Der ehemalige Nationalstürmer Heiko Herrlich wird neuer Trainer des Fußball-Bundesligisten VfL Bochum. Nach SID-Informationen erteilte Herrlichs bisheriger Arbeitgeber, der Deutsche Fußball-Bund (DFB), dem 37 Jahre alten Juniorentrainer am Dienstagmittag die Freigabe aus seinem noch bis Sommer laufenden Vertrag. Herrlich soll beim Tabellen-Vorletzten einen Vertrag bis 2011 mit einer Option auf ein weiteres Jahr unterschreiben.
Für Herrlich ist es die erste Trainerstation im Profi-Fußball. Er wird am kommenden Sonntag im Spiel bei Eintracht Frankfurt (17.30 Uhr im stern.de-Liveticker) erstmals auf der VfL-Bank sitzen.
Zwanziger hatte das letzte Wort. Herrlich tritt die Nachfolge von Interimstrainer Frank Heinemann an, der nach der Entlassung von Marcel Koller für fünf Pflichtspiele die Verantwortung getragen hatte. Nach fünf Wochen intensiver Gespräche und Suche in der sportlich prekären Lage fiel die Wahl der VfL-Bosse auf einen "Lehrling".
Der einstige Stürmer von Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund hat bislang lediglich Erfahrung als Trainer im Jugendbereich gesammelt. Herrlich erwarb 2005 seine Trainer-Lizenz und arbeitete zunächst als A-Jugend-Coach beim BVB, ehe er 2007 zum DFB wechselte. Dort erreichte er mit der U17 bei der WM in Südkorea den dritten Rang und zeichnete seit August 2008 für die U19 verantwortlich. Er wird nach Thomas Tuchel (36 Jahre, FSV Mainz 05) und Markus Babbel (ebenfalls 37 Jahre, VfB Stuttgart) drittjüngster Trainer der Liga.
Gegen Bremen saß Herrlich bereits auf der Tribüne
Bereits am Sonntag verfolgte er auf der Tribüne die bittere 1:4-Pleite gegen den Pokalsieger Werder Bremen. Zwischen 1989 und 2004 bestritt der gebürtige Mannheimer Herrlich 258 Bundesliga-Spiele und erzielte 76 Tore. 1995 wurde er mit 20 Treffern für Gladbach Torschützenkönig und wechselte für die damalige innerdeutsche Rekordablöse von elf Millionen Mark nach Dortmund.
Gladbach wollte Herrlich nicht aus dem laufenden Vertrag herauslassen, dieser berief sich aber auf eine Absprache mit dem damaligen Manager Rolf Rüssmann. Schließlich boykottierte Herrlich das Training, hielt sich bei Fortuna Köln fit und ging dann schließlich doch nach Dortmund. Dort wurde er 1996 und 2002 deutscher Meister sowie 1997 Champions-League-Sieger und Weltpokalsieger. 2000 wurde bei Herrlich ein Hirntumor diagnostiziert, 2001 gab er nach seiner Genesung sein Comeback, fand aber nicht mehr zu alter Stärke zurück.
sid