Europa League Die Europa League braucht eine Reform

Kein deutscher Sender interessiert sich derzeit für die Free-TV-Rechte an der Europa League. Woran liegt das? Wir haben die Situation analysiert und schlagen eine Reform vor, die die Europa League auch für die Fans wieder attraktiver machen würde.

Die deutschen Clubs zeigen Jahr für Jahr in der Europa League gute Leistungen und sammelten vor allem dort die nötigen Punkte, um wieder einen vierten Champions League-Platz für die Bundesliga zu sichern.

Aber obwohl die Bundesliga-Vereine die Europa League durchaus ernst nehmen, interessiert sich derzeit noch kein TV-Sender dafür, die Spiele im frei empfangbaren Fernsehen zu übertragen - die Pay-TV Rechte liegen noch bis 2015 bei Sky.

Seit elf Monaten sucht die UEFA nach einem TV-Sender, sollte keiner gefunden werden, droht den deutschen Clubs ein großer Einnahme-Verlust. Zuletzt gab es 17 Millionen Euro für die deutschen Clubs, in Zukunft könnte es deutlich weniger werden. "Es kann tatsächlich passieren, dass es keinen deutschen Free-TV-Sender gibt, wenn niemand Rechte akquiriert", zitiert digitalfernsehen.de einen UEFA-Sprecher.

Ohne deutschen Sender kein Geld in der Europa League

Die Clubs, die derzeit auf Kurs Europa League liegen, machen sich natürlich Sorgen, kommt doch ein Großteil der Einnahmen aus dem deutschen TV-Pool. So erhielt Bayer Leverkusen vergangene Saison 7,42 Millionen Euro, wovon 5,29 aus dem sogenannten Marktpool kamen, in den die deutschen Einnahmen der TV-Gelder einlaufen. Ähnlich sah es beim VfB Stuttgart (3,69 von 5,59 Mio Euro Einnahmen) und Borussia Dortmund (3 von 4,49 Mio Euro) aus.

Der Dienst Sponsors spekulierte bereits, dass die UEFA warten wolle, bis die DFL ihre Rechte vergeben habe, da dann wieder Bewegung in die Frage nach den Rechten in der Europa League komme. Als so gut wie sicher gilt aber, dass die Rechte nicht erneut an die ProSiebenSat.1 Media AG gehen werden, die derzeit geschätzte 20 Millionen Euro pro Jahr für sie zahlt. ZDF hat sich die Rechte an der Champions League gesichert und auch die ARD und RTL sollen bereits abgewunken haben.

Achtelfinale zeigt Attraktivität der Europa League

Dabei zeigte vor allem das Achtelfinale dieses Jahr, dass die Europa League durchaus sehr attraktiv sein kann. Natürlich auch begünstigt durch das Ausscheiden der beiden Clubs aus Manchester in der Champions League, sind sieben der acht Partien für den deutschen Fußballfan sehr attraktiv. Und die Hinspiele zeigten auch beinahe durchweg, auf welch hohem sportlichen Niveau die Europa League dieses Jahr angesiedelt ist.

Dass aber vor allem englische Clubs den Wettbewerb nicht immer ernst nehmen, zeigten die Auftritte von Tottenham Hotspur in der Gruppenphase. In der Premier League spielten die Spurs um die Spitze mit, aber in der Europa League wurde von Trainer Harry Redknapp nur eine B-Mannschaft eingesetzt - die sich aber trotzdem noch fast für die K.o.-Runde qualifiziert hätte. Für die Spurs galt nur die Qualifikation für die Champions League, die Spiele in der Europa League waren ein notwendiges Übel.

Ähnlich agieren würden wohl auch Manchester United und City, wenn es für sie nicht darum gehen würde, die Schmach des Ausscheidens aus der Champions League nach der Gruppenphase zu tilgen und sie sich deshalb auf die Fahnen geschrieben hätten, den kleinen Cup zu gewinnen.

Ganz anders aber die Situation in Spanien, wo die Clubs den Wettbewerb sehr ernst nehmen, wie die Erfolge von Valencia, Atlético Madrid und Athletic Bilbao zeigen, die allesamt ihre Achtelfinal-Hinspiele gewonnen haben und beste Chancen auf den Viertelfinaleinzug haben.Und in den letzten acht Jahren gewann immerhin viermal ein Team aus der Primera Division die Europa League, bzw. den Vorgänger UEFA-Cup. Der letzte deutsche Titelträger war Schalke 04 1997.

Super-GAU Europa League ohne deutsche Clubs

Um zu verstehen, warum sich kein deutscher Sender für die TV-Rechte interessiert müssen wir deshalb einen Blick auf die vergangene Saison werfen: Bayer Leverkusen war als letztes Bundesliga-Team im Achtelfinale ausgeschieden, da aber der Besitz der Free-TV-Rechte auch die Verpflichtung beinhaltet, von jeder Runde mindestens ein Live-Spiel zu zeigen, war der Frust natürlich groß, vor allem, wenn man sich die im Wettbewerb verbliebenen Mannschaften anschaut, die deutlich uninteressanter waren als diese Saison.

Wenn wir jetzt aber vom Worst Case ausgehen, könnte es sogar sein, dass der Sender eine komplette Saison ohne deutsche Beteiligung übertragen muss. Im Gegensatz zur Champions League, wo drei deutsche Mannschaften gesetzt sind, muss sich jede einzelne für die Europa League qualifizieren und der Fall Mainz 05 zeigte diese Saison, dass dort auch für die Bundesliga-Clubs eine Blamage auf der Straße liegt.

Hannover 96 hatte mit dem FC Sevilla einen Gegner, gegen den es als klarer Außenseiter ins Rennen ging und sich trotzdem durchsetzte und auch Schalke schnupperte nach dem 0:2 im Hinspiel bei HJK Helsinki bereits am Ausscheiden. Es hätte also auch bereits dieses Jahr eine bundesliga-lose Europa League geben können, ein Desaster für den Rechteinhaber, der bereits jetzt die Spiele "nur" auf Kabel 1 ausstrahlt.

Top-Teams gehören in der Europa League gesetzt

Um den Wettbewerb für die großen Ligen und auch die Fernsehsender aber attraktiver zu gestalten, sollte garantiert sein, dass zumindest die beiden bestpositionierten Mannschaften der Top-Ligen fix für die Gruppenphase gesetzt sind.

Das wären zur Zeit für die Bundesliga Leverkusen und Bremen, für die Premier League Chelsea und Newcastle, aus Italien kämen Neapel und Udine rein, Frankreich würde St. Etienne und Rennes in den Wettbewerb schicken, nur die spanische Primera Division würde mit Levante und Osasuna namentlich etwas abfallen, aber damit wäre schon einmal ein Grundstein für eine attraktive Liga gelegt.

Völlig unattraktiv und viel zu groß ist die derzeitige Gruppenphase. Wenn in einem Wettbewerb die letzte Gruppe den Buchstaben L trägt, dann deutet das auf ein unnötig aufgeblasenes Event hin, das in den ersten Runden die große Attraktivität vermissen lässt. 

Das Teilnehmerfeld der Europa Leage muss reduziert werden

Schaut man sich die Gruppen dieser Saison an, so ist in jeder eine sehr unattraktive Mannschaft, teilweise zwei. Von 48 Teilnehmern in der Gruppenphase muss das Feld wieder reduziert werden. Im letzten Jahr mit dem Namen UEFA-Cup waren es übrigens 40 Mannschaften, die in acht Gruppen mit jeweils fünf Teams spielten und deren letzte den Buchstaben H trug - deutlich besser. Wenn man sich diese Gruppen anschaut, ist die Zusammensetzung bereits sehr viel attraktiver, aber es könnte immer noch besser sein.

Deshalb der Vorschlag des Autors: Die Reduzierung auf sechs Gruppen mit jeweils sechs Teams, die nur einmal gegeneinander spielen. Die ersten Vier jeder Gruppe qualifizieren sich für die Runde der letzten 32, wo wieder die acht gescheiterten Gruppendritten der Champions League dazustoßen. Dadurch hätte jedes Team fünf Gruppenspiele gegen größtenteils attraktive Gegner.

Das A und O für den Fan wie auch für die übertragenden TV-Sender sind attraktive Teilnehmer. Durch die Wettbewerbs-Verwässerung der UEFA ist die Europa League immer unattraktiver geworden. Hier wird es dringend Zeit, dass die Entwicklung wieder in die andere Richtung geht: Klasse statt Masse.

Dann wird auch wieder mehr Geld durch Sponsoren und TV-Sender in den Wettbewerb fließen und Fußball-Abende mit Freunden bei Chips und kühlen Getränken wären wieder etwas, auf das man sich freuen kann.

Henning Schulz

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