Ostalgie im Blaulichtmuseum Vom Rettungswagen bis zur Staatskarosse

Feuerwehrautos, Regierungskrankenwagen und Motorräder der Volkspolizei: Im Blaulichtmuseum in dem kleinen Ort Beuster lebt ein Teil Technik- und Konsumgeschichte der DDR wieder auf.

"In seinem Umfang und seiner Zusammenstellung ist das Blaulichtmuseum bundesweit einmalig", sagt Museumsleiter Ralf von Hagen. Zu sehen sind Krankenwagen vom Typ Barkas B 1000, Polizeifahrzeuge der Marke Wartburg 311 sowie Motorräder der Volkspolizei vom Typ ETZ und ES. Ein besonderes Schaustück ist der Dienstwagen des früheren Chefs der DDR-Staatssicherheit, Erich Mielke.

Lebendige DDR-Technikgeschichte

Das Museum beherbergt auf einer Fläche von rund einem Hektar etwa 80 historische Feuerwehr, Polizei- und Rettungsdienstwagen. "Mit der Sammlung soll ein Teil DDR-Technikgeschichte lebendig bleiben", sagt von Hagen. Zu Beginn der neunziger Jahre fing der studierte Biomedizintechniker an, die Fahrzeugtechnik zu sammeln. Vor zehn Jahren wurde die Idee zum Blaulichtmuseum im wenige Kilometer entfernten Wittenberge in Brandenburg geboren. Eröffnet wurde es fünf Jahre später auf der anderen Elbseite, in Beuster.

Neben historischen Blaulichtern wie einer blauen Streuscheibe aus dem Jahr 1943 und Scheinwerfern mit blauen Gläsern von 1949 sowie Feuerwehr- und Rettungsautos werden auch Traktoren und Fahrzeuge der Nationalen Volksarmee (NVA) gezeigt. Im Museum stehen zudem fahrbare Untersätze aus dem Fuhrpark der ehemaligen DDR-Regierung, darunter ein Regierungskrankenwagen der Marke Volvo Baujahr 1979 und der dunkelblaue Volvo Baujahr 1986, in dem Mielke Platz genommen hatte.

"Als wir Mielkes Dienstwagen nach der Wende bekamen, hatte er gerade mal um die 25.000 Kilometer runter", erzählt Roland Hoffmann, Mitglied im Museumsverein und Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden. Nachdem der Wagen nach der Wende noch beim BKA als Dienst- und Ausbildungswagen genutzt wurde und dann lange Zeit in der BKA-Tiefgarage parkte, steht er nun zum Anfassen in Beuster.

Trabbi & Co.

"Man ist immer wieder erstaunt, dass die Staatsleute in der DDR solche Karossen zur Verfügung hatten, während die einfachen DDR-Bürger Trabi fuhren", sagt Hoffmann. Wer mit der neben Mielkes Gefährt stehenden sechs Meter langen und zwei Meter breiten Tschaika gefahren wurde, muss erst noch recherchiert werden. "Der Wagen ist erst seit wenigen Wochen bei uns. Er ist Baujahr 1961 und hat Automatikgetriebe", erzählt von Hagen. Gebaut wurde der schwarze Luxusschlitten in den sowjetischen Gorki-Automobilwerken.

"Das Museum hat nichts mit Verherrlichung zu tun", betont Hoffmann. Was zur Geschichte gehört, sollte man museal ausstellen, damit sich die Öffentlichkeit ein Bild machen kann. "Keiner der Besucher hier will die DDR wieder haben", stellt er klar. "Aber es gibt eben ein großes Interesse an der damaligen Technik."

Während die Männer sich vor allem für Technik interessieren, bummeln die Frauen durch einen historischen Konsumladen. Sie werden mit dem Schild "Spee eingetroffen" und dem mancher Hausfrau sicher noch vertrauten Hinweis "Bitte nur ein Paket nehmen" begrüßt. In den Regalen finden sich bekannte DDR-Marken und Produkte wie Kaffee Mokka fix, Waschmittelpackungen von "Immi" und "Milwa" und Dederon-Schürzen. Demnächst soll der Konsum in einen größeren Verkaufsraum auf dem Gelände umziehen, weil der Laden - ziemlich untypisch für die DDR - aus allen Nähten platzt.

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Susanne Grosse/DPA