Fehlstart statt Aufholjagd: Mit dem ersten Auswärtssieg seit dem 11. August 2007 hat Arminia Bielefeld dem personell gebeutelten Vizemeister Werder Bremen gleich zum Start in die Rückrunde der Fußball-Bundesliga einen schweren Rückschlag beschert. Die zuvor noch nie in Bremen siegreichen Ostwestfalen gewannen am Sonntag mit 2:1 (1:1) gegen die ohne sechs Stammspieler - darunter die gesperrten Diego und Claudio Pizarro - angetretenen Hausherren.
"Wir wollten den verlorenen Boden aus der Hinrunde gutmachen - der Schuss ist heute nach hinten losgegangen", meinte Manager Klaus Allofs: "Das heißt aber noch längst nicht, dass wir die Saison für beendet erklären und die Flinte ins Korn werfen." Trainer Thomas Schaaf wollte die Personalmisere nicht für die bittere Niederlage verantwortlich machen: "Wir hatten elf Leute auf dem Platz."
Vier Tage nach dem Einzug ins DFB-Pokalviertelfinale, in dem Werder beim VfL Wolfsburg antreten muss, konnte Hugo Almeida (44. Minute) die Bielefelder Führung durch Thorben Marx (24.) zwar ausgleichen, Arminen-Torjäger Artur Wichniarek (49.) sorgte vor 38.522 Zuschauern im Weserstadion aber für den ersten Arminia-Sieg in der Fremde nach 25 vergeblichen Versuchen. In der Tabelle verpasste Werder (26 Punkte) als 10. den Anschluss an die internationalen Ränge. Bielefeld, das den Vertrag mit Caoch Michael Frontzeck zwei Tage vor der Partie vorzeitig verlängert hatte, verschaffte sich mit 17 Punkten etwas Luft im Kampf gegen den Abstieg. "Jetzt wird endlich diese leidige Diskussion aufhören", meinte Frontzeck zum Ende der Auswärtsmisere und freute sich, dass seine Mannschaft "bedingungslos gekämpft" hatte.
Das Schaaf-Team hatte sich nach der enttäuschenden Hinrunde soviel vorgenommen, doch umsetzen konnten die Bremer davon nur sehr wenig. Größter Schwachpunkt in der ersten Hälfte: die linke Seite. Jurica Vranjes im Mittelfeld indisponiert, Dusko Tosic auf dem Verteidigerposten überfordert. Und Bielefeld nutzte den wunden Punkt: Nachdem Michael Lamey in der 20. Minute noch zu eigensinnig gewesen war und verzogen hatte, legte der Niederländer kurz danach den Ball Marx maßgerecht auf. Der Bielefelder traf aus fünf Metern gegen die nach einer sicher kontrollierten Anfangsviertelstunde zu sorglos agierenden Gäste.
Statt aber auf 2:0 zu erhöhen - Wichnarek zielte nach einer guten halben Stunde aus kurzer Distanz zu ungenau - mussten die Arminen den Ausgleich kurz vor der Pause hinnehmen. Bei einem Rettungsversuch rutschte Bielefelds Schlussmann Dennis Eilhoff mit dem Ball in den Händen aus dem Strafraum. Den fälligen Freistoß hämmerte Almeida einmal mehr mit brachialer Gewalt - laut TV Sender Premiere 109 Stundenkilometer - in die Maschen: Eilhoff bekam die Fäuste nicht schnell genug hoch.
Schaaf nutzte die Pause und brachte Daniel Jensen für den völlig enttäuschenden Vranjes. Doch nur vier Minuten nach dem Wiederanpfiff leitete diesmal Nationalspieler Torsten Frings mit einem Ballverlust den zweiten Treffer der Bielefelder ein, die in der Defensive diszipliniert auftraten und mit Kontern erfolgreich ihr Heil suchten. Christopher Katongo schnappte Frings den Ball von den Füßen und legte Wichniarek zu dessen elftem Saisontor vor. Zwanzig Minuten vor dem Ende rettete Eilhoff gegen Almeida, der wenig später auch noch vergeblich einen Strafstoß reklamierte.
Bochum klettert aus dem Keller
Im zweiten Sonntagsspiel schaffte der VfL Bochum den erhofften Befreiungsschlag und verhalf seinem in Bedrängnis geratenen Trainer Marcel Koller zu etwas mehr Ruhe. Beim 2:0 (1:0) im Keller-Duell gegen den ebenfalls um das sportliche Überleben kämpfenden Karlsruher SC feierte der VfL nach zuvor 13 Punktspielen ohne Sieg zum Rückrunden-Auftakt endlich den zweiten "Dreier" in dieser Saison und verließ damit die Abstiegsränge.
Vor 20.148 Zuschauern erzielten Christian Fuchs (26. Minute) und Neuzugang Diego Klimowicz (65.) die umjubelten Tore für die Bochumer, denen damit der erste Erfolg seit dem 14. September 2008 gelang. Auf den in der Wochenmitte aus dem DFB-Pokalwettbewerb ausgeschiedenen KSC kommen nach dem Abrutschen auf einen Abstiegsplatz nun in der Bundesliga ganz schwere Zeiten zu.