Die DFB-Elf in der Einzelkritik: Mambotänzer und Strippenzieher | STERN.de

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Mister "Zuverlässig" gab sich keine Blöße und spielte neben seinem direkten Vorgesetzten Rüdiger einen grundsoliden Part. Wurde aber natürlich gegen schwache Schotten nicht wirklich gefordert. — Jonathan Tah

Mister "Zuverlässig" gab sich keine Blöße und spielte neben seinem direkten Vorgesetzten Rüdiger einen grundsoliden Part. Wurde aber natürlich gegen schwache Schotten nicht wirklich gefordert.

© Imago Images

Musste vor Anpfiff sein Undershirt wegen unzulässiger Farbwahl wechseln, was wahrscheinlich die anstrengendste Bewegung für den Keeper an diesem Abend war. Während des Auftaktspiels dachte Neuer wahrscheinlich an die Zeit unter Pep Guardiola bei den Bayern zurück, als er ähnlich wenig zu tun hatte. Beim Gegentor flog er vergebens durch die Gegend, musste aber dennoch nicht duschen.

Mister "Zuverlässig" gab sich keine Blöße und spielte neben seinem direkten Vorgesetzten Rüdiger einen grundsoliden Part. Wurde aber natürlich gegen schwache Schotten nicht wirklich gefordert.

Antonio Rüdiger

Der Stuttgarter DFB-Frischling konnte nicht so glänzen wie Kimmich, fiel aber auch nicht ab. Lernte gleich zu Beginn auf robuste Art die schottische Härte kennen und ließ sich davon genauso wenig beeindrucken wie der Rest der Mannschaft.

Ähnlich wie Mittelstedt erging es Kimmich. Wurde gleich zu Anfang von Robertson gelegt, als wär's ein Judokampf. Nahm Rache, indem er das 1:0 für Wirtz auflegte. Der ehemalige Sechser gab eine Art Spielmacher auf der rechten Seite und war immer präsent, sehr starkes Spiel.

In der 17. Minute zappelte der Ball nach seinem Distanzschuss-Aufsetzer im Tor der Schweizer und alle dachten: Juchaissassa! Musiala hatte vorher leider Foul gespielt, und so wurde der Treffer nicht gegeben. War danach unauffällig und wurde in der 65. Minute ausgewechselt

Lenkte das deutsche Spiel und gab ihm sofort den Rhythmus – einfach brillant. Hatte sogar eine Slapstick-Einlage parat, als er bei seinem präzisen Seitenwechsel auf Kimmich, der das 2:0 einleitete, wegrutschte. Es bleibt ein Rätsel, warum die Schotten dem sechsfachen Champions-League-Sieger besonders in der ersten Hälfte ziemlich viel Freiraum ließen.

Der Kapitän fiel das erste Mal auf, als er einen genialen Pass auf Havertz fabrizierte, der zum 2:0 führte. Fast noch besser war sein Dreher kurz davor, mit dem er sich im Mittelfeld den nötigen Raum verschaffte. Im Weltfußball dreht niemand schönere Pirouetten, die die Gegner schwindeln lassen. Angst und bange wurde einem, als ihm der Schotte Porteous mit offener Sohle fast das Sprunggelenk zerlegte. Gott sei dank konnte er weiterspielen.

Wirkte von Beginn an voll konzentriert und wetterfest gegen die Härte des Gegners. Machte mit seinem Tor zum 2:0 ein klare Ansage und verwirrte so manche schottische Seele mit seinen Dribblings. Selbst zwei, drei Mann reichten manchmal nicht aus, um ihn zu stoppen. Wurde einmal ganz knapp außerhalb des Strafraums gelegt.

Hatte gleich die erste Torchance nach einem langem Ball von Rüdiger, war dabei allerdings ins Abseits gelaufen. Wenig später konzentrierte er sich etwas besser und erzielte die Führung von der Strafraumkante mit einem präzisen Flachschuss an die Innenseite des Pfostens. Sein Tor war der berühmte Dosenöffner. Arbeitete viel, lockte Verteidiger aus der Kette und legt einmal einen hinreißenden Sprint über das gesamte Feld hin, der zeigte: Hier geht es um alles. Machte schließlich Sané Platz.

Riss Lücken in die schottische Abwehr und legte so das 2:0 auf, nachdem er kongenial von Gündogan bedient worden war. Sein Freistoß von der Strafraumgrenze war harmlos, bei seinem erfolgreich verwandelten Strafstoß wackelte er den schottischen Keeper Gunn aus, als müsste er Mambo tanzen. Reihte sich ein in die drei Tor-Musketiere mit den Torschützen Wirtz und Musiala.

Fülle, wie ihn seine alten Bremer Kumpels nennen, kam, sah und schoss gleich mal mit seiner ersten oder zweiten Ballberührung nach seiner Einwechselung ein Tor, in dem er den Ball einfach humorlos ins Tor nagelte. Zeigte, dass er ein guter Ersatzmann für Havertz ist und feierte nach Schlusspfiff mit Töchterchen auf dem Arm.

Kam zur zweiten Halbzeit für den gelb-rot gefährdeten Andrich und ersetzte ihn gleichwertig mit ganz ähnlicher Spielanlage, hatte aber gegen zehn Schotten auch ein leichtes Spiel als Lückenschließer. Kam ohne gelbe Karte aus.

Leroy Sané wagte nach seiner Einwechslung ein paar Dribblings und schoss auch mal aufs Tor. Aber sollte alles nicht so recht klappen. Wichtig ist: Der Mann ist schmerzfrei und wird noch seine Rolle spielen.

Thomas Müller

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