Harald Kujat

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General a.D. Harald Kujat war nicht nur Generalinspekteur der Bundeswehr, sondern auch Ex-Vorsitzender des Nato-Militärausschusses

Krieg in der Ukraine Ex-General Harald Kujat warnt Nato vor Lieferung von Offensivwaffen

Sehen Sie im Video: General a.D. Harald Kujat wirft der Politik wegen des Krieges in der Ukraine diplomatisches Versagen vor.




Kujat, ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr und Ex-Vorsitzender des Nato-Militärausschusses, fordert Waffenlieferungen mit Initiativen für Waffenstillstandsverhandlungen z.B. beim G20-Treffen zu verbinden und warnt vor weiterer Eskalation:
  • Russland habe seine militärischen Fähigkeiten noch lange nicht ausgereizt
  • Die Eskalationsspirale drehe sich derzeit mit Angriffen und Vergeltungsschlägen gefährlich weiter
  • Die Rhetorik über "taktische" Atomwaffen verkenne das jeder Nuklearwaffeneinsatz auf eine Zerstörung Europas hinausliefe.
Derzeit im Westen eine streitbare Position. Kujat hat als Mitarbeiter Helmut Schmidts den Kalten Krieg und die Logik der atomaren Abschreckung aus nächster Nähe miterlebt und sieht sich von US-Präsident Biden in seiner Warnung von einem Atomkrieg bestärkt.

Kujat sieht intensivere Kämpfe in der Ukraine


Zu den derzeitigen Raketenangriffen sagt Kujat: "Wir haben eine Intensivierung der Kampfhandlungen!"
Die Angriffe auf die ukrainischen Städte seien direkte Vergeltungsschläge und nichts anderes – das zeigten auch die Ziele, die getroffen werden sollen, Infrastruktur mit Strom und Wasser der ukrainischen Bevölkerung – so wie die Ukrainer mit ihrem Angriff auf die Krim-Brücke die Versorgung der Russen gestört hätten. Das sei das Problem, was wir derzeit hätten: "Wir sehen eine wechselseitige Eskalation."
So unter dem Motto: Erst die einen, dann die anderen!

Eskalation bis zu Atomwaffen?


Und diese Eskalation schaukele sich auf wie eine Schraube, bis sie das Äußerste erreicht, nämlich den Einsatz von Nuklearwaffen. "Der Irrsinn kennt keine Grenzen!" Kujat findet es erstaunlich, dass "die westlichen Regierungen das alles so hinnehmen ohne zu versuchen diese Eskalationsschraube zu unterbrechen und zu verhindern."
Wie könnte das gelingen? Auf jeden Fall nicht immer nur weiter leistungsstärkere Waffen in die Ukraine liefern, sagt Kujat. So steigt nur das Risiko, dass irgendwann einer zum Äußersten greift. Er sieht eher die Notwendigkeit einen politischen/diplomatischen Ausweg zu finden, zum Beispiel Mitte November beim G20 Gipfel mit einem Treffen von Biden und Putin. Voraussetzung für einen Ausweg sei ein Waffenstillstand. Er fürchte sonst "eine endlose Spirale der Gewalt."

Nato berät über Waffenlieferungen an die Ukraine


Vom Treffen der Nato-Verteidigungsminister erhofft er sich, dass gut abgeschätzt werde, welche Waffen geliefert werden sollen in die Ukraine. Verteidigungswaffen seien richtig und wichtig, aber Kujat warnt vor Offensiv-Waffen, die russisches Territorium erreichen könnten.
Auf den Einwand damit Putin klein bei zu geben kontert Kujat: "Russland ist die überlegene Macht in diesem Krieg und hat seine militärischen Möglichkeiten noch nicht ausgereizt." Putin kann also immer noch einen drauf setzen.
"Ein Nukleareinsatz wird Europa zerstören, darüber muss man sich im Klaren sein."

"Keine Zeitenwende bei der Bundeswehr"


Nebenbei teilt der frühere Generalinspekteur auch gegen die Verteidigungsministerin aus.
Bisher sei nicht zu sehen, dass die angekündigte Zeitenwende für die Bundeswehr ernsthaft umgesetzt werde.
Selbst wenn, werde die Bundeswehr frühestens 2030 für Landes- und Bündnisverteidigung einsatzbereit sein.  






Tamara Bilic spricht mit General a.D. Harald Kujat, ehem. Generalinspekteur der Bundeswehr und ehem. Vorsitzender des Nato-Militärausschusses.
Harald Kujat (Archivbild) war Generalinspekteur der Bundeswehr und von 2002 bis 2005 Vorsitzender des Nato-Militärausschusses

Krieg in der Ukraine Trotz Panzerhaubitzen aus Deutschland: Ex-General Kujat sieht Taktik und Lage der Ukraine kritisch

Sehen Sie im Video: Ex-General Harald Kujat schätzt die Lage im Krieg in der Ukraine ein.




Die Lieferungen der deutschen Panzerhaubitzen unterstützen die Ukraine insofern, dass sie die Feuerkraft erhöhen, aber man darf die Wirkung nicht überschätzen. Bislang hat sich auch die Lieferung von schwerer Artillerie der Verbündeten auf den Kriegsverlauf noch nicht so recht ausgewirkt. Entscheidend wird sein, wie die gelieferten Waffen taktisch eingesetzt werden. Die Ukrainer kämpfen eher statisch und setzen sich in den Städten fest und sind dort leichte Ziele für die russische Armee. Daran werden die gelieferten Waffensysteme nichts ändern.


Deutschland muss sich die Kritik an den langsamen Waffenlieferungen nicht gefallen lassen. Es werden Waffensysteme geliefert und vor allem Ausrüstungsgegenstände, die sehr wichtig sind. „Wir gehören mit zu den Staaten, die sich am engagiertesten zeigen in der Unterstützung der Ukraine in ihrem Abwehrkampf.“ Was auch eine Gefahr ist bei den Waffenlieferungen, muss man davon ausgehen, dass sie entweder schnell zerstört werden oder in die Hände Russlands fallen. Deswegen sollten es Waffensysteme sein, aus denen die Russen kein technologisches Wissen ziehen kann. Das ist ganz wichtig!
„Es ist offensichtlich, dass Russland versucht den Donbass, die Krim und zum Beispiel Cherson zu konsolidieren. (…) Sie gehen langsam und systematisch vor und versuchen, die ukrainischen Streitkräfte einzukesseln oder sich aus dem Kessel – soweit es geht- zurückzuziehen.“
Gleichzeitig versuchen sie die Versorgung der ukrainischen Streitkräfte abzuschneiden und dieses Gebiet unter ihre Kontrolle zu bringen. Man sieht schwere Gefechte in den Städten und eine massive Zerstörung.
Es könnte bedeuten, dass wenn Russland sein militärisches Ziel (die Verbindung zwischen Krim und Russland zu sichern) erreicht hat, dass es zu einem Waffenstillstand oder Friedensverhandlungen kommt. Heißt aber nicht, dass Russland gewonnen hat. Es wäre aber zumindest der richtige Zeitpunkt. Denn man sieht auch bei beiden Truppen eine militärische Erschöpfung.
Tamara Bilic spricht mit General a.D. Harald Kujat, ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr und ehem. Vorsitzender NATO Militärausschuss.