Zumindest in der Tech-Szene ist das Greentech Festival mittlerweile in vieler Munde. Der einstige Formel-1-Champion Nico Rosberg hatte den Event mit Marco Voigt und Sven Krüger vor Jahren ins Leben gerufen. Keine Messe im klassischen Sinne, sondern ein Mitmachevent von knapp 200 Ausstellern aus 20 Ländern, bei dem es um eine saubere Zukunft geht. Kein Wunder, dass Autohersteller nicht lange auf sich warten ließen, um sich auf einer solchen innovativen Tech-Plattform zu präsentieren. Wer sich den jüngsten Event in Berlin anschaut, der zweifelt zwar nicht an der Ernsthaftigkeit der dortigen Aussteller; muss jedoch anerkennen, dass sich die meisten Autofirmen lieber zeitgleich auf dem Motorsportevent des Festival of Speed in Goodwood / Chichester einer deutlich breiteren Öffentlichkeit präsentierten. Auf der einen Seite riefen Rosberg und Co. zum Retten der Welt auf – auf der anderen Seite versammelte Lord March Fans historischer und neuer Autos um sich, um eine Szene zu feiern, die um ihr Überleben kämpft. Unterschiedlicher können die zeitgleichen Ansätze kaum sein.
Zwischen den Welten

Das Festival of Speed im Süden England ist seit vielen Jahren eine der renommiertesten Autoveranstaltungen auf dem alten Kontinent. Mittlerweile rangiert diese selbst vor den zumeist blutleeren Automessen – ersetzt diese sogar für viele Premiumhersteller. Man kennt sich, man feiert sich – das ist das Festival of Speed im elitären Schlosspark von Goodwood. Hier enthüllte Porsche stilecht seinen neuen Langstreckensportwagen 963, BMW zog das Tuch vom prächtigen M3 Touring und auch Marken wie Mercedes oder der edle Hyundai-Ableger Genesis hatten ihren großen Auftritt. Als zweifelhafter Höhepunkte donnern einige der Autos den Hill Climb herauf – eine 1,16 Meilen lange Bergrennstrecke, die seit der Erstausgabe im Juni 1993 eher eine mobile Präsentationsfläche, denn einen echten Rennevent darstellt. Die Ursprünge des Festival of Speed gehen auf ein Bergrennen zurück, das der 9. Duke of Richmond, Freddie March, im Jahre 1936 für den Lancia Car Club organisierte.
In diesem Jahr ließ Mercedes seinen Hypersportler AMG One den Hill Climb heraufdüsen, bei BMW drifteten neue M3-Modelle, Ford imponierte mit dem 2.000 PS starken Elektro-Transit, Genesis zeigte seinen elektrischen GV70, Porsche ließ seinen hybriden Hoffnungsträger 963 von der Leine und das Publikum war trotz wechselnden Wetters wieder einmal vollends begeistert. Auch Polestar, Elektroableger von Volvo, hatte noch im letzten Jahr komplett auf das Greentech Festival gesetzt. Seinen neuen Polestar 5, eine 884 PS starke Elektrolimousine, die Jagd machen soll auf Tesla Model S, Audi E-Tron oder Porsche Taycan, ließen die chinesischen Schweden jedoch diesmal beim Festival of Speed von der Leine.
Während im Goodwood Park gestaunt und gepicknickt wurde, ging es auf dem alten Tegeler Flughafen in Berlin visionärer zu. Bei Panels, Podiumsdiskussionen und Gruppenveranstaltungen spielt das Auto nur eine Nebenrolle, denn im Kern geht es um den Umweltschutz. Doch gerade hier wollen sich einige Autohersteller zentral positionieren und präsentieren. „Der direkte Dialog mit verschiedenen, auch kritischen Stakeholdern ist uns sehr wichtig“, betont Silja Pieh, Leiterin Unternehmensstrategie bei Audi, „Wissen auszutauschen und zu sehen, welche innovativen Nachhaltigkeitskonzepte andere haben, ist für uns eine Bereicherung.“ Audi präsentiert in Tegel eher am Rande seine Elektroflotte, sondern lässt einen eher hinter seine Materialkreisläufe blicken, zeigt hauseigene Ladeparks und CO2-neutrale Materialkreisläufe. Ganz ähnlich sieht es bei Skoda aus, die sich ebenfalls weniger auf die hauseigenen Fahrzeuge selbst, sondern auch Nachhaltigkeitskonzepte aus dem Beschaffungsbereich konzentrieren. „Als Automobilhersteller sind wir uns unserer besonderen Verantwortung für Klima und Umwelt bewusst und kennen die sich verändernden Ansprüche und Erwartungen unserer Kunden“, sagt Skoda-Einkaufsvorstand Karsten Schnake, „das Greentech Festival ist genau die richtige Plattform, um vielversprechende Innovationen zu scouten und langfristig tragfähige Kooperationen anzubahnen.“ Aus ähnlichen Gründen in Tegel am Start: Marken wie MAN, Mini oder die Motorradhersteller eRockit oder BMW Motorrad.
Während der Hyundai Konzern mit seiner Nobelmarke Genesis im 1.200 Kilometer entfernten Goodwood unter den Augen von Lord March seine Elektromodelle ins rechte Licht setzt, lässt es die Kernmarke Hyundai in Berlin bodenständiger angehen. Es geht in der Bundeshauptstadt um nachhaltige Mobilität, alternative Antriebe und das Festhalten an individueller Mobilität – da machen beide Veranstaltungen kaum Unterschiede. Mehr Platz als das vielfach ausgezeichnete Elektroauto Hyundai Ioniq 5 bekommt Spot. Der vierbeinige Roboter im Hundeformat wurde gemeinsam von Hyundai und Boston Dynamics entwickelt, um als Wartungs- und Kontrollroboter an schwer zugänglichen Standorten eingesetzt zu werden.