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Aufrüstung China stellt Abfangdrohne gegen Hyperschallwaffen vor

Künstlerische Darstellung einer Hyperschall-Drohne
Künstlerische Darstellung einer Hyperschall-Drohne
© Alexyz3d / Getty Images
Peking entwickelt eine Drohne, die sich Hyperschallraketen nähert und sie dann mit einer Energiewaffe zerstört. Anders als bisherige Abwehrraketen kann die Drohne mehrfach verwendet werden.

Hyperschall ist eines der großen Zukunftsthemen, nicht nur, aber vor allem in der Rüstung. Geschwindigkeiten oberhalb der fünffachen Schallgeschwindigkeit verkürzen die Vorwarnzeiten enorm und zudem sind Hyperschallwaffen auch nur sehr schwer abzufangen, vor allem dann, wenn sie den Kurs ändern können. Sie sind schlicht schneller als die heutigen Abfangraketen. Das ist in etwa so, als wollte man mit einem Doppeldecker einen heutigen Kampfjet einholen.

Chinesische Wissenschaftler sind nun der Idee eines Hyperschall-Abfangjägers nähergekommen. Zumindest in einem Konzept, das bislang nur als Computersimulation existiert. Erstaunlicherweise ist es keine Einwegwaffe wie eine herkömmliche Abfangrakete, sondern ein wiederverwendbares System. Basis ist eine Drohne, die ebenfalls den Hyperschallbereich erreicht – mit fünffacher Schallgeschwindigkeit allerdings am unteren Ende des Hyper-Spektrums. Sie wird mit einem Scramjet -Triebwerk angetrieben und soll große Entfernungen zurücklegen können. Ihr Abwehrschirm ist dann entsprechend groß. Von dieser Drohne aus wird dann eine Energiewaffe – also ein Laser oder eine Form von Mikrowellen - gezündet, die die anfliegende Hyperschallbedrohung zerstört.

Neue Berechnungen

In diesem Arbeitsschritt wurde sich der Mathematik angenommen, so der Leiter des Forschungsteams, Yin Zhongjie, vom Shanghai Institute of Mechanical and Electrical Engineering. Dabei wurde komplettes Neuland betreten. Alle Programme zum Berechnen und Vorhersagen von Kursen für Raketen sind für die Scramjet -Drohne unbrauchbar. Die Rakete führt einen Oxidator für den Treibstoff mit sich, der Scramjet-Antrieb atmete dagegen Umgebungsluft ein. Diese Strömung verändert alle Kalkulationen.

Um den Kurs der abzufangenden Waffe zu berechnen, sind so komplexe Berechnungen nötig, dass sie der Bordcomputer nicht allein durchführen kann. Hier kommt eine weitere Innovation ins Spiel. China ist es vor Kurzem gelungen, eine dauerhafte Datenkommunikation mit einem Hyperschallflugkörper aufzubauen. Der von Yins Team entwickelte Algorithmus soll die Drohne zuverlässig auf 6,8 Kilometer Entfernung an das Ziel heranbringen. Damit wäre es deutlich im Wirkungsbereich der Energiewaffe.

Mit etwas Hilfe aus den USA

Bei der Entwicklung gibt es auch einen Treppenwitz der Geschichte. Die Chinesen gaben an, dass ihnen alte Forschungen der USA sehr genutzt hätten. So etwa die Steuerung, die die Nasa einst für das Hyperschallflugzeug X-33 entwickelt hat. Ein Projekt, das eingestellt wurde. Und auch die Doktorarbeit von David Benson, damals am MIT, heute in den USA an der Entwicklung von Hyperschall-Waffen beteiligt. Auch das US-Militär startete im Jahr 2020 die Entwicklung eines Systems gegen Hyperschallbedrohungen.

Der chinesische Ansatz ist allerdings vielversprechender, weil nicht mehrere Raketen gegen ein Ziel eingesetzt werden müssen und weil der Gleiter wiederverwendet werden kann.

Vom Status her betrachtet, ist das einerseits nur eine Computersimulation, bei der keineswegs gesagt ist, dass auch nur ein Demonstrator gebaut wird. Der eigentliche Wert liegt in der Entwicklung einer Softwarebasis, die allen chinesischen Hyperschallprojekten zugute kommt.

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