Wenn Fußball-"Empresarios" wie Claudio Pizarros peruanischer Berater Carlos Delgado in Südamerika ihre ersten beruflichen Schritte wagten, hatten sie bisher immer "Onkel Dagobert" vor Augen. Nicht die immerfort Geld zählende Disney-Comic-Figur, sondern einen untersetzten Mann aus Uruguay. Der 54-jährige Francisco Casal, der gern dicke Ketten, Armbänder und Ringe aus Gold trägt, ist neben Landsmann Juan Figer der wohl mächtigste Spieleragent Südamerikas. "Er hat so viel Macht, dass die Vereinschefs vom Wechsel eines ihrer Spieler erst erfahren, wenn der bereits auf dem Flughafen ist", sagt Rodolfo Sienra, Ex-Chef des Traditionsvereins Nacional de Montevideo.
Casal tönte oft, er sei der bei weitem reichste Mann Uruguays. Von der Macht des Ex-Profis von Atlético Madrid, der Freunde in den höchsten Bereichen von Wirtschaft und Politik hat, ließ sich Loreley Opertti nicht beeindrucken. In einem von den Steuerbehörden angestrengten Verfahren verordnete die Richterin im November die Einfrierung von Casal-Konten in Höhe von 75 Millionen Dollar. Laut Behörden soll Casal 25 Millionen Dollar Steuern hinterzogen haben. Mit Geldstrafen droht ihm eine Zahlung von insgesamt 104 Millionen. In einem Buch behauptete der uruguayische Journalist Mario Bardanca 2007, bei Unregelmäßigkeiten hätten Politik- und Sport-Oberen bisher immer weggeschaut, "aus Angst oder weil sie kompromittiert sind".
Behörden gehen strenger vor
Das scheint nicht mehr uneingeschränkt zu gelten. Dass die Behörden der Region die Machenschaften in der "südamerikanischen Religion" Fußball immer weniger tolerieren, zeigte bereits vor einigen Jahren in Brasilien das Beispiel der früheren Berater von Fußball-Volksidol Ronaldo, Reinaldo Pitta und Alexandre Martins. Die beiden wurden 2003 wegen illegaler Transfer- und Devisengeschäfte zu jeweils elf Jahren Haft verurteilt. In Brasilien werfen Medien den "Empresarios" allgemein nicht nur Geldwäsche, Einmischung in den Sport und Steuerhinterziehung vor. Beklagt wird auch eine Art "Sklavenhandel" mit jugendlichen Fußballern.
Der mächtige Juan Figer, weltweit Nummer Eins unter den beim Weltverband Fifa registrierten Agenten, musste sich vor einigen Jahren von einem Untersuchungsausschuss des Parlaments in Brasilien sogar den Verdacht anhören, er stelle die Nationalelf des Rekordweltmeisters mit auf, um den Marktwert seiner Spieler zu steigern. Dem Uru, der unter anderem Maradona, Gullit, Kakà, Robinho oder Figo betreute und enge Verbindungen zu Bundesligavereinen wie Bayer Leverkusen unterhielt, konnte jedoch nichts bewiesen werden.
Dreieckshandel mit Ze Roberto
Bei der Frage nach verdeckten Zahlungen taucht aber immer die Frage auf, weshalb so viele von Figer betreute Spieler von Brasilien zunächst zu den Kleinclubs Central Espanol oder Rentistas nach Uruguay wechseln, dort nicht ein einziges Spiel bestreiten und nach Europa weitergereicht werden. Der sogenannte "uruguayische Dreieckhandel" wurde im Fall des Bayern-Profis Ze Roberto gleich zweimal benutzt. 1997, als er vom brasilianischen Verein Portuguesa über Central nach Real Madrid wechselte, und auch 2006, als der Mittelfeldmann nach Brasilien zurückkehrte. Ein enger Mitarbeiter des Uruguayers ist der brasilianische Erfolgstrainer Vanderlei Luxemburgo, der selbst ungeniert als Spielerbetreuer agiert.
In Peru ist Carlos Delgado unterdessen offenbar untergetaucht. Der Geschäftspartner des Werder-Profis Pizzaro muss sich wegen des Verdachts der Geldwäsche und der Steuerhinterziehung in Millionenhöhe einer Befragung der Justiz in Lima unterziehen. Staatsanwalt Jorge Chàvez Cotrina habe den Chef der peruanischen Spieleragentur Image für Dienstag vorgeladen, hatte ein Justizsprecher bestätigt. Delgado sei aber seit Tagen nicht mehr gesehen oder gehört worden, schrieb die Zeitung "El Comercio" am Montag. Es bestehe der Verdacht, dass er kurz vor einer Justizanhörung das Land verlassen wolle. Selbst die Fifa hat in Sachen Delgado inzwischen Ermittlungen aufgenommen.
Vor einigen Tagen räumte Perus Nationaltrainer Chemo del Solar in einer Mitteilung des peruanischen Verbandes FPF ein, er habe eine Zahlung von einem Konto Pizarros erhalten. Das Geld sei aber nur im Zusammenhang mit einem gemeinsamen Geschäft mit Rennpferden geflossen, beteuert del Solar.