Die Europarekordhalter und Medaillen-Hoffnungen Helge Meeuw und Sarah Poewe baden gegangen, elf Vorlauf-Schlappen, niemand in den Finals - die Deutschen sind im "Wasserwürfel" von Peking nur noch dritte Wahl. Britta Steffen war nach Platz fünf mit der Freistil-Staffel zum Heulen zumute. Thomas Rupprath brachte es nach Platz 33 auf den Punkt: "Das hat nichts mehr mit Sport zu tun. Die anderen gehen links und rechts weg." Jetzt sind die Psychologen gefragt. Cheftrainer Örjan Madsen: "Für jeden Einzelnen ist es ein Tief. Wenn wir nicht aufpassen, greift es auf die gesamt Mannschaft über."
Michael Phelps ließ sich dagegen von US-Präsident George W. Bush und Ehefrau Laura feiern. Als der Superstar am Sonntag mit seinem 23. Weltrekord in 4:03,84 Minuten über 400 m Lagen die erste von acht möglichen Goldmedaillen holte, hielt es seinen fähnchenschwenkenden Präsidenten nicht mehr auf dem Sitz. Über 4 x 100 m Freistil markierten die US-Boys in 3:12,23 ohne Phelps schon im Vorlauf die Weltbestmarke, Frankreichs Männer in 3:12,36 Europarekord.
Australien feierte Gold und Weltrekord (4:29,45) von Stephanie Rice über 400 m Lagen.
Zhang Lin gewann unter dem frenetischen Beifall der 11 000 Zuschauer hinter dem Südkoreaner Tae Hwan Park mit Silber über 400 m Freistil die erste Männer-Medaille für China in der olympischen Schwimm-Geschichte.
Britta Steffen, die am Mittwoch im Einzel-Vorlauf Farbe bekennen muss, war nach Rang fünf mit Meike Freitag, Daniela Götz und Antje Buschschulte über 4 x 100 Meter Freistil traurig: "Jetzt bin ich erstmal leer." In 3:36,85 Minuten trennten das deutsche Quartett Welten von den siegreichen Niederländerinnen (3:33,76). Dara Torres gewann mit 41 Jahren als älteste Schwimmerin mit den zweitplatzierten USA ihre zehnte olympische Medaille.
Die deutschen Männer kamen gar nicht erst in den Endlauf. Madsen stellte nur fest: "Das sind erschreckende Zeiten der anderen. Das Niveau ist schon jetzt gigantisch." Meeuw war nach Rang 19 über 100 m Rücken fassungslos. "Ich glaub's einfach nicht, ich weiß nicht warum, es tut mir leid", sagte er und machte sich Gedanken über seine Zukunft: "Ich weiß nicht, welche Konsequenzen das nach sich zieht." Sarah Poewe war nach Rang 20 über 100 m Brust nicht weniger ratlos: "Das habe ich mir so nicht vorgestellt." Ihr Europarekord wurde von Mirna Jukic (Österreich/1:07,06) und Julia Efimowa (Russland/1:06,08) gleich zweimal unterboten.
Die Liste der weiteren deutschen Vorlauf-Ausfälle war lang:
Daniela Samulski ( 39./100 m Schmetterling), Katharina Schiller (33./400 m Lagen), Christin Zenner (42./100 m Rücken), Sonja Schöber (36./100 m Brust), Jaana Ehmcke (25./400 m Freistil), Paul Biedermann (18.) und Christian Kubusch (29.) über 400 m Freistil, Thomas Rupprath (33./100 m Rücken). Allein Antje Buschschulte (100 m Rücken) und Biedermann (200 m Freistil) schafften den Einzug in das Halbfinale
Michael Phelps suchte nach dem Anschlag auf der Tribüne zuerst seine Mutter. "Aber ich konnte sie nicht finden." Als er dann seinen Präsidenten erblickte, war er "sehr ergriffen. Das war ziemlich cool." Seinem Trainer Bob Bowman hatte der 23-Jährige vor dem Finale erklärt: "Das sind meine letzten 400 Meter Lagen." Der 17-fache Weltmeister will den Rekord seines Landsmanns Mark Spitz mit siebenmal Olympia-Gold 1972 in München brechen. "Essen, schlafen und schwimmen, das ist alles, was ich tun kann", sagte Phelps. Den ungarischen Silbermedaillen-Gewinner Laszlo Cseh zog er zum Europarekord (4:06,16). Der Norweger Alexander Dale Oen verbesserte seinen Europarekord über 100 m Brust im Vorlauf und Halbfinale auf am Ende 59,16 Sekunden.
DPA/kbe