Volkswagen steckt in einem gewaltigen Skandal. Europas führender Autobauer hat auf dem US-Markt offenbar systematisch bei den Abgastest betrogen. Um die scharfen Richtlinien zu erfüllen, hat VW mithilfe einer Software die Messungen ihrer Diesel-Fahrzeuge manipuliert und so Autos auf den Markt gebracht, die deutlich mehr Abgase ausstoßen als erlaubt. Im Mittelpunkt steht aber VW-Chef Martin Winterkorn, der seinen Rücktritt verkündet hat. Die Ereignisse des Tages.
+++ 21.19 Uhr: Auch Mexiko nimmt VW unter die Lupe +++
Volkswagen droht nun auch Ungemach in Mexiko. Das mexikanische Umweltministerium kündigte Untersuchungen an. Die Behörde werde prüfen, ob VW auch in Mexiko bei einigen Diesel-Fahrzeugen die Abgasvorschriften vorsätzlich umgangen habe. Umweltminister Rafael Pacchiano sagt, dass das Land bei einem Verstoß VWs handeln werde. Er hoffe, dass dem Ministerium bereits in den kommenden Tagen Ergebnisse der Untersuchungen vorlägen.
+++ 19.40 Uhr: VW-Präsidium will Strafanzeige stellen +++
Das Präsidium des VW-Aufsichtsrats nimmt in einer Erklärung zum Rücktritt Martin Winterkorn und den Folgen des Abgas-Skandals Stellung. Darin heißt es:
Die Mitglieder des Präsidiums haben beschlossen, durch das Unternehmen Strafanzeige bei der zuständigen Staatsanwaltschaft Braunschweig zu erheben. Es steht nach Ansicht des Präsidiums fest, dass es zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist, die auch strafrechtlich relevant sein können. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft werden seitens des Volkswagen Konzerns in aller Form unterstützt.
+++ 18.50 Uhr: VW löscht Werbe-Clips auf Youtube +++
Auf seinem Youtube-Kanal "Volkswagen USA" löscht der Autobauer Werbefilme, in denen Volkswagen-Dieselmodelle als "echt sauber" angepriesen werden.
+++ 18.40 Uhr: Kandidaten für die Nachfolge von Winterkorn +++
Als Kandidaten für die Nachfolge von Martin Winterkorn werden folgende Topmanager gehandelt:
- Herbert Diess: Der Chef der Hausmarke VW Pkw gilt als Routinier in seinem Beritt - und gilt in Aufsichtsratskreisen als einer der Top-Favoriten.
- Matthias Müller: Der Porsche-Chef wird vor allem in den Medien vielfach als Favorit für die Nachfolge genannt. Er arbeitet seit Jahren eng mit Winterkorn zusammen.
- Andreas Renschler: Der 57-jährige Nutzfahrzeugchef des VW-Konzerns kam erst im Februar vom Konkurrenten Daimler zu VW. Sein Plus ist sein Bemühen, einen guten Draht zum Betriebsrat aufzubauen.
- Rupert Stadler: Als Kronprinz gilt auch schon lange der 52-jährige Audi-Chef Rupert Stadler. Sein Aufstieg im Konzern begann 1997 als Büroleiter des damaligen VW-Chefs Piech.
+++ 18.30 Uhr: Fast 40 Sammelklagen in den USA und Kanada +++
Auf Volkswagen rollt einem Medienbericht zufolge eine Flut von Sammelklagen in den USA und Kanada zu. Nach Recherchen des NDR und der "Süddeutschen Zeitung" seien seit vergangenen Freitag 37 solcher Klagen bei US-Gerichten eingereicht worden, weitere zwei in Kanada. Kläger seien zumeist private Autokäufer, in einem Fall auch ein Autohändler. Die Kläger verlangen dem Bericht zufolge Schadensersatz für den Wertverlust ihrer Fahrzeuge und die durch den Rückruf entstehenden Kosten.
+++ 18 Uhr: Winterkorn wirft das Handtuch - zum Wohle des Unternehmens +++
Die schwere Vertrauenskrise nach dem Abgas-Skandal zwingt VW-Chef Martin Winterkorn zum Rücktritt. Nach einer Krisensitzung der obersten Aufseher in Wolfsburg teilt der Schwabe in einer Erklärung mit: "Ich bin bestürzt über das, was in den vergangenen Tagen geschehen ist. Vor allem bin ich fassungslos, dass Verfehlungen dieser Tragweite im Volkswagen Konzern möglich waren." Als Vorstandschef übernehme er die Verantwortung. Er habe daher den Aufsichtsrat um seine Ablösung gebeten: "Ich tue dies im Interesse des Unternehmens, obwohl ich mir keines Fehlverhaltens bewusst bin."
