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Smartphone-Markt "Wir lassen uns nicht zu Tode prügeln" – Konflikt mit Trump kostet Huawei 40 Prozent Umsatz

Donald Trumps Gesicht auf einem Huawei-Smartphone
US-Präsident Donald Trump und seine Politik setzen Huawei aktuell mächtig zu
© The White House/ Malte Mansholt / stern.de
Wohl kaum ein chinesisches Unternehmen hat Donald Trumps Regierung so sehr auf dem Kieker wie Huawei. Jetzt verriet Konzern-Chef Ren Zhengfei erstmals, wie stark die Einbrüche wirklich sind - und gibt sich kämpferisch.

“Handelskriege sind gut, sie sind einfach zu gewinnen” – so fasste Donald Trump schon vor einem Jahr seine Auffassung zu Wirtschaftskonflikten auf Twitter zusammen. Zuletzt wollte er mit Strafzöllen Mexiko zwingen, die illegale Einwanderung in die USA in den Griff zu bekommen. Am stärksten brennt der US-Präsident aber für den Handelsstreit mit China. Das bislang größte Opfer des Konflikts: Huawei. Die Sperre durch Trump hat für den Konzern  katastrophale Folgen, verriet nun Firmen-Chef Ren Zhengfei.

Etwa vierzig Prozent der Smartphone-Verkäufe habe man durch die US-Maßnahmen verloren, erklärte Zhengfei heute Morgen in Shenzhen. Er selbst nannte keinen Zeitraum, laut der AFP schob eine Sprecherin aber später nach, er habe sich auf den Zeitraum zwischen Mai und Juni bezogen. Der Konzern geht nicht von einer kurzfristigen Besserung aus. Laut Zhengfei bereitet sich Huawei auf einen Verkaufseinbruch zwischen 40 und 60 Prozent vor. Etwa 30 Milliarden Dollar werde man dieses und nächstes Jahr verlieren.

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Ungeahnter Angriff

"Wir haben nicht damit gerechnet, dass sie uns in so vielen Bereichen angreifen", gab der Huawei-Chef zu. Die Trump-Regierung hatte Huawei auf eine schwarze Liste gesetzt und damit US-Konzernen und einigen anderen Unternehmen effektiv die Geschäfte mit dem Konzern untersagt.

"Wir bekommen keine Komponenten mehr, sind nicht mehr Teil vieler internationaler Organisationen, können nicht mehr mit Universitäten bei der Forschung zusammenarbeiten", klagte Zhengfei. Man bekäme nicht einmal mehr Zugriff auf Netzwerke, die solche Komponenten verwendeten. Dass man nicht mehr mit Google arbeiten kann, schadet Huawei kurzfristig sicher am stärksten. Der Internet-Gigant darf Huawei nicht mehr mit den neuesten Versionen von Android und den eigenen Apps unterstützen. Das schreckt viele potenzielle Kunden ab. Dass die USA eine Gnadenfrist von drei Monaten für Updates gewährte, dürfte da kaum eine Rolle spielen.

Der Smartphone-Thron rückt in weite Ferne

Der Konzern hatte sich lange selbstbewusst gegeben, wollte mit Ark OS im Zweifel auf ein eigenes Betriebssystem setzen. App-Entwickler berichteten bereits, dass sich Huawei darum bemüht, ihre Unterstützung für das Nischen-System zu bekommen. Der Verlust für Android dürfte vor allem im Westen massiv schaden. In China, wo der Konzern einen eigenen App Store betreibt, würden die Verkaufszahlen weiter wachsen, so der Huawei-Chef. Die Verkäufe verteilen sich normalerweise etwa in gleichen Teilen auf China und den Rest der Welt, ein globaler Einbruch um 40 Prozent würde also fast den vollständigen Verlust des Geschäfts außerhalb von China bedeuten.

Für Huawei kommt diese Entwicklung genau zum falschen Zeitpunkt. Jahrelang hatte der Konzern ein unglaubliches Wachstum hingelegt, noch dieses Jahr könnte man Samsung als größten Smartphone-Hersteller ablösen, gab sich der Chef der Konsumenten-Sparte, Richard Yu, noch im März gegenüber dem stern selbstbewusst (hier finden Sie das Interview). Diese Vision ist nun vom Tisch. Sollte das Geschäft aufs Jahr gesehen tatsächlich um 40 Prozent absacken, dürfte Huawei sogar den gerade erst von Apple ergatterten zweiten Platz wieder verlieren. 

Sieg für Trump?

Donald Trump dürfte das freuen. Der chinesische Telekom-Gigant ist der Trump-Regierung ein Dorn im Auge, sie wirft ihm die Verletzung von Sanktionen und Industriespionage vor, auch ein mögliches Ausspionieren von Bürgern und staatlichen Stellen im Auftrag der chinesischen Regierung sei denkbar. Beweise bleibt das Trump-Team schuldig. Kein Wunder, dass die europäischen Verbündeten den Einsatz von  Huawei-Technik im kommenden 5G-Aufbau zwar prüfen, aber nicht wie gewünscht ausschließen.

So ganz will man sich aber noch nicht abschreiben lassen. Spätestens 2021 will man wieder mit voller Stärke am Markt stehen, gibt sich Ren Zhengfei kämpferisch.  "Ich denke, wir können nicht zu Tode geprügelt werden."

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