Kevin Kuranyi hat einen Tag nach seinem Rauswurf aus der Fußball-Nationalmannschaft um Verständnis für seine Stadion-Flucht beim Länderspiel gegen Russland geworben. Bei einer Pressekonferenz am Montag in Gelsenkirchen bezeichnete der Schalker seinen Abgang am Samstag als "Fehler", begründete die spontane Handlung aber mit dem aufgestauten Frust über Jahre: "Das Gesamte konnte ich nicht mehr tragen."
Den Rauswurf durch Bundestrainer Joachim Löw akzeptiere er. Der Stürmer schloss jedoch nicht aus, trotzdem wieder für Deutschland zu spielen: "Was in der Zukunft passiert, entscheiden andere Menschen." Und die bleiben hart: Löw betonte bei der zeitgleichen Pressekonferenz des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Düsseldorf, dass er die telefonische Entschuldigung von Kuranyi angenommen habe.
Löw: Trennung "unwiderruflich"
Zugleich bezeichnete er die Trennung vom Schalker Stürmer aber als "unwiderruflich". Kuranyi hatte sich erst am späten Sonntagabend bei Löw gemeldet "und sich grundsätzlich für seine Reaktion entschuldigt", sagte der DFB-Chefcoach. Kuranyi habe den "Fehler, die Mannschaft im Stich gelassen zu haben", eingestanden, berichtete Löw von dem Gespräch. "Aber meine Entscheidung steht."
Kuranyi hatte am Samstag fluchtartig das Stadion in Dortmund verlassen, weil er beim Spiel der Nationalmannschaft gegen Russland (2:1) auf der Tribüne sitzen musste. Mit Miroslav Klose, Lukas Podolski, Patrick Helmes und Mario Gomez standen vier andere Stürmer im Kader. Frustriert ging der Schalker in der Halbzeitpause. Freunde holten seine Sachen aus dem Mannschaftshotel. Daraufhin hatte Löw ihn suspendiert.
Kuranyi absolvierte zwar viele Länderspiele, war in der Nationalmannschaft aber immer nur sporadisch Stammspieler. Vor der WM 2006 wurde er von Löws Vorgänger Jürgen Klinsmann ausgemustert. Wie es scheint, werden die Europameisterschaften 2004 und 2008 die beiden einzigen großen Turniere des Angreifers bleiben, der in 52 Länderspielen 19 Mal traf. Er will sich jetzt ganz auf den Verein konzentrieren. "Ich habe genügend Ziele, die ich noch erreichen möchte", sagte der 26-Jährige. Von den Schalker Verantwortlichen erhält er "bedingungslos" Rückendeckung, wie Manager Andreas Müller sagte: "Wir stehen zu 100 Prozent hinter Kevin. Ich habe höchsten Respekt vor seiner Entscheidung." Doch auch im Verein musste Kuranyi in dieser Saison bereits leiden: Die eigenen Fans pfiffen ihn nach einigen schwachen Spielen aus, bis er beim letzten Heimspiel wieder zwei Mal traf.