+++ 17.19 Uhr: Winterkorn-Nachfolge wird nicht vor Freitag entschieden +++
Der Volkswagen-Aufsichtsrat wird nicht vor Freitag über die Nachfolge Martin Winterkorns entscheiden. Das sagt der Vorsitzende des Gremiums, Berthold Huber, in Wolfsburg.
+++ 17.01: Martin Winterkorn tritt zurück +++
Martin Winterkorn tritt als Konzernchef von Volkswagen zurück. Der 68-jährige Manager zieht damit die Konsequenzen aus dem Skandal um manipulierte Abgaswerte in den USA. Als Vorstandsvorsitzender übernehme er die Verantwortung für die bekannt gewordenen Unregelmäßigkeiten bei Dieselmotoren, erklärt Winterkorn in Wolfsburg. "Volkswagen braucht einen Neuanfang - auch personell."
+++ 16.26 Uhr: EU-Parlamentsausschuss für neue Testverfahren bei PKW +++
Der große Mehrheit des Umweltausschusses im EU-Parlaments fordert neue Testverfahren zur Ermittlung des Schadstoff-Ausstoßes bei Pkw. Künftig sollen die Tests unter realen Straßenbedingungen stattfinden und nicht nur simuliert werden. Die Abstimmung sei angesichts der VW-Affäre auch ein Signal an EU-Kommission und EU-Rat, geplante Neuregelungen nicht abzuschwächen, sagt die Grünen-Fraktionsvorsitzende im EU-Parlament, Rebecca Harms.
+++ 15.50 Uhr: VW droht schlechtere Bonitätsrate +++
VW droht eine Verschlechterung der Kreditwürdigkeit. Die Rating-Agentur Fitch prüft die Bonitätsnote des Konzerns wegen des Abgas-Skandals auf eine Herabstufung. Die Affäre werde in den nächsten zwei Jahren zu Mittelabflüssen von mehreren Milliarden Euro führen, erklärte Fitch. Gleichzeitig verweisen die Bonitätswächter darauf, dass VW eine starke Bilanz habe.
+++ 14.45 Uhr: Benutzte Software soll laut Bericht von 2005 stammen +++
Nach Informationen von FAZ.net stammt die von Volkswagen im Diesel-Betrugsskandal verwendete Manipulationssoftware aus dem Jahr 2005. Damals hätten die deutschen Autobauer damit angefangen, den Diesel in den USA hoffähig machen zu wollen. VW-Konzernchef zu dieser Zeit war Bernd Pischetsrieder, Ferdinand Piech Vorsitzender des Aufsichtsrates. Der heutige Vorstandschef Martin Winterkorn hat diesen Posten im Jahr 2007 übernommen.
+++ 14.08 Uhr: "Welt": Apple könnte VW aus der Portokasse bezahlen +++
Der Konzern Apple tüftelt aktuell an einem eigenen Auto. Theoretisch könnte da der Aufkauf von Anteilen an deutschen Autokonzernen ja durchaus interessant werden. Denn nicht nur die Aktien von VW verlieren im Moment an Wert, auch Daimler und BMW büßen auf dem Parkett kräftig ein -darauf weist ein Artikel der "Welt" hin. Alle drei Konzerne zusammen haben seit Donnerstag rund 50 Milliarden Euro an Wert verloren und wären theoretisch für 168 Milliarden Euro zu haben, circa 68 Milliarden für Daimler und rund je 50 Milliarden für VW und BMW. Apple soll rund 180 Milliarden Euro auf der hohen Kante haben. Allerdings handelt es sich dabei natürlich um theoretische Rechenspiele, die in der Praxis an den starken Großeigentümern von VW, BMW und Daimler scheitern würden.
"Die Welt" hat dazu einen spannenden Artikel verfasst.
+++ 13.41 Uhr: Strafanzeigen bei Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen VW +++
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig prüft die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen VW-Mitarbeiter, die für die Abgas-Manipulationen verantwortlich sind. Die Behörde prüfe den Vorfall sowohl von Amts wegen als auch aufgrund von Strafanzeigen, die von Bürgern eingegangen seien, teilen die Ermittler mit.
+++ 13.16 Uhr: VDA-Präsident warn vor Generalisierungen +++
VDA-Präsident Matthias Wissmann warnt davor, im Zuge des VW-Skandals alle Autohersteller und -zulieferer über einen Kamm zu scheren. Man dürfe nicht den Fehler machen, die Gesetzesverstöße eines Unternehmens zu nutzen, um einen Generalverdacht von hunderten von Zulieferern und Herstellern zu entwickeln. "Ich glaube diese beiden Sachverhalte muss man auseinanderhalten", sagt er. "Es handelt sich hier nicht um ein generelles Dieselproblem, sondern um die illegale Anwendung einer speziellen Motorsoftware, um Tests zu schönen." Dies sei "völlig unakzeptabel".
+++ 12.53 Uhr: BDI-Chef Grillo begrüßt unabhängige Prüfung +++
BDI-Präsident Ulrich Grillo sieht VW in der Verantwortung. den Abgasskandal schnell aufzuklären. "Wir kritisieren jegliche Manipulation scharf", sagt er. "Jedes Unternehmen muss sich an die geltenden Regeln halten." Er begrüße aber, dass VW die Vorwürfe von unabhängigen Fachleuten prüfen lassen wolle. "Jedes Fehlverhalten muss lückenlos aufgeklärt werden. Jetzt helfen nur Transparenz, Offenheit und Tempo."
+++ 12.46 Uhr: Dobrindt fordert Aufklärung der Kunden +++
Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) fordert Volkswagen auf, Kunden "vollumfänglich aufzuklären", um dadurch Vertrauen zurückzugewinnen. Er betont, die Regierung wolle selbst aktiv dafür sorgen, dass derartige Manipulationen in Zukunft nicht wieder vorkämen.
+++ 11.45 Uhr: Europäischer Autoverband: VW-Abgasskandal ist Einzelfall +++
Die Manipulation von Abgastests ist nach Darstellung des europäischen Autoverbandes ACEA nicht in der gesamten Autoindustrie verbreitet. "Es gibt keinen Hinweis, dass es sich dabei um eine branchenweite Angelegenheit handelt", erklärt der ACEA. Zu der Abgasmanipulation von Volkswagen in den USA will der Verband nicht Stellung nehmen.
+++ 11.19 Uhr: Umwelthilfe wirft Regierung mangelhafte Kontrollen vor +++
Der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, wirft der Bundesregierung massive Nachlässigkeiten bei der Kontrolle von Abgaswerten vor. Über Jahre hinweg habe die Regierung "kein einziges Mal die Angaben der Automobilindustrie kontrolliert", sagt Resch im Deutschlandfunk. Lediglich die Unterlagen der Hersteller seien auf Plausibilität geprüft worden, Messungen habe es nicht gegeben. Die Bundesregierung wisse zudem "seit vielen Jahren", dass die Angaben der Hersteller zu den Emissionswerten deutlich von dem abwichen, was die Fahrzeuge tatsächlich in die Luft bliesen. Das Problem betrifft in Deutschland laut Resch nicht nur VW; "einige andere Hersteller" würden "das Gleiche tun". Die Deutsche Umwelthilfe oder auch das Umweltbundesamt hätten die Regierung "fortwährend" auf die Diskrepanzen aufmerksam gemacht.
+++ 10.45 Uhr: VW-Präsidium startet Krisensitzung +++
In Wolfsburg ist das Präsidium des VW-Aufsichtsrats zu Beratungen über den Abgas-Skandal zusammengekommen. Dies erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwochmorgen aus Teilnehmerkreisen. Der genaue Ort des Treffens blieb zunächst geheim. An der Krisensitzung nehmen der Interimsvorsitzende des Präsidiums, Berthold Huber, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), Großaktionärs-Vertreter Wolfgang Porsche sowie Betriebsratschef Bernd Osterloh und dessen Stellvertreter Stephan Wolf teil. Das Gremium will über Konsequenzen aus der Affäre um manipulierte Messungen beim Schadstoffausstoß von Dieselmotoren beraten. Dabei geht es auch um die berufliche Zukunft von VW-Chef Martin Winterkorn.
+++ 08.46 Uhr: Auch London fordert EU zu Untersuchung auf +++
Im Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen fordert auch die britische Regierung die Europäische Kommission zu Untersuchungen auf. Es sei unerlässlich, dass die Öffentlichkeit Vertrauen in Abgas-Tests für Fahrzeuge habe, erklärt Verkehrsminister Patrick McLoughlin. Er habe die Kommission in Brüssel aufgefordert, sich "dringend" darum zu kümmern. Zuvor hatte auch Frankreich die EU zu Untersuchungen aufgefordert; andere Länder kündigten eigene Prüfungen an. Die USA leiteten strafrechtliche Ermittlungen gegen VW ein.
+++ 05.43 Uhr: VW heuert laut Bericht bekannte US-Anwaltskanzlei an +++
Im Abgas-Skandal heuert die Volkswagen AG die bekannte US-Anwaltskanzlei Kirkland & Ellis LLP an. Das berichtet die Agentur Bloomberg unter Berufung auf eine VW-Sprecherin. Die Kanzlei hatte den Ölkonzern BP nach der Explosion der Ölplattform "Deepwater Horizon" im Jahre 2010 mit elf Toten vertreten. Eine Sprecherin der Kanzlei lehnte eine Stellungnahme ab. Durch mögliche Klagen und Strafgelder drohen dem deutschen Autobauer Milliardenschäden.
+++ 05.20 Uhr: Wirtschaftsverbände verlangen rasche Aufarbeitung +++
Wirtschaftsverbände fordern von Volkswagen eine rasche Aufklärung des Abgas-Skandals. Dieser sei ein Schlag ins Kontor, sagt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Martin Wansleben, der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Nun müsse wie von VW angekündigt ganz eilig Transparenz geschaffen werden, wird er zitiert. Der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner, ruft in der "Bild"-Zeitung den Autobauer auf, "jetzt schnell alles auf den Tisch" zu legen. "Davon hängt auch ab, ob ein Kollateralschaden für das Image deutscher Produkte entsteht." Wansleben und Börner betonten allerdings, das Gütesiegel "Made in Germany" hänge nicht nur von einem einzigen Unternehmen ab.
+++ 02.49 Uhr: Auch Kanada untersucht +++
Der VW-Abgas-Skandal ruft nun auch die kanadische Umweltbehörde auf den Plan. Diese teilt mit, rund 100.000 Diesel-Fahrzeuge von VW und der Konzerntochter Audi mit den Baujahren 2009 bis 2015 zu untersuchen. Dazu bestehe Kontakt zur US-Umweltbehörde EPA und der kanadischen Volkswagen-Tochter. Die Höchststrafe für Verstöße gegen kanadische Umweltgesetze liege bei vier Millionen Euro (sechs Millionen Kanadische Dollar).
+++ 02.02 Uhr: Zivilklage gegen VW aus Brasilien +++
Zusätzlicher Ärger für VW: Gegen den deutschen Autokonzern Volkswagen ist in Brasilien eine Zivilklage wegen seines Verhaltens während der Militärdiktatur in dem südamerikanischen Land eingereicht worden. VW habe während der Diktatur in den Jahren 1964 bis 1985 die Folter und illegale Festnahme von Mitarbeitern hingenommen, begründet das Arbeiterforum für Wahrheit, Gerechtigkeit und Reparation seine Klage in São Paulo. Der Konzern habe "die Existenz einer Staatspolizei im Inneren des Unternehmens" zugelassen, sagt Sebastião Neto vom Arbeiterforum der Nachrichtenagentur AFP. Zwölf ehemalige Mitarbeiter des VW-Werks in São Bernardo do Campo nahe São Paulo waren laut Klageschrift festgenommen und gefoltert worden. Das Unternehmen soll daher nun Entschädigungen zahlen, fordern die Kläger.
+++ 01.01 Uhr: New Yorks Generalstaatsanwalt ermittelt gegen VW +++
Im Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen leitet auch die Generalstaatsanwaltschaft des Bundesstaates New York Ermittlungen gegen den deutschen Autokonzern ein. "Keinem Unternehmen sollte es erlaubt werden, unsere Umweltgesetze zu umgehen" oder Verbraucher zu täuschen, erklärte Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman. Daher habe er seine eigenen Ermittlungen zu den "beunruhigenden Berichten" über die massenhafte Manipulation bei VW-Dieselfahrzeugen eingeleitet. Schneiderman strebt nach eigener Aussage an, "in dieser Angelegenheit mit Generalstaatsanwälten im ganzen Land zusammenzuarbeiten".