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"Gender Planning" Münchner SPD und Grüne fordern Abkehr von einer Verkehrspolitik für Männer

Stau in München
Stau in München – kein seltenes Bild in der bayrischen Landeshauptstadt
© Sven Hoppe / Picture Alliance
Politiker von SPD und Grünen in München wollen, dass bei der Verkehrspolitik künftig die Bedürfnisse aller Geschlechter beachtet werden. Bisher orientiere sich der Straßenverkehr am "Mann im Dienstwagen auf dem Weg zur Arbeit".

Der Vorwurf, dass das deutsche Straßenverkehrssystem zu stark auf Autofahrer ausgerichtet und damit nicht mehr zeitgemäß sei, ist nicht neu. Ungewöhnlich ist jedoch die Interpretation, die Politiker von SPD und Grünen im Münchner Stadtrat vorbringen. Sie behaupten in einem Antrag an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), Münchens Straßen orientierten sich zu sehr an den Bedürfnissen von Männern.

Die Verkehrsplanung habe sich in der Vergangenheit zu oft an dem Stereotyp "Mann im Dienstwagen auf dem Weg zur Arbeit" orientiert. Frauen, Kinder und ältere Menschen seien im Gegensatz dazu öfter zu Fuß unterwegs und würden benachteiligt. Damit soll nun Schluss sein: Die Gruppe von Politikern fordert, in der bayerischen Landeshauptstadt das Thema "Gender Planning" stärker in den Fokus zu nehmen. Unter dem Begriff versteht man grundsätzlich eine Stadtentwicklung, die den Bedürfnissen aller Geschlechter gerecht wird.

Betrunkener LKW-Fahrer auf der A9

Unterzeichnet haben den Antrag sieben Vertreter der SPD/Volt-Fraktion im Münchner Stadtrat sowie sieben Abgeordnete der Fraktionsgemeinschaft aus Grünen und Rosa Liste. Sie fordern eine Anhörung zu dem Thema im Mobilitätsausschuss sowie anschließend die Entwicklung von verbindlichen Kriterien für die Stadtplanung. "Dabei geht es vorrangig darum, wie die Bedürfnisse aller Mobilitätsteilnehmer*innen berücksichtigt und spezifisch weibliche Bedürfnisse an Mobilität in der Infrastruktur umgesetzt werden können", heißt es in dem Antrag.

Belustigung bei der CSU

Der Vorstoß sorgt bei den anderen Parteien für Unmut, teils vor allem für Belustigung. "Geschlechteradaptierte Ampelphasen? Ich habe schon lange nicht mehr so viele überkommene Stereotypien in einem Antrag erlebt", [sic] äußerte sich der Stadtratsabgeordnete Hans Theiss (CSU). "Der Grund für den Antrag ist ja gut, aber die Begründung, dass der Mann mit dem Dienstwagen zur Arbeit fährt, ist echt unglücklich", sagte ein namentlich nicht genannter Stadtrat der "Bild".

Konkrete Vorschläge sind in dem Antrag noch nicht zu finden. Die Abgeordneten verweisen jedoch auf eine Studie zu dem Thema aus Wien. Dort werden beispielsweise Gehwege mit einer Breite von mindestens zwei Metern, mehr verkehrsberuhigte Zonen vor Kitas und Schulen sowie weniger Parkplätze im öffentlichen Raum als mögliche "Gender Planning"-Maßnahmen genannt.

Quellen: Antrag "Gerecht vorankommen: Gender Planning in der Münchner Verkehrswende" / Hans Theiss auf Facebook / "Bild" / "Gender Mainstreaming in der Stadtplanung und Stadtentwicklung"

epp

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