Fifa-Entscheid "The winner is Deutschland"

Jubel beim DFB: Deutschland ist 2011 Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen. Das entschied das Exekutivkomitee des Weltverbandes Fifa in Zürich. In zwölf deutschen Städten soll gespielt werden. Als Endspielort ist Frankfurt am Main im Gespräch. Auch die Herren-WM im Jahr 2014 wurde vergeben.

Die deutschen Fußball-Fans können sich auf ein neues Sommermärchen freuen. Das Exekutivkomitee des Weltverbandes Fifa hat sich von der eindrucksvollen Bewerbung des Deutschen Fußball-Bundes überzeugen lassen und Deutschland genau einen Monat nach dem Gewinn des Titels erstmals mit der Ausrichtung einer Frauen-Weltmeisterschaft betraut. Im Jahr 2011 wird die Fußball-Welt fünf Jahre nach der berauschenden WM-Party der Männer getreu dem DFB- Bewerbungsmotto "ein Wiedersehen bei Freunden" feiern. "Der Ausrichter der Frauen-Weltmeisterschaft ist der Fußball-Verband von Deutschland", verkündete FifaPräsident Joseph Blatter um 15.10 Uhr am Dienstag in Zürich feierlich.

Die deutsche Delegation um DFB-Präsident Theo Zwanziger brach sofort in großen Jubel aus. "Das ist eine ganz große Ehre für uns. Wir sind sehr stolz und dankbar für diese Auszeichnung", sagte Zwanziger strahlend. "Das ganze Land, die Menschen und der DFB freuen sich auf diese Aufgabe", so der DFB-Chef nach dem Votum des Fifa- Exekutivkomitees.

In zwölf Stadien soll gespielt werden

Als Spielorte der WM, deren genauer Termin noch nicht feststeht, hat der DFB zwölf Städte präsentiert. Dabei ist für das Eröffnungsspiel an Berlin, für das Finale an Frankfurt/Main gedacht. Außerdem soll in Augsburg, Bielefeld, Bochum, Dresden, Essen, Leverkusen, Magdeburg, Mönchengladbach, Sinsheim und Wolfsburg gespielt werden, falls die Fifa die Teilnehmerzahl auf 24 Mannschaften erhöht. Sollte es bei 16 Endrunden-Teilnehmern bleiben, werden voraussichtlich einige Orte gestrichen.

Der deutschen Nationalmannschaft von Silvia Neid eröffnet sich nun die große Chance, den Titel-Hattrick vor heimischen Fans perfekt zu machen. "Eine WM im eigenen Land bestreiten zu dürfen, ist eine einmalige Angelegenheit. Ich hatte immer ein gutes Bauchgefühl", freute sich die 43-jährige Cheftrainerin. Ihr Kollege Joachim Löw gratulierte: "Ich bin überzeugt, dass die WM wie schon im Sommer 2006 ein großes Fest für alle wird und die tolle Stimmung im ganzen Land der Frauen-Nationalmannschaft helfen wird, den angestrebten Titel- Hattrick tatsächlich zu schaffen."

Kanadas Präsentation war recht bieder

Mit einer stimmungsvollen und bewegenden Präsentation hatte der DFB zuvor die letzten Zweifel am Sieg über den einzigen und recht bieder aufgetretenen Mitbewerber Kanada beseitigt. Ungeachtet einer technischen Panne führte ARD-Moderatorin Monica Lierhaus im langen schwarzen Abendkleid charmant durch den 15-minütigen Auftritt, mit dem der DFB wohl die letzten Unentschlossenen unter den 21 stimmberechtigten Mitgliedern der "Fifa-Regierung" überzeugte.

Bundeskanzlerin Angela Merkel Merkel, die bei der Präsentation zuvor eine Videobotschaft übersandt hatte, gratulierte zum großen Erfolg. "Dies wird eine weitere hervorragende Gelegenheit sein, mit Freunden aus aller Welt ein herrliches Fußball-Fest in Deutschland zu feiern. Ganz besonders freue ich mich auch für unsere frisch gekürten Weltmeisterinnen." Ihre sportlich außergewöhnlichen Leistungen würden nun "eine glanzvolle Bühne vor heimischem Publikum erhalten".

Von der Leyen war euphorisch

Geradezu euphorisch war auch Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen. Die Präsentation fand sie großartig. "Sie war begeisternd, kraftvoll und hoch professionell", schwärmte von der Leyen, die als Regierungsvertreterin in die Schweiz gereist war. "Das ist eine großartige Chance und ein hoher Vertrauensbeweis für ein fußballbegeistertes Land", sagte sie nach der Entscheidung. Die Ministerin ist überzeugt, dass die Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland eine weitere "Dynamik" bekommt. "Ich kann versichern, dass die Regierung geschlossen hinter ihnen steht und ein ganzes Land mit der Mannschaft mitfiebert", sagte sie in Richtung Zwanziger.

Selbst die Mikrofonpanne am Anfang änderte nichts am überzeugenden Auftritt bei der Präsentation. "Das hat nichts ausgemacht. Es hat gezeigt, dass die Deutschen nicht perfekt sein müssen", meinte Franz Beckenbauer. Der "Kaiser", der als Organisationschef bereits die Männer-WM 2006 nach Deutschland geholt hatte, rührte monatelang die Werbetrommel und machte wie auch DFB-Ehrenpräsident Gerhard Mayer- Vorfelder seinen großen Einfluss in der internationalen Fußball- Familie geltend.

Filmische Porträts von Prinz und Bajramaj

Vor allem die filmischen Porträts über die dreimalige Weltmeisterin Birgit Prinz und Jung-Nationalspielerin Fatmire Bajramaj sowie Bilder von der WM 2006 und dem Gewinn des Frauen-WM durch die DFB-Elf vor rund vier Wochen in China weckten große Emotionen. "Ich hatte eine Gänsehaut", gestand die 30-jährige Prinz, die nach der Entscheidung meinte: "Ich freue mich sehr auf die WM. Ich hoffe, es wird ein tolles Ereignis, der unserem Sport einen weiteren Schub verleiht."

Der Beitrag über die aus dem Kosovo stammende Bajramaj, die in einem Videofilm u.a. mit Stöckelschuhen und Kleid einen Ball balancierte, sollte zeigen, wie auch Mädchen mit Migrationshintergrund in Deutschland durch den Sport den sozialen Aufstieg schaffen können. "Fußball war und ist mein Leben. Ohne ihn könnte ich nicht existieren", betonte die 19-Jährige, die in dem Film ihre Geschichte von der Flucht als Vierjährige bis zur Fußball- Weltmeisterin 2007 schilderte. "Dass wir die WM jetzt tatsächlich bekommen haben, ist ein Traum."

Brasilien war bei den Männern einziger Bewerber

Die Entscheidung bei der Männer-WM 2014 war dagegen einfacher. Brasilien war wegen des bislang gültigen Rotationsprinzips einziger Bewerber. Zuletzt hatte im Jahr 1950 eine Fußball-WM im Land des fünffachen Weltmeisters stattgefunden. In Südamerika war Argentinien 1978 letzter Gastgeber gewesen.

In einer halbstündigen Show hatten die Brasilianer ihre Bewerbung am Dienstagmorgen in der Fifa-Zentrale vorgestellt und sich dabei als große Fußball-Nation - aber vor allem auch als Land mit großen Entwicklungschancen präsentiert. Durch den Zuschlag werde das fünftgrößte Land der Erde einen wirtschaftlichen und sozialen Aufstieg erleben. Neben einstigen Fußball-Größen wie Romario und Nationalcoach Dunga warb auch Schriftsteller Paulo Coelho für seine Heimat. Staatschef Luiz Lula da Silva saß im Auditorium in Zürich.

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Ulli Brünger und Arne Richter/DPA

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