Krieg in der Ukraine Debakel beim russischen Gegenschlag – Putin verliert Panzerkolonne im Artilleriefeuer

Ukrainische Truppen bei Awdijiwka - das Foto zeigt nicht das aktuelle Gefecht.
Ukrainische Truppen bei Awdijiwka - das Foto zeigt nicht das aktuelle Gefecht.
© LIBKOS/ / Picture Alliance
Russland versucht, den ukrainischen Vormarsch mit eigenen Offensiven zu stören. Eines ihrer Ziele ist die Kleinstadt Awdijiwka. Beim Versuch, eine Laubensiedlung vor der Stadt zu stürmen, wurde eine russische Panzerkolonne aufgerieben.

Die ukrainische Sommeroffensive hat gezeigt, dass der Vorstoß mit großen mechanisierten Kolonnen von Kampf- und Schützenpanzern häufig nicht zum Ziel führt. Diese Formationen können ihre gewaltige Feuerkraft nicht einsetzen, weil sie schon im Anmarsch von Minen, Drohnen und Artillerie angegriffen werden. Schwere Verluste ohne Ergebnisse sind die Folge.

Und obwohl die russischen Invasoren das Dilemma kennen, gehen sie nach dem gleichen Rezept vor (Putins Sturm im Norden – diese Angst lähmt Kiews Offensive). Während die Ukraine bei Bachmut und im Süden der Front angreift, haben auch die Russen begonnen, selbst offensiv zu werden. Eines ihrer Ziele ist die Kleinstadt Awdijiwka. Vor dem Krieg lebten dort etwa 30.000 Menschen, es ist eine richtige Stadt und nicht etwa eine Siedlung von ein paar Häusern. Awdijiwka liegt nur wenige Kilometer von Donezk entfernt und ist daher ein strategisches Ziel der Russen.

Frühzeitig von Drohnen erspäht

Die gepanzerte Kolonne kam aus dem Raum zwischen Krasnohorivka und Nowosseliwka Druha, wurde dann aber frühzeitig von Drohnen der ukrainischen 101. mechanisierten Brigade entdeckt. Angeblich nutzen die Ukraine das Starlink-System für ihre Drohnen, so dass die Fernsteuerung von den Russen nicht blockiert werden kann. Die Videoaufnahmen der Drohnen zeigen den Verlauf des Gefechts. Die russischen Fahrzeuge näherten sich der Stadt über die Felder. Ihr Ziel war offenbar eine Datschen-Siedlung, die vor der eigentlichen Stadt liegt. Doch schon an der Baumreihe vor der Siedlung wurden sie von der ukrainischen Artillerie überrascht, nach einigen Verluste mussten sie abdrehen, weiterhin unter dem ukrainischen Feuer. Insgesamt haben die Russen neun bis elf Fahrzeuge verloren, darunter auch zwei Kampfpanzer von Typ T-80. Hinzu kommen die toten Soldaten.

Keine Alternative zu gepanzerten Fahrzeugen 

Warum versuchen beide Seiten immer wieder diese Vorstöße, obwohl die Gefahren bekannt sind? Die Antwort: Es ist ein Glücksspiel. Eine große Gruppe von Infanteristen kann das Gelände wegen der langen Anmarschzeit nicht unbemerkt überqueren. Kleine Gruppen von einer Handvoll Schützen versuchen immer wieder, sich unbemerkt entlang der Baumreihen anzuschleichen. Doch sie können nur einen kleinen Vorposten überwältigen und keine größere Stellung (Der Heckenkrieg – so stürmen die Ukrainer die russischen Gräben). Dazu muss die Gruppe größer sein und sie muss Ausrüstung für ein mehrstündiges Gefecht mit sich führen. Auch muss sie in der Lage sein, nach einem schweren Kampf die eroberte Stellungen vor einem Gegenangriff zu schützen. Und so kommt es zu den Kolonnen von 10 bis 15 Fahrzeugen, die in etwa eine Kompagnie mit sich führen können. Werden sie entdeckt und kann der Gegner seine Drohnen in der Luft halten und verfügt er dann noch über Artillerie, endet der Vorstoß so wie der russische Versuch bei Awdijiwka.

Auf der anderen Seite gibt es durchaus Erfolge. Mangelt es dem Gegner an Drohnen und Artillerie, fahren die gepanzerten Fahrzeuge in die Nähe der Gräben. Ihre automatischen Waffen drücken den Gegner in die Gräben, die dann von der Infanterie gestürmt werden. Ohne die Feuerkraft der Schützenpanzer würden die Soldaten den Graben nicht erreichen können.

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