Sie war als Nachfolgerin für die Boeing 727 konzipiert: die Boeing 757, ein Kurz- und Mittelstreckenflugzeug mit nur zwei Triebwerken unter den Tragflächen statt drei Triebwerken im Heck. Am 19. Februar 1982 startete der komplett neu entwickelte Jet zum Erstflug. Schon im Dezember desselben Jahres konnte das erste Exemplar an Eastern Air Lines ausgeliefert werden.
Das ursprünglich als Boeing 7N7 parallel zur Entwicklung der Boeing 767 gestartete Projekt wurde ein Erfolg. Eine neue Triebwerksgeneration senkte den Kerosinverbrauch, das Verhältnis von Reichweite und Sitzplätzen erwies sich insbesondere für Charterfluggesellschaften in Europa als ideal. Condor regte sogar eine um sieben Meter auf 57,4 Meter verlängerte Version an: Die Boeing 757-300 kam 1999 auf den Markt kam und ist noch heute bei dem Ferienflieger im Einsatz – mit Platz für 275 Passagiere.
Durch große Winglets an den Flügelenden vergrößerte sich die Reichweite auf 8000 Kilometer. In der Kombination mit der Zulassung des Twin-Jets für längere Überwasserflüge machte die 757 abermals Karriere. US-Airlines setzten das Flugzeug sogar auf Transatlantikrouten ein, wo sich der Einsatz eines Großraumflugzeuges wegen zu geringer Passagiernachfrage nicht lohnte.
Nach 1050 Exemplaren war Schluss
Mit der Produktion von 1050 Exemplaren im Jahre 2004 endete die Karriere der 757 noch nicht. Ausgediente Passagiermaschinen wurden und werden zu Frachtern umgerüstet und erweisen sich als zuverlässige Arbeitstiere bei Airlines wie DHL, UPS und FedEx.
Die Boeing 757 erwies sich in der Statistik als ein sehr sicheres Flugzeug. Dennoch kam es der 40-jährigen Geschichte zu Unglücken. So stürzte ein Jet der türkischen Birgenair am 6. Februar 1996 nur fünf Minuten nach dem Start in der Dominikanischen Republik ab. An Bord des Charterflugzeuges waren auch 167 deutsche Urlauber des Reiseveranstalters Öger Tours. Alle 189 Personen kamen ums Leben
Auch bei einem der schlimmsten Flugzeugunglücke im deutschen Luftraum war eine Boeing 757 beteiligt: Bei Überlingen am Bodensee stießen die Frachtversion der 757 von DHL mit einer Tupolew u-154 der Bashkirian Airlines aus Russland zusammen. Der verantwortliche Fluglotse der Flugsicherungsgesellschaft Skyguide in Zürich hatte in der Nacht am 1. Juli 2002 einen Fehler gemacht. Alle 71 Insassen beider Flugzeuge starben.
Die Entwicklung eines längst überfälligen Nachfolgers hat Boeing verpasst und das Projekt eines "New Midsize Airplane" 2020 verworfen. Dabei geht der Trend in der Zivilluftfahrt zu mehr Nonstop-Verbindungen zwischen dezentralen Flughäfen, wofür die Boeing 757 den Markt einst erschlossen hatte.
Dafür benötigen die Airlines Schmalrumpfflugzeuge mit 3-3er-Bestuhlung in der Economy Class. Airbus hat dagegen für die Zeichen der Zeit erkannt und mit der A321LR eine Antwort geliefert. Die Europäer profitieren von Boeings Schwäche. Die gerade noch in Bau befindliche A321XLR übertrifft mit ihren Zusatztanks sogar das Einsatzprofil der Boeing 757 und erweist sich als Bestseller.
Mehr als 420 Exemplare sind bereits bestellt worden. Ab 2023 sollen die ersten Exemplare des Jets mit einer Reichweite von 8700 Kilometern ausgeliefert werden. Zu den 20 Kunden gehören auch United und American Airlines – ehemalige Kunden für die Boeing 757.
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