Sie träumen von der großen Aufholjagd, mussten aber erneut klein beigeben. Beim Fernduell mit Tabellenführer Werder Bremen blieben die Verfolger aus München und Stuttgart einmal mehr den Nachweis ihrer Titeltauglichkeit schuldig. Der FC Bayern kam beim Tabellenvorletzten Hertha BSC nicht über ein 1:1 und der VfB beim Schlusslicht 1. FC Köln nicht über ein 2:2 hinaus. Nach dem Punktverlust gab sich selbst Bayern-Keeper Oliver Kahn ungewohnt kleinlaut: "Es mutet etwas lächerlich an, von der Meisterschaft zu sprechen, wenn man die eigenen Spiele nicht gewinnt. So wie wir derzeit spielen, hat man nicht den Eindruck, dass wir noch an den Titel glauben."
Bayerischer Luxuskader in wenig meisterlicher Form
Wie schon beim enttäuschenden 3:3 am vorigen Wochenende gegen Hansa Rostock präsentierte sich der bayerische Luxuskader in wenig meisterlicher Form und gab eine Führung aus der Hand. Die zuerst völlig verunsicherten, später aber immer mutigeren Berliner brachten den Tabellenzweiten sogar an den Rand einer Niederlage. Dieser Leistungseinbruch machte auch Berufsoptimist Ottmar Hitzfeld zu schaffen. "Es fehlt nach wie vor die totale Überzeugung, als Titelanwärter anzutreten", klagte der Bayern-Coach.
Optimismus in Stuttgart ungebrochen
Anders als in München scheint der Optimismus in Stuttgart ungebrochen zu sein. Ungeachtet der mäßigen Vorstellung seiner Mannschaft in Köln rechnete sich Trainer Felix Magath die Lage schön: "Ich sehe nach wie vor die Chance, deutscher Meister zu werden." Spätestens beim Heimspiel gegen Bremen am kommenden Samstag wollen die Schwaben zur letzten Attacke blasen. Nur ein Eigentor des Kölners Matthias Scherz bewahrte sie vor einer vorzeitigen Kapitulation.
Kölns Abschied kaum zu verhindern
Dagegen nahm der Blackout des Pechvogels nur 60 Sekunden nach der 2:1-Führung den Kölnern die letzte Hoffnung auf ein Happy End. "Ich habe ihn reingemacht, ich bin der Depp", sagte Angreifer Scherz, der schon beim 0:1 zum Saisonauftakt gegen Borussia Mönchengladbach ins falsche Tor getroffen hatte. Bei nunmehr neun Punkten Rückstand auf den Tabellen-15. ist der dritte Abstieg des Aufsteigers kaum noch zu verhindern.
Hannover und Mönchengladbach stemmen sich gegen Abstieg
Ein ähnliches Schicksal wollen sich die Teams aus Hannover und Mönchengladbach unter allen Umständen ersparen. Im zweiten Spiel unter der Regie von Trainer Ewald Lienen erkämpften sich die Norddeutschen immerhin ein beachtliches 2:2 beim FC Schalke 04. Gleichwohl verbleibt das Team auf einem Abstiegsrang, weil Borussia Mönchengladbach beim 3:0 über den Hamburger SV Wiedergutmachung für die Schlappe im Pokal-Halbfinale beim Zweitligisten Alemannia Aachen am Mittwoch betrieb.
Leverkusen wiedererstarkt
Im Vierkampf um die UEFA-Cup-Plätze mit Bochum, Dortmund und Schalke hat sich Bayer Leverkusen die beste Ausgangsposition verschafft. Mit dem 2:0-Erfolg in Rostock zog das wiedererstarkte Team von Klaus Augenthaler am VfL Bochum vorbei. Dabei profitierte die Bayer-Elf von der Unentschlossenheit des bisherigen Tabellenvierten aus dem Ruhrgebiet, der beim 2:2 in Kaiserslautern einen Zwei-Tore-Vorsprung verspielte.
Reimann droht schlimmstenfalls Lizenzentzug auf Zeit
Für den größten Aufreger des 25. Spieltages sorgte Willi Reimann. Nach der Rangelei des Frankfurter Trainers mit dem 4. Schiedsrichter Thorsten Schriever während der 0:2-Niederlage seiner Mannschaft bei Borussia Dortmund war die Empörung groß. Die in der Bundesliga-Historie einmalige Tat wird ein rechtliches Nachspiel haben. Dem Coach droht eine empfindliche Geldstrafe und im schlimmsten Fall sogar ein Lizenzentzug auf Zeit. "Wegen der grundsätzlichen Bedeutung dieses Verfahrens ziehe ich in Erwägung, eine mündliche Verhandlung zu beantragen", sagte am Sonntag Horst Hilpert, der Vorsitzende des DFB-Kontrollausschusses.
Sprüche zum 25. Bundesliga-Spieltag
"Ich bin keine 20 mehr. Ich glaub’, in meinem Alter kann man ruhig ab und zu mal die Wahrheit sagen."
(Oliver Kahn nach dem Spiel gegen Hertha BSC zu der Szene, als Schiedsrichter Jansen vor einer Eckball-Entscheidung den Bayern- Keeper befragte)
"Nein, der ist mir zu teuer geworden. Die haben den Preis um einen halben Euro erhöht."
(Hertha-Trainer Hans Meyer auf die Frage, ob er wie bei Borussia Mönchengladbach für den Siegfall gegen Bayern eine Flasche Rotkäppchen-Sekt im Kühlschrank hatte)
"Wir sind FC-Fans. Holt uns hier raus!"
(Spruchband von Anhängern des 1. FC Köln)
"Ich habe versucht, ihn raus zu köpfen. Ich habe ihn reingemacht, ich bin jetzt der Depp."
(Kölns Eigentorschütze Matthias Scherz nach seinem 2:2 gegen Stuttgart)
"Kaiserslautern war uns anatomisch überlegen."
(Bochums Trainer Peter Neururer angesichts der Lauterer Riesen Vratislav Lokvenc/1,96 m und Marian Hristow/1,90)
"Die Punkte bleiben ja in der Familie."
(Neururer über mögliche familiäre Bande mit Kaiserslauterns österreichischem Coach Kurt Jara. Dessen Ehefrau ist eine gebürtige Neururer, und Peter Neururer hat selbst österreichische Vorfahren.)