee der Welt Ratschläge zum Verzicht auf eine Bodenoffensive zu geben, die mehr von Angst um die eigene Sicherheit denn von nüchternem Abwägen geprägt sind.