Diese Versteigerung sollte der Höhepunkt von Scotsdale 2018 sein: Ein Mercedes, der Adolf Hitler gehörte, sollte versteigert werden. Das ist schon außergewöhnlich, doch hinzu kommt der sehr gute Zustand des Mercedes-Benz 770K "Großer Offener Tourenwagen" und die Tatsache, dass seine Geschichte zweifelsfrei belegt ist. Daran unterscheidet sich der Parade-Benz von vielen Gegenständen aus dem Umfeld Hitlers.

Für ihn wurden acht Millionen Euro geboten, aber das war dem Besitzer nicht genug. Er gab den Wagen dafür nicht weg. In der Tat gibt es nur noch fünf Exemplare des außergewöhnlichen Mercedes-Benz 770K "Großer Offener Tourenwagen".
Sieben Millionen wären ein guter Preis, wenn der Vorbesitzer und die Vorgeschichte nicht wären. Vor der Versteigerung gab es Bedenken, dass der Wagen an einen rechten Nazi-Sammler gehen könnte. Darum sollten auch zehn Prozent des Kaufpreises an das Simon Wiesenthal Center gehen. Michael Rubinoff, Historiker und Professor am Arizona State University's College of Integrative Sciences and Arts hatte wegen des Preises keine Sorge, dass das Auto von einem Nazi gekauft würde. "Neonazis sind meist keine besonders wohlhabenden Menschen. Meist stehen sie außerhalb des Systems und die Leute mit so viel Geld stehen immer mitten im System", sagte er schon vor der Auktion.

Auto der Superlative
Gebaut wurde der Wagen 1939. Angetrieben wird der Tourenwagen von einem gigantischen 7,7-Liter-Reihen-Achtzylindermotor. Der Wagen war schon damals extrem teuer, aufwändig und robust konstruiert. Gebaut wurde er mit der Hand. Denn genau genommen waren Technik und Fahrgestell festgelegt, doch die Aufbauten wurden der illustren Kundschaft individuell angepasst. Viele der damaligen Konkurrenten hatten mehr Zylinder, aber keiner konnte mit der Leistung von 230 PS mithalten, die der Kompressor entfesselte.
Negativ-Publicity durch Vorbesitzer Hitler
Auch ohne den Vorbesitzer wäre der perfekt erhaltene "Große Offene Tourenwagen" ein Highlight der Auktion, nun sieht es so aus, als hätte der Name Hitler und der zu erwartende Rummel, potenzielle Bieter abgeschreckt. Von den riesigen Autos wurden nur wenige gebaut und nur eine Handvoll hat die Zeiten überlebt. "Selbst wenn man die Vorbesitzer beiseite lässt, dann sind die erhaltenen Exemplare des Mercedes-Benz 770 die weltweit größte Errungenschaft in Sachen Automobildesign, Ingenieurskunst und Technik", sagte Rod Egan, der Experte von Worldwide Auctioneer.
Kein Zweifel an der Herkunft
Anders als viele Gegenstände aus der Umgebung Hitlers ist die Lebensgeschichte dieses Autos lückenlos nachgewiesen. Der Wagen trägt die Nummer 189744. Er wurde am 2. September 1938 von Hitlers Chauffeur Kempka direkt beim Mercedes-Vorstand bestellt: "Kommissionsnummer 303 305, Großer Mercedes, offener Tourenwagen W150 für den Führer und Reichskanzler, vierter Führerwagen".
Kempka, der auch als Leibwächter fungierte, legte großen Wert auf den maximalen Schutz der Insassen, soweit das bei einem Cabrio möglich war. Die Frontscheibe von 189744 bestand aus 30 mm kugelsicherem Verbundsicherheitsglas. Panzerplatten schützten die Passagiere. Eingesetzt wurde 189744 als Gastwagen für Staatsbesuche. Mit ihm kutschierte Hitler den italienischen Diktators Benito Mussolini durch München. Am 6. Juli 1940 benutzte Hitler ihn für die Siegesparade in Berlin nach der Niederlage Frankreichs.

Nach den Paraden
1943 ging der Wagen zur Wartung zurück ins Werk. Von Hitler wurde er nicht mehr benutzt. Nach Stalingrad war die Zeit der prächtigen Paraden vorüber. Fahrer Kempka blieb in der Umgebung Hitlers. Er gehörte zu den letzten Vertrauten, die 1945 in der Reichskanzlei ausharrten. Zusammen mit dem Adjudanten Günsche und dem Diener Linge verbrannte Kempka die Leichen Hitlers und Eva Brauns – mit dem letzten Benzin, das er vorher aus den Tanks der verbliebenen Mercedes-Karossen abgesaugt hatte.