EM 2016 Warum Island die Herzen, aber nicht die EM gewinnen konnte

Bei der EM 2016 haben die Isländer ihr eigenes Sommermärchen geschrieben. Erst wurden von sie fast allen unterschätzt, dann von fast allen geliebt. Nun ist der Traum vorbei - vorerst.

Der Traum ist aus. Frankreich ist ihnen nicht auf den Leim gegangen, anders als Portugal und Österreich in der Vorrunde und England im Achtelfinale. Die Isländer müssen den Heimweg antreten nach einem 2:5 im Viertelfinale. Der "Europameister der Herzen" wird den sportlichen Titel also nicht holen.

Trotzdem ist es beachtlich, was die Isländer erreicht haben. Gestartet als der wohl größte Außenseiter des Turniers. Anfänglich belächelt. Und trotzdem erst im Viertelfinale ausgeschieden. Dabei hätten schon die beiden Siege gegen die Niederlande in der EM-Qualifikation Warnung genug sein können. So aber haben sie ganz Europa gezeigt, was man als Team alles erreichen kann.

Teamgeist und Einsatz

"Wir sind dort, um ein paar Fußballspiele zu gewinnen", hatte Mannschaftskapitän Aron Gunnarsson vor der EM angekündigt. "Wenn wir dafür unsere Körper aufs Spiel setzen müssen, dann werden wir das tun!" Mannschaftliche Geschlossenheit, taktische Disziplin und immenser körperlicher Einsatz lautete das Erfolgsrezept der Isländer. Und damit haben sie ihre Gegner - mit Ausnahme von Frankreich - kalt erwischt.

Einen besseren Auftaktgegner als die auf ihren Superstar Cristiano Ronaldo fixierten Portugiesen hätte man sich kaum für Island wünschen können. "Sie haben gefeiert, als wären sie Europameister geworden, es war unglaublich. Meiner Meinung nach zeugt das von kleiner Mentalität, deswegen werden sie nichts erreichen", ätzte CR7 nach dem 1:1.

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Island: Nur 100 Fußballprofis im Land, aber im EM-Viertelfinale

Island und die Fans

Gegen die super gestarteten Ungarn reichte es nur zu einem Unentschieden - aber auch das war mehr, als viele Island zugetraut hätten. Und dann warfen sie mit Österreich und England zwei Mannschaften aus dem Turnier, die zumindest als Geheimfavoriten galten.

"Das Besondere an Island sind auch die Beziehungen zwischen den Spielern und den Fans: Die Spieler kennen 200, 300, 400 Menschen auf den Tribünen - es ist Familie, es sind Freunde, Schulkameraden", sagte Islands Trainer Heimir Hallgrímsson nach dem EM-Viertelfinale. Und diese Fannähe wirkte so ansteckend, dass vor dem Viertelfinale sogar die französischen Fans in die berühmte gewordene "Huh"-Choreografie der Isländer mit einfielen. Die Isländer haben in Frankreich ihr Sommermärchen geschrieben.

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Warum man Islands Fans einfach lieben muss

"Wir sind Wikinger. Wir haben vor niemandem Angst"

Während bei anderen Nationalteams 23 Millionäre im Kader stehen, spielen die Isländer meist in kleineren Ligen - oder haben sogar noch einen "normalen" Beruf. Es ist diese Normalität, die auch Fans aus anderen Ländern für Island jubeln ließ. Und im Land selbst herrschte eh Euphorie: "Ich glaube, unser Land steht Kopf. Es ist ein stolzer Moment, er bleibt für den Rest unseres Lebens in unseren Erinnerungen", sagte Gunnarsson nach dem Sieg über England. "Du willst für dein Land gewinnen, für deine Freunde", erklärte Ragnar Sigurdsson und sagte die wunderbaren Sätze: "Wir sind Wikinger. Wir haben vor niemandem Angst. Wir haben England geschlagen, also können wir auch Frankreich schlagen."

Frankreich war dann doch eine Nummer zu groß für die Isländer. Aber sie haben bei dieser EM ein klassisches Underdog-Märchen geschrieben, das Sportfans so lieben. Belächeln wird die Isländer wohl niemand mehr. Nun geht es für die Spieler in den Urlaub, dann kommt bald die WM-Qualifikation.

Macht's gut, ihr Wikinger. Die Welt freut sich schon auf ein Wiedersehen in Russland 2018!

mt DPA

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