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Fall Hoyzer Staatsanwalt schaltet sich ein

Gegen Robert Hoyzer ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft. Der unter Manipulationsverdacht stehende Schiedsrichter streitet alle Vorwürfe ab und wenigstens eines der von ihm geleiteten Spiele wird nicht wiederholt.

Das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sieht in mindestens sechs Fällen einen dringenden Tatverdacht gegen den der Manipulation beschuldigten Schiedsrichter Robert Hoyzer und wird die am Montag von der Staatsanwaltschaft Braunschweig eingeleiteten Ermittlungen nachhaltig unterstützen.

Unabhängig von den DFB-Untersuchungen kündigte die Braunschweiger Staatsanwaltschaft am Montag Vorermittlungen gegen den in Salzgitter lebenden Hoyzer an. "Nach den Medienberichten prüfen wir, ob es einen Anfangsverdacht für eine Straftat gibt", sagte ein Sprecher der Behörde

Paderborn gegen HSV wird nicht wiederholt

Während das Gremium eine Neuansetzung von Zweitliga- und Regionalligaspielen generell nicht ausschloss, wird das von Hoyzer mutmaßlich manipulierte Erstrundenspiel im DFB-Pokal zwischen dem SC Paderborn und dem Hamburger SV auch im Falle eines Betrugsbeweises definitiv nicht wiederholt, wie der DFB-Chef Theo Zwanziger sagte.

Zwei Tage nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe gegen den 25 Jahre alten Schiedsrichter reagierten Berufskollegen und Funktionäre mit Empörung. "Ich bin schwer betroffen. Es ist zwar noch ein schwebendes Verfahren, aber es wirft einen großen Schatten auf die Schiedsrichtergilde. Es tut mir weh, weil wir gerade durch meine Wahl zum Weltschiedsrichter so viel Aufwind bekommen haben", sagte Deutschlands bester Referee Markus Merk.

Unregelmäßigkeiten auch bei Spielen ohne Einsatz

Nach Erkenntnissen des DFB-Kontrollausschusses besteht auch bei der von Hoyzer geleiteten Zweitligapartie LR Ahlen - Wacker Burghausen sowie den Regionalligaspielen SC Paderborn - Chemnitzer FC, Eintracht Braunschweig - FC St. Pauli und Wuppertaler SV - Werder Bremen/Amateure ein dringender Manipulationsverdacht. Zudem soll Hoyzer an Unregelmäßigkeiten beim Zweitligaspiel Rot-Weiß Essen - 1. FC Köln beteiligt gewesen sein, obwohl er dort nicht im Einsatz war. "Wenn die Ergebnisse der Anhörung bestätigt werden, liegt ein krimineller Akt vor. Dann ist das Betrug", sagte Zwanziger.

Wacker Burghausen und der FC St. Pauli forderten daher die Wiederholung von Spielen, an denen Hoyzer beteiligt war. "Wenn sich der Verdacht erhärtet, verlangen wir eine Neuansetzung des Spiels. Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein Eklat, ein echter Skandal. Es geht hier um Existenzen, um Auf- und Abstieg", sagte Wacker-Manager Kurt Gaugler.

Hoyzer bestreitet Vorwürfe

Im Mittelpunkt der Vorwürfe steht immer noch die Erstrundenpartie im DFB-Pokal zwischen dem SC Paderborn und dem Hamburger SV, das der unterklassige Verein nach höchst umstrittenen Entscheidungen Hoyzers mit 4:2 gewonnen hatte. Der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger sieht zwischen dem Ergebnis und den Wetten auf Paderborn einen direkten Zusammenhang. Hoyzer wies die Anschuldigungen zurück. "Ich habe nie auf die von mir geleiteten Spiele gewettet", sagte er. Zwanziger hatte dagegen von einem Betrugsfall gesprochen, für den es glaubwürdige Zeugen gäbe.

Während der DFB im Zusammenspiel mit dem Schiedsrichterausschuss und den Wettanbietern prüfen will, ob ein grundsätzliches Wettverbot für Profis, Schiedsrichter und Funktionäre ausgesprochen werden soll, kündigte Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß dies beim Rekordmeister an: So eine Geschichte müsse dazu führen, "dass wir eine Grundsatzentscheidung fällen werden".

Eine vom DFB-Präsidium eingesetzte Sonderkommission unter Leitung von Rolf Hocke, Präsident des Süddeutschen Fußball-Verbandes, soll nun über Maßnahmen nachdenken, durch die mögliche Manipulationen künftig ausgeschlossen werden können. "Wir müssen ein Frühwarnsystem mit Wettanbietern entwickeln", sagte Werner Hackmann, Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL).

"Werden an Grenzen stoßen"

Ob der DFB noch gegen Hoyzer vorgehen kann, ist fraglich. Mit dem Austritt aus seinem Verein Hertha BSC hatte sich Hoyzer in der vergangenen Woche der Gerichtsbarkeit des Verbandes entzogen. "Wir werden an Grenzen stoßen", mutmaßte daher DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder vor Beginn der Außerordentlichen Präsidiumssitzung. Bei dem Treffen legte der Vorsitzende der DFB-Kontrollkommission, Horst Hilpert, die vorliegenden Ergebnisse vor. "Die Ermittlungen werden aber weitergeführt, mindestens bis zum Ende dieser Woche", sagte Hilpert, der die Sitzung wie Volker Roth, Chef des Schiedsrichterausschusses, vorzeitig verließ.

Hoyzer wollte seinen Vereinsaustritt nicht als Schuldeingeständnis verstehen. "Nein. Totgesagte leben länger. Ich werde für mich kämpfen", sagte der Student für Bauingenieurswesen. Für das Bundesligaspiel zwischen Hannover 96 und Bayer Leverkusen war Hoyzer vor seinem Rücktritt noch als vierter Schiedsrichter vorgesehen. Dass Zeugen aus dem Kreis der Unparteiischen ihn belastet haben könnten, hält er für unwahrscheinlich: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Schiedsrichterkollegen mir so etwas unterstellen."

Eric Dobias und Morten Ritter/DPA DPA

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