Als ich in den 70ern das Gymnasium an der Nordseeküste besuchte, hatten wir einen coolen Englischlehrer, der uns immer populäre Songs vorspielte, die wir anschließend übersetzen mussten. Google gab es damals nicht, daher musste Langenscheidts Wörterbuch herhalten. Als jeder den Sinn der Texte final erblättert hatte, sprachen wir in der Klasse darüber.
Eine Englisch-Stunde habe ich bis heute nicht vergessen: Es ging um die bewegende Generationen-Hymne "Father & Son" von Cat Stevens. Eine übersetzte Textpassage trug ich jahrelang auf einem Zettel in meiner Brieftasche mit mir herum, nachdem ich das Elternhaus Richtung München verlassen hatte: "Now there's a way, and I know that I have to go away".
Später wurde Udo Lindenberg mein musikalischer Inspirator. Ich mochte ihn als schrägen Typen, bewunderte seine klare Haltung, stand auf seine Mucke und liebte seine Texte: "Und ich mach mein Ding, egal was die ander'n labern, das ist egal." Er sang es, ich tat es. Bis heute.
"Have it all"
In diesem Sommer 2018, den ich als besonders wunderschön in meinem Herzen eintätowiert habe, komponierte Jason Mraz den Soundtrack zu meinen Glücksgefühlen. "Have it all" ist derzeit meine tägliche Dosis musikalische Motivation, wenn ich durch die Gegend fahre. Wie früher im Unterricht habe ich mir den Song selbst übersetzt. Der Englisch-Leistungskurs, die Sprachreisen nach England und viele Managerjahre in einer US-Company ersparen mir die elektronische Übersetzung.
Der Text vom zweifachen Grammy-Preisträger Mraz ist so wunderbar inspirierend wie seine Gute-Laune-Musik: "Möge das Beste aus deinem heutigen Tag das schlechteste des morgigen sein", heißt es etwa darin. Oder "Habe keinen Besitz und dennoch unfassbaren Reichtum". Keine Frage, der Mann weiß, wie man positives Denken, das Bedeutende im Leben und vor allem die Liebe besingt.
Nicht nur bei mir trifft er mit seinen Texten und dem Sunshine-Sound mitten ins Herz. Bei der Vorstellung seines aktuellen Albums "Know", das er selbst als eine "Sammlung von Liebesbriefen" beschreibt, stand er mit Kindern und Jugendlichen eines Kunstförderprogramms auf der Bühne. Ein wunderbares Bild.
Auch Inge Lauter, Musikredakteurin des hessischen Radiosenders "hr1" malte mit Worten, als sie das neue Werk des beliebten Musikers vorstellte: "Jason Mraz wickelt uns wohlig ein mit einem wunderbar relaxten Groove, bei dem man sich am liebsten in eine schattige Hängematte legen würde, um sanft vor sich hinschaukelnd mitzusummen, und von einer Welt voller Liebe und Schönheit zu träumen." Ich hätte es nicht besser beschreiben können.
Und jetzt wieder Musik!