Akku-Bann E-Bike-Verbot für die Wohnung – bei uns noch ungewöhnlich, in den USA schon Realität

In den USA werden E-Bikes und Scooter von Hausverwaltungen verboten.
In den USA werden E-Bikes und Scooter von Hausverwaltungen verboten.
© Halbergman / Getty Images
In New York starben 2023 bereits 14 Menschen bei Bränden von Lithiumbatterien. Nun verbannen immer mehr Institutionen und Wohnanlagen die umweltfreundlichen E-Bikes und Scooter.

In Deutschland ist es noch eine düstere Vision, in den USA aber schon Realität. Nach einer Reihe von Batteriebränden bei Scootern und E-Bikes verbannen immer mehr Wohnanlagen diese Vehikel. In Deutschland gibt es nur vereinzelte Verbote. In Hamburg darf man E-Scooter nicht mehr in der Bahn mitnehmen. In den USA und insbesondere in New York werden Scooter und E-Bikes von den Vermietern verboten.

Die "New York Times" berichtet, dass 2023 in New York 14 Menschen bei Bränden von Lithiumbatterien ums Leben kamen und 93 weitere verletzt wurden. Bis zum 14. August wurden 154 dieser Brände in NYC registriert. Die Stadt versucht nun, den Verkauf von Bikes und Scootern, welche bestimmte Sicherheitsnormen nicht einhalten, zu verbieten und bietet ein subventioniertes Umtauschprogramm an.

Plötzliche Verbote 

Diese Maßnahmen reichen vielen Vermietern und wohl auch manchen Mitbewohnern nicht aus. Sie verbannen die Vehikel aus den Gebäuden. Auf Facebook und Reddit klagen die Betroffenen ihr Leid. Von einem Tag auf den anderen werden Verbotsschilder montiert. Dabei ist es unmöglich, regelmäßig ein ausgewachsenes E-Bike unbemerkt von Nachbarn und Doorman in die Wohnung zu schaffen. Besonders unangenehm für die Besitzer: Die Verbote machen keinen Unterschied zwischen Markenrädern und Geräten und No-Name-Importen. Selbst Eigentum schützt nicht vor den Verboten. Auf Reddit klagt ein User, dass die Eigentümergemeinschaft seiner Wohnanlage E-Vehikel ohne Vorwarnung verboten hat und er nun nicht mehr wisse, wie er zur Arbeit gelangen soll. Hochschulen tun es ihnen gleich und beginnen, diese umweltfreundlichen Fortbewegungsmittel zu verbieten. Die Unterbringung in Wohnheimen und auch die bloße der Nutzung auf dem Campus wird verboten. Manche Colleges sind besonders listig, sie verbieten nur das Abstellen, was die Nutzung dann aber sinnlos macht.

Plötzliche heiße Brände

Warum sind Akkus so gefährlich? Diese Lithium-Ionen-Akkus können ohne Vorwarnung explodieren, das passiert häufig beim Aufladen, kann aber auch so geschehen. Der Lithiumbrand selbst ist sehr heiß und praktisch von den Bewohnern in einer Wohnung nicht zu löschen. Mit speziellen Feuerlöschern kann man den Brand nicht beenden, aber herunterkühlen. Ein tragbarer Löscher dürfte für einen Laptop ausreichen, aber kaum für den 700-Wattstunden-Akku eines E-Bikes. Dazu breiten sich Feuer in Wohnungen heute sehr viel schneller aus als früher. Grund ist der hohe Anteil an Kunstfasern in der Inneneinrichtung. In New York haben diese Brände Vorhänge in Sekunden in Brand gesetzt. Steht das Rad im Flur, ist der Ausgang zur die Tür blockiert.

Reagiert sensibel auf unsachgemäße Behandlung 

Diese Art von Akkus wird auch in Laptops oder Smartphones verwendet, nur sind die Speicher dann viel kleiner. Die Gefahr ist bei billigen Geräten, die Sicherheitsstandards nicht einhalten, besonders groß. Aber auch Markengeräte sind nicht ungefährlich. Etwa dann, wenn die erschöpften Akkuzellen in einem Bastelladen ausgetauscht werden. Auch kann ein Akku durch Stürze und Schläge beschädigt werden. So was kommt bei Bikes und Scootern vor und kaum ein Besitzer lässt seinen Akku nach einem kleinen Unfall aufwändig checken. Ein Brand kann auch passieren, wenn das falsche Ladegerät angeschlossen wird. Oder wenn man einen toten, tiefentladenen Akku "wiederbeleben" lässt und dabei die Kontroll-Elektronik umgangen wird. Akkus werden nicht allein in E-Bikes und Scootern verbaut, sondern auch in immer mehr Haushaltsgeräten wie Staubsaugern oder Heimwerkermaschinen. Doch im Visier sind allein Scooter und E-Räder. Im Grunde sind diese Verbote sinnlos, wenn sich die Batterie entfernen lässt. Dann bleibt das Gefährt im Freien und der Akku wird in der Tasche geschmuggelt.

Diese Maßnahmen wirken übertrieben. Die Brände sind gemessen an der Zahl von Akkus und Ladevorgängen sehr selten. Doch muss man zugeben, dass es auf viele Fragen keine zufriedenstellende Antwort gibt. Etwa folgendes Horror-Szenario: Was geschieht, wenn so ein Akku in einem Aufzug oder einer Gondel explodiert? Oder überhaupt in einem engen Gedränge von Menschen? Die Kleidung der Umstehenden wird dann unweigerlich sehr schnell in Brand geraten, wenn sie sich nicht sofort vom Brandherd entfernen können. 

Neue sichere Akkutypen

Es gibt unzählige Tipps für den richtigen Umgang mit Akkus, praktikabel sind sie nicht. Richtig ist, dass ein Akku nicht geöffnet werden sollte, Eigenreparaturen unbedingt zu vermeiden sind und irgendwie beschädigte Geräte nicht weiter benutzt werden dürfen.

Weitere Ratschläge helfen kaum weiter. Da wird geraten, ein E-Vehikel nicht im Haus, sondern in einem Schuppen zu laden. Im Falle eines Brandes kommt dann keine Person zu Schaden. Andererseits soll das Laden nicht unbeaufsichtigt erfolgen. Auch das ist utopisch, selbst wenn das Rad in der Wohnung steht. Eine volle Ladung dauert je nach Akku und Ladegerät zwischen vier und acht Stunden, so lange wird niemand seinen Akku im Auge behalten. Auch niedrige Temperaturen sollte man vermeiden. Wie das Gefährt dann im Winter genutzt werden kann, wird nicht verraten. Hohe Temperaturen mag der Akku auch nicht, dennoch wird man es kaum verhindern können, sein Bike auch mal in der Sonne abzustellen. Der technische Fortschritt lässt allerdings hoffen. Weltweit sind Lithium-Eisenphosphat-Batterien auf dem Vormarsch. Sie sind weit standfester und langlebiger als Lithium-Ionen-Batterien und sie brennen und explodieren nicht.

Quellen: NYT, Reddit, Electrec