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Blutbad in Russland Ertrunken in Blut – Familie in Massengrab gefunden

Die Toten zeigen Spuren extremer Gewalt. Links sind die Spuren eine Einstichs in die Stirn zu sehen, der Schädel rechts ist geborsten.
Die Toten zeigen Spuren extremer Gewalt. Links sind die Spuren eine Einstichs in die Stirn zu sehen, der Schädel rechts ist geborsten.
© Moscow Institute of Physics and Technology
Im Mittelalter eroberten die Mongolen Russland. Die Einwohner hatten der Kriegsmaschine der Goldenen Horde nichts entgegenzusetzen. Ein Massengrab enthüllt nun eine Familientragödie. Dort wurde eine Frau neben ihrer Tochter und ihrem Enkel verscharrt.

Im 1235 begann der Enkel von Dschingis Khan, Batu Kahn, damit, Europa zu erobern. In der Schlacht bei Liegnitz schlugen die Mongolen ein vereinigtes deutsch-polnisches Ritterheer, doch als sie schon vor der Wiener Neustadt lagen, zogen sie sich überraschend zurück. Der Großkhan Ugedai war gestorben und Batu Kahn strebte die Nachfolge an. So blieb West-Europa verschont, doch die Goldene Horde marschierte zuvor quer durch das heutige Russland. Über die Art der Invasion herrschten geteilte Ansichten. In der Forschung dominierte die Meinung, dass die Eroberung durch Batu Kahn ohne größere Gewalttaten stattfand, weil die meisten Städte und Regionen sich widerstandslos ergaben. Ein ganz anderes Bild ergeben die Ausgrabungen in Jaroslawl, einer Stadt, die im Jahr 1238 von den Mongolen zerstört wurde, als die das Großherzogtum Wladimirs verwüsteten.

Im Jahr 2005 wurde mit den Grabungen auf dem Gelände der Marie Himmelfahrt Kathedrale begonnen. Die mittelalterliche Kirche wurde in der Stalinzeit abgerissen und zwischen 2004 und 2011 wiederaufgebaut. Auf dem Gelände fanden die Forscher die Leichen von 300 Personen, die in einem grausamen Massaker getötet wurde. An den Skeletten der Toten waren noch die Spuren von brutaler Folter und Gewalt zu finden, die Knochen waren durchstochen, gebrochen und verbrannt.

In der Grube wurde die Leichen erst nach lange nach ihrem Tod abgelegt.
In der Grube wurde die Leichen erst nach lange nach ihrem Tod abgelegt.
© Moscow Institute of Physics and Technology / PR

Grausamkeiten prägten die russische Folklore

"Batu Khans Eroberung war die größte nationale Tragödie, die jedes andere Ereignis in Grausamkeit und Zerstörung übertraf. Es ist kein Zufall, dass es zu den wenigen solchen Ereignissen gehört, die in die russische Folklore Einzug gehalten haben", sagte Asya Engovatova, stellvertretende Direktorin des Instituts für Archäologie und Leiterin der Ausgrabungen. "Was wir jetzt über diese Überfälle wissen, deutet darauf hin, dass die alten Beschreibungen von "einer in Blut ertrunkenen Stadt" mehr als nur eine Floskel waren."

Alle 300 Personen starben eines gewaltsamen Todes. In einer flachen Grube – dem Grab Nr. 76 – wurden 15 Personen verscharrt. Diese Grube befand sich im Zentrum der Zitadelle, es wird vermutet, dass hier die Leichen von Angehörigen der Oberschicht entsorgt wurden. In der Grube stießen die Archäologen auf die Reste einer Familie. "Neben dem großen Bild des Zusammenbruchs der Stadt im Jahr 1238 sehen wir heute die Tragödie einer Familie“, so Engovatova. "Die DNA-Analyse hat gezeigt, dass es Überreste von genetisch verwandten Individuen aus drei Generationen sind."

Zeitgenössische Darstellung der mongolischen Eroberung.
Zeitgenössische Darstellung der mongolischen Eroberung.
© Commons

Nach dem Massaker wurden die Leichen zu Dutzenden in Massengräbern deponiert. Wissenschaftler nutzten nun die DNA-Analyse, um zu beweisen, dass drei der Toten - zwei Frauen und ein junger Mann - enge Verwandte waren: eine Mutter, ihre Tochter und ihr Enkel. Die Matriarchin der Familie war mindestens 55 Jahre alt, ihre Tochter etwa 30 bis 40 Jahre alt und der Enkel nicht älter als 20 Jahre. Das weibliche Familienoberhaupt konnte die Jüngeren nicht schützen. Die Toten zeigen Spuren extremer Gewalt. Ein weiteres Mitglied der Familie wurde in einem anderen Grab gefunden.

Spuren von Inzucht-Ehen 

Anomalien der Toten deuten auf die Tradition von Verwandtenehen in der Sippe hin. Wegen der Erbkrankheiten nahm man auch schon vor dem DNA-Beweis an, dass die drei Toten verwandt waren. Die Familie wurden wenige Meter entfernt von ihrem Wohnsitz gefunden. Alle drei müssen reich gewesen sein. Eine fortgeschrittene Karies deