Argentinien - Niederlande Geheimnis um Gaucho-Elf

Wird das Topspiel gegen die Niederlande zu einer Mogelpackung? Die Zeichen verdichten sich, dass Argentiniens Trainer Pekerman auf seine mit Gelb vorbelasteten Spieler verzichten will. Und auch die Niederländer wollen kein Risiko eingehen.

Argentiniens Coach José Pekerman macht zum ersten Mal ein Geheimnis um seine Startformation, doch könnte sich der WM-Klassiker zwischen dem neuen Topfavoriten und den Niederlanden als Mogelpackung erweisen. Aus Angst vor Sperren für das schon erreichte Achtelfinale dürften beide Trainer im "Endspiel" um den Sieg in der Gruppe C am Mittwoch (21.00 Uhr) in Frankfurt/Main ihre mit Gelben Karten vorbelasteten Stars schonen. Festlegen wollte sich Pekerman aber nicht. "Das würde ich gerne, ich kann es aber noch nicht sagen. Ich weiß noch nicht, wer spielt", sagte er am Dienstag in Herzogenaurach. Es gebe Umstände, die die Meinung ändern könnten. Die Spieler wüssten auch noch nicht Bescheid.

Es sei möglich, räumte Pekerman in Bezug auf einen Verzicht seines verwarnten Quartetts unter anderem mit dem bislang sehr erfolgreichen Sturm-Duo Hernan Crespo (2 Tore) und Javier Saviola (1) ein. Klartext redete hingegen Kollege Marco van Basten: "Wir werden kein Risiko eingehen", sagte der Bondscoach.

"Wir brauchen elf Spieler, die gegen Argentinien bestehen können"

Abschenken wollen die Niederländer, die einen Sieg brauchen, um als Gruppenerste auf den vermeintlich schwächeren Zweiten der Gruppe D - Portugal, Mexiko oder Angola - zu treffen, die vierte WM- Begegnung mit der "Albiceleste" aber auf keinen Fall: "Wir brauchen elf Spieler, die gegen Argentinien bestehen können", sagte van Basten auf der Suche nach dem goldenen Mittelweg.

Gleich sechs Oranje-Spieler sind verwarnt, und nach den letzten Trainingseindrücken wird nur der Hamburger Khalid Boulahrouz aus diesem Sextett in der Startelf stehen. Er rückt für Joris Mathijsen in die Innenverteidigung. Neben Mathijsen werden wohl auch der leicht angeschlagene Johnny Heitinga sowie Arjen Robben, Mark van Bommel und Giovanni van Bronckhorst ersetzt. "Das Wichtigste ist, dass wir im Achtelfinale mit der stärksten Mannschaft antreten können", betonte Torhüter Edwin van der Sar, der mit seinem 112. Länderspiel den Rekord von Frank de Boer einstellt. Phillip Cocu ist nach seiner Knöchelblessur wieder fit und steht vor seinem 100. Einsatz.

"Wir haben das 6:0 gesehen. Alle waren sehr beeindruckt"

Pekerman wird sein Team nach dem grandiosen 6:0 gegen Serbien- Montenegro wohl auf mindestens drei Positionen verändern. Das Risiko, in der ersten K.o.-Runde möglicherweise ohne Crespo und Saviola auskommen zu müssen, dürfte Pragmatiker Pekerman nicht eingehen. Parat stehen Julio Cruz und der dreimalige südamerikanischen Spieler des Jahres, Carlos Tevez. In die Abwehr dürfte Gabriel Milito für Heinze rücken, im Mittelfeld nimmt Esteban Cambiasso die Position des zudem auch noch an Adduktoren-Problemen leidenden Luis Gonzalez ein. Möglich ist auch, dass Pekerman Regisseur Juan Romàn Riquelme eine Pause gönnt und dafür Pablo Aimar bringt. Fraglich ist, ob Jungstar Lionel Messi endlich zu seinem ersten WM-Spiel von Beginn an kommt.

Gleichwohl ist der gegenseitige Respekt ebenso groß wie das neben der Stammformation zur Verfügung stehende Potenzial. Van Basten ist froh, dass die Partie gegen den "Titelfavoriten" nicht mehr über das Weiterkommen entscheidet. Und Ruud van Nistelrooy geriet ins Schwärmen. "Wir haben das 6:0 gesehen. Alle waren sehr beeindruckt", sagte der Stürmer, der die Partie einen "guten Test" nannte. Es sei für das junge Team eine Chance, "gegen Argentinien etwas zu lernen".

Auch Pekerman stellte dem Kontrahenten ein gutes Zeugnis aus: "Sie haben eine starke Mannschaft und pflegen einen technisch anspruchsvollen Fußball. Sie haben aber hier noch nicht ihren besten Fußball gezeigt." 28 Jahre nach dem 3:1-Sieg nach Verlängerung zum ersten von bislang zwei Titelerfolgen, wollen die Argentinier aber "nicht über die Niederlande stolpern", stellte Mittelfeldspieler Javier Mascherano klar. "Wir wollen als Erster ins Achtelfinale einziehen", fügte Manndecker Roberto Ayala hinzu.

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Ulli Brünger und Jens Marx/DPA

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