Debatte um Videospiel EA Sports FC: Wenn Jungs nicht mit Mädchen spielen wollen

  • von Luca Wolpers
Mixed Teams: Im Online-Modus "Ultimate Team" können jetzt auch Fußballerinnen aufgestellt werden
Mixed Teams: Im Online-Modus "Ultimate Team" können jetzt auch Fußballerinnen aufgestellt werden
© EA Sports
Die Fußballsimulation "FIFA" geht ab nächsten Freitag als "EA Sports FC" auf den Markt. Doch nicht der neue Name, sondern die Integration von Fußballerinnen ins Spiel sorgt für Unmut unter den Spielern. Auf der Streamingplattform Twitch reagieren sie teilweise extrem.

Am nächsten Freitag geht das beliebteste Fußball-Videospiel in die nächste Runde. "EA Sports FC 24" erscheint und ist damit das erste Spiel der Reihe, nachdem Videospielanbieter Electronic Arts seine Zusammenarbeit mit der Fifa beendet hat. Nun also "EA FC 24" und nicht "FIFA 24" - aber der neue Name ist nicht die Veränderung, die für Aufregung sorgt.

Im beliebten Online-Modus "Ultimate Team" können sich Spieler ein Wunschteam zusammenstellen und sich mit anderen Community-Mitgliedern messen. Ab diesem Jahr kann man auch Frauen in seine Aufstellung integrieren. So kann jetzt Giulia Gwinn beispielsweise Flanken auf Harry Kane schlagen. Der Entwickler begründet die Änderung damit, dass "The World's Game" für alle sei – ein Zeichen der Inklusion und Gleichberechtigung.

Tatsächlich sind die Werte der Spielerinnen auf ähnlichem Niveau wie die ihrer männlichen Kollegen. Somit haben Kylian Mbappé, Erling Haaland, Kevin de Bruyne und die spanische Weltfußballerin Alexia Putellas je ein Gesamtrating von 91 – der höchste Wert im diesjährigen Spiel. Alexandra Popps Spielwert liegt bei 88, Jamal Musiala kommt auf 86. Senior Producer Garreth Reeder erklärte gegenüber "kicker eSport": "Wir bewerten die Spielerinnen und Spieler im Vergleich zur Konkurrenz, auf die sie in der Realität treffen."

"EA Sports FC": Aufregung bei "Pack-Openings"

Dass im Videospiel diese Realitäten nun vermischt werden, lässt einige Spieler toben. In dieser Woche konnten Nutzer der "EA Sports FC"-Web App bereits beginnen, ihre Teams aufzubauen. Dies erfolgt vor allem durch das Ziehen von Packs, die man gegen Spielwährung erhält – vergleichbar mit dem Kauf einer Packung "Panini-Sticker". Besonders auf der Livestream-Plattform Twitch gucken tausende Menschen zu, wie ihre Lieblingsstreamer besagte Packs öffnen.

Waren in diesen Packs aber Fußballerinnen dabei, verging vielen der bekannten Streamer schnell die Laune. Der amerikanische Streamer Darron Jason, besser bekannt als "ishowspeed" reagierte geschockt, als er Hannah Blundell von Manchester United erhielt. Gewohnt exzentrisch sagte er: "What the fuck, is that a girl? Is that a fucking girl?"

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Auch der größte deutsche Twitch-Streamer "Montana Black" (über fünf Millionen Follower) ist nicht von der Integration von Frauen in den Online-Modus begeistert. "Ich finde quatschig, dass man Frauen und Männer zusammen in einem Team spielen darf. Denn wir wissen alle, ne Erstligamannschaft der Männer knallt ne Erstligamannschaft der Frauen easy peasy weg, das ist einfach das Gesetz der Natur", sagte er auf Twitch. Er möchte keine Frauen in einem Pack ziehen, da er sowieso nicht mit ihnen spielen werde. Die Chance jetzt "bessere Spieler zu ziehen, männliche Spieler zu ziehen" sinke damit für ihn. Dass "männliche Spieler, bessere Spieler" seien, wird jedoch durch die Angleichung der Werte verhindert, weswegen "Montana Blacks" Argumentation an dieser Stelle hinkt.

Gleichberechtigte Beleidigungen

Dass es beim Spielmodus "Ultimate-Team" schon seit Jahren nicht mehr darum geht, die Realität zu imitieren, vergessen viele Spieler offenbar. Schließlich konnte man auch schon Franz Beckenbauer in sein Team einbauen oder Manuel Neuer in den Sturm stellen.

Andere Streamer treibt zudem die Sorge um, dass sie einen Shitstorm ernten, wenn sie beim Zocken mit Spielerinnen ausrasten und sich frauenfeindlich äußern. Der Youtuber "Gamerbrother" (über eine Million Abonnenten) sieht das Ganze pragmatisch und äußert sich in einem Stream: "Wir sind ja nette Jungs und stehen alle für Gleichberechtigung. Wir beleidigen seit zehn Jahren jeden männlichen Spieler als Nuttensohn. Die Spielerinnen sind halt auch Nutten, wenn die kacke sind." Mittlerweile hat sich "Gamerbrother" von seinen "ironischen" Aussagen distanziert: "Das kann und muss ich mit meinen 25 Jahren mittlerweile besser wissen", schrieb er auf der Plattform X.

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