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Bundesliga

Bundesliga im stern-Check Endlich Spannung in der Liga - und Mario Götze ist auch wieder da

Mario Götze bejubelt sein Tor in der Bundesligaspiel BVB gegen den FC Augsburg
Mario Götze (2.v.r.) traf nach seiner ersten Einwechslung der laufenden Bundesliga-Saison zum 3:2 für seinen BVB gegen den FC Augsburg. Einen Stammplatz hat er dadurch aber weiter nicht sicher
Welch ein Comeback für BVB-Stürmer Mario Götze – und welch ernüchternde Worte anschließend vom Trainer. Außerdem im stern-Bundesligacheck: ein nimmermüder Oldie, ein Sinneswandel in Stuttgart und ein Dank ins Rheinland.

So liefen die Spiele der Bundesliga

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Aufreger des Spieltags

Nein, es ist nicht die desolate Leistung von Meister Bayern München, dem Spielwitz, Selbstverständlichkeit, Sicherheit – praktisch alles – abhanden gekommen sind, die zum Aufreger des Tages taugt. Aufreger ist der Gegner des FC Bayern, Borussia Mönchengladbach, der durch seinen 3:0-Sieg in der Münchener Allianz Arena die Liga endgültig wieder aufregend gemacht hat.

Das Bild der Anzeigetafel im Stadion ist eines, das Hoffnung macht – zumindest wenn man nicht Fan des FC Bayern ist.

Die Anzeigetafel in der Münchener Allianz Arena
Die Anzeigetafel in der Münchener Allianz Arena
© Matthias Hangst / Bongarts / Getty Images

Es ist der Beleg dafür, dass die Zeit der Bayern-Übermacht in der Bundesliga vorerst vorbei ist. Endlich einmal kein Durchmarsch des Rekordmeisters mehr, endlich wieder ein echter Kampf um die Tabellenspitze. Der in den vergangen Jahren alles dominierende Club von der Säbener Straße geht auf Tabellenplatz sechs in die Länderspielpause. "Das bedeutet nicht nur für den Trainer, sondern für den ganzen Verein nichts Gutes", sagte Kapitän Manuel Neuer. "Es ist eine Mischung aus Fehlern, Unvermögen und einem gewissen Antilauf", analysierte Thomas Müller. Zwar hatten die Bayern am siebten Spieltag der vergangenen Saison ebenfalls vier Punkte Rückstand auf den Tabellenführer, aber eins ist in diesem Jahr anders: Den Bayern fehlte zuletzt jeglicher Esprit, der Club steckt in einer – für seine Verhältnisse – veritablen Krise.

Vier Spiele ohne Sieg; ein Gefühl, das man in München gar nicht mehr kennt. Eine solche Negativbilanz wie die jüngste von Trainer Niko Kovač wies zuletzt Louis van Gaal vor acht Jahren auf. Damals waren die Bayern sogar nur Zwölfter nach sieben Spieltagen und sagten kurzerhand sogar ihren Oktoberfestbesuch ab. Der Wiesn-Ausflug fand zwar an diesem Wochenende statt (lesen Sie hier, wie der Pflichtbesuch verlief), die Stimmung im Club ist alles andere als bierselig. Es herrscht Ratlosigkeit. Doch für die Liga heißt das 0:3 auf der Anzeigetafel in der Münchener Arena: willkommen zurück, Spannung! Danke, Gladbach, für diesen Aufreger.

Gewinner des Spieltags

... kann nur einer sein: BVB-Stürmer Paco Alcacer. In der 59. Minute gegen den FC Augsburg schoss der 25-Jährige seinen Club fast im Alleingang zum 4:3-Sieg. Insgesamt neun Joker-Tore verzeichnen die Dortmunder in dieser Saison schon – und Trainer Lucie Favre bewies auch mit der Einwechslung des zuletzt nicht berücksichtigten Mario Götze ein glückliches Händchen. Er traf zum zwischenzeitlichen 3:2 (siehe "Bild des Tages" unten).

Doch Matchwinner ist Alcacer. Mit seinen Treffern trug er entscheidend dazu bei, dass die Zuschauer im Signal-Iduna-Park ein Spektakel erlebten. Allein die Torfolge (0:1, 1:1, 1:2, 2:2, 3:2, 3:3, 4:3) belegt die Dramatik des 96-minütigen Schlagabtauschs zwischen Tabellenführer und neuem Tabellenzehnten. Bis zur letzten Minute sah es nach einem Remis aus, doch dann entschied Schiedsrichter Schmidt auf Freistoß für den BVB. Schuss Alcacer, Last-Minute-Tor zum 4:3, Ekstase auf den Rängen, Ende eines denkwürdigen Bundesligaspiels. Und der Held des Nachmittags? Der wollte nach Abpfiff keine Party feiern, sondern "schnell nach Hause zu meiner Tochter". Ein bescheidener Gewinner des Spieltags.

Verlierer des Spieltags

Tayfun Korkut hat nach der 1:3-Pleite bei Hannover 96 und dem Abrutschen auf den letzten Tabellenplatz zwar seinen Job als Trainer des VfB Stuttgart verloren, Manager Michael Reschke gab am Wochenende aber die deutlich unglücklichere Figur ab – durch einen überraschenden wie schnellen Sinneswandel. "Die Trainerfrage stellt sich nicht", stellte er nach Abpfiff eindeutig fest. "Das ist nach sieben Spieltagen eine total enttäuschende Zwischenbilanz. Aber es ist definitiv noch genug Substanz in der Mannschaft und im Trainerteam, um einen Neustart zu schaffen. Wir werden alles daran setzen, um in dieser Konstellation wieder erfolgreich zu sein." Zu diesem Zeitpunkt plante er die Krisensitzung mit dem Vorstand bereits, und einen halben Tag später zeigte sich, was das Bekenntnis zu Korkut wirklich wert war: nichts. 

Bundesliga im stern-Check: Endlich Spannung in der Liga - und Mario Götze ist auch wieder da

Die ausbleibende sportliche Entwicklung im Laufe dieser Saison und die negativen Ergebnisse haben uns dazu bewogen, diesen Schritt zu vollziehen", erklärte Reschke nach der Entscheidung lapidar. Ob man die nächtliche 180-Grad-Wende "verlogen" nennen muss, wie es einige Fans in den sozialen Netzwerken tun, sei dahingestellt; ein Geschmäckle bleibt aber allemal.

Nach dem Rauswurf von Korkut muss nun jedenfalls Reschke selbst aufpassen, dass sich der Wind nicht gegen ihn dreht. Von Armin Veh 2008 bis zum vorübergehenden Korkut-Nachfolger Andreas Hinkel 2018 hat der VfB 16 Trainer in zehn Jahren verschlissen, Beständigkeit sieht anders aus. Und auch Manager Reschke ist es seit seinem Amtsantritt vor rund einem Jahr nicht gelungen, Konstanz in den Verein zu bringen. "Es geht sicher darum, ein bisschen erfrischender, ein bisschen aggressiver und torgefährlicher zu spielen", das ist Reschkes Anforderungsprofil für den neuen Chefcoach. Der Sportchef muss jetzt beweisen, dass er dem VfB Stuttgart über einen neuen Trainer längerfristig Leben einhauchen kann. Reschke will sich bei der Suche Zeit lassen, Präsident Wolfgang Dietrich will sie ihm geben. "Wir haben Vertrauen in Andreas Hinkel, dass er nötigerweise auch ein oder zwei Spiele als Interimstrainer machen kann", sagte er. Bleibt für Reschke zu hoffen, dass die Beteuerung des Clubchefs mehr wert ist als seine eigene.

Dieses Tor sollten Sie (noch einmal) sehen

"Da läuft einer zur Bank und 40.000 Menschen erheben sich", sagte Werder-Bremen Trainer Florian Kohfeldt der "Syker Kreiszeitung" über den Gänsehaut-Moment, als sich Claudio Pizarro im Spiel gegen den VfL Wolfsburg auf seine Einwechslung vorbereitete – elf Minuten später zappelte der Ball im Netz. 2:0 für Werder, dank glänzender Vorarbeit von Claudia Pizarro für Johannes Eggestein.

Erst am Mittwoch feierte Publikumsliebling Pizarro seinen 40. Geburtstag und ist damit erst der vierte Feldspieler, der in diesem Alter in der Bundesliga auf dem Platz stand. 192 Tore in 451 Ligaspielen – und wer den 40-Jährigen in Aktion erlebt, könnte glauben, Pizarro denkt noch lange nicht ans Aufhören. Der Peruaner vermittelt immer noch Spielwitz, ist laufstark, kann eine Partie beruhigen – oder noch einmal beflügeln.

Claudio Pizarro (4) und Johannes Eggestein bejubeln ihre Koproduktion
Claudio Pizarro (4) und Johannes Eggestein bejubeln ihre Koproduktion
© David Hecker / DPA

So wie in der 86. Minute: Pizarro spielt mit der Übersicht eines Routiniers den Ball in den Strafraum, Johannes Eggestein sprintet los und schießt flach ein, nach einem mustergültigem Assist des Peruaners.

Der erste Ligatreffer von Johannes Eggestein, der mit 20 gerade einmal halb so alt ist wie sein Vorlagengeber Pizarro. Ein besonderes Tor – und ein schön herausgespieltes noch dazu. "Claudio trifft einfach keine falschen Entscheidungen", sagte Trainer Kohfeldt zu seinem Oldie. Stimmt für dieses 2:0 in jedem Fall.

Bild des Tages

Noch mal BVB, noch ein Torschütze. Für das, was in der 84. Minute passierte, bemühen wir die abgedroschene Phrase der "Geschichten, die nur der Fußball" schreibt. Mario Götzes Treffer war quasi die Wiederauferstehung eines gefallenen Stars. In vier vorherigen Spielen gehörte der Weltmeister von 2014 gar nicht zum Kader, und nur sieben Minuten nach seiner ersten Saison-Einwechslung zeigte er es allen: 3:2. "Das Tor macht er sensationell", sagte Götzes Freund und BVB-Kapitän Marco Reus nach dem Spiel. Sportdirektor Michael Zorc lobte Götzes "professionelle Einstellung. Er hat in diesen für ihn extrem schwierigen Wochen nie reklamiert, sondern immer weiter gearbeitet".

Die Zuschauer in Dortmund sind dem Eigengewächs sowieso emotional verbunden. Der einstige Über-Nacht-Wechsel zum FC Bayern ist zumindest verdrängt. Bei der Einwechslung erhoben sich die Zuschauer, sie applaudierten und jubelten.

Trainer Lucien Favre zeigt sich davon aber weiter unbeeindruckt. Statt eine Lobeshymne auf seinen prominenten Aushilfsarbeiter zu singen, wiederholte er seinen Standard-Satz in Bezug auf dessen Situation. Es sei "schwierig für ihn", weil man auf seiner Position viele Spieler habe. Der Durchbruch in Dortmund war sein erlösendes Tor für Götze demnach also keineswegs. Jubeln konnten Stürmer und Trainer trotzdem gemeinsam – Geschichten, die nur der Fußball schreibt.

Stürmer Mario Götze (r.) und Trainer Lucien Favre konnten gemeinsam jubeln
Stürmer Mario Götze (r.) und Trainer Lucien Favre konnten sich gemeinsam freuen
© Bernd Thissen / DPA
mit DPA-Material

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