Anfangs war Genesis gerade in Europa mit seinen emsigen Marktanstrengungen eher belächelt worden und der immer wieder verzögerte offizielle Start machte das Ganze nicht einfacher. Doch es überrascht, wie schnell Genesis nunmehr ein neues Modell nach dem anderen vorstellt - und auf den Markt bringt. So gab es noch vor dem offiziellen Start das edle Oberklasse-Doppelpack aus G80 sowie GV80 und jetzt kommt eine Liga darunter gleich das Triumvirat aus G70, G70 Shooting Brake und GV70. Wer eine klassische Limousine bevorzugt und sich bisher für einen Audi A4 oder einen BMW 3er interessierte, der dürfte sich für den 4,69 Meter langen G70 erwärmen können, der sich mit seinen Vierfach-Leuchten in der Designsprache der größeren Modelle präsentiert und insbesondere wegen seines stattlichen Kühlergrills nicht nur im Rückspiegel des Vorausfahrenden jede Menge Eindruck macht. Die kurzen Überhänge machen die Limousine nur schicker.
Glanz in der Sparte

Für den Antrieb gibt es etwas überraschend nur Vierzylinder; einen Diesel, zwei Benziner und keinen Plug-In-Hybriden. Hier scheinen sich die Koreaner auf eine komplette Elektrifizierung vorzubereiten. Topmodell ist der gut motorisierte Zweiliter-Turbo, der in seiner stärkeren Variante 180 kW / 245 PS und ein maximales Drehmoment von 353 Nm liefert. Aus dem Stand geht es in 6,6 Sekunden auf Tempo 100 und der Viertürer erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h. Der Motor hängt direkt am Gas und bietet gerade aus mittleren Drehzahlen viel Fahrfreude, jedoch kann der Motorklang nicht überzeugen. Entweder, der wenig sonore Vierzylinder wird aus dem Boxensystem von einem allzu künstlichen Powerklang übertüncht, der nur Fans von nächtelangen Spielkonsoleorgien eine Freude bereiten kann. Schaltet man die Computertrompeten entnervt aus, ist der Klang nicht besser - nur deutlich dünner. Gefallen kann weder das eine noch das andere.
Schade, weil die Kombination aus aufgeladenem Vierzylinder und der achtstufigen Getriebeautomatik durchaus passt. Etwas anders sieht es jedoch bei den einzelnen Fahrprogrammen aus, denn neben dem Normalmodus wirkt der Ecomodus besonders träge und die Sportmodi wollen einfach etwas zu viel des Guten. Lässig und souverän ist anders und wer sich das gut abgestimmte Fahrwerk des Genesis G70 und den sinnvollen Allradantrieb anschaut, fragt sich ohnehin, wieso es keinen leistungsstärkeren Sechszylinder gibt, um gegen Wettbewerber wie Audi S5 oder BMW M340i zu bestehen? Und wer die Motorhaube öffnet, sieht rund um den zwei Liter großen Vierzylinder, der in einer schwächeren Variante auch mit 197 PS zu bekommen ist, ohne viel Platz für weitere Brennkammern. Hoffen kann man ja einmal, dass noch ein mehrzylindriges Triebwerk in den G70 verfrachtet wird, der eben auch als Kombi und SUV angeboten wird. Der Normverbrauch ist mit 9,1 Litern pro 100 Kilometer ohnehin bereits auf dem Niveau eines Sechszylinders.
Einen exzellenten Eindruck macht der Genesis G70 wie schon seine großen Brüder im Innenraum. Hier geht es modern, aber nicht allzu innovativ zu. Dafür gibt es mehr Luxus und mehr Noblesse als bei der Konkurrenz. Die klimatisierten Ledersitze sind exzellent und für längere Fahrten ein Volltreffer. Das 12,3-Zoll-Kombiinstrument hat man sich beim aktuellen BMW 7er abgeschaut und das Zentraldisplay mit einer Diagonale von zehn Zoll ist ebenfalls sehr übersichtlich; was man nicht von allen Untermenüs und der Bedienung sagen kann. Dabei bleibt Geschmacksache, dass sich der Totwinkelwarner beim Blinken links in den Tacho und rechts in den Drehzahlmesser einblendet. Gerade bei Dunkelheit nicht immer ein Gewinn, doch allemal eine wichtige Sicherheitsausstattung, die man jedoch wohl anders hätte lösen können. Wer auf der Autobahn häufig überholt, ist von den wechselnden Projektionen hinter dem griffigen Steuer jedenfalls schnell genervt.
Das Platzangebot ist nicht die große Stärke des Genesis G70. So bequem es vorne zugeht, so überschaubar ist der Platz im Fond, wenn vorne Insassen mit Gardemaß sitzen. Noch schmaler wird es im Laderaum, denn hier glänzt nur die elektrische Heckklappe. Die 330 Liter Volumen sind auch in dieser Klasse einfach zu wenig. Der Basispreis für den 197 PS starken Genesis G70 Benziner mit Hinterradantrieb startet bei 39.100 Euro. Die exzellent ausgestattete Topversion des G70 2.0 T Luxury mit 245 PS und Allradantrieb kostet 48.490 Euro. Wer einfach einmal etwas anderes als Audi A4, BMW 3er oder Mercedes C-Klasse fahren möchte, ist mit dem Genesis G70 allemal gut bedient, wenn es kein Plug-In-Hybride oder ein Elektromodell sein soll. Und wir träumen einfach weiter von einem Sechszylinder, der bestens in den G70 passen würde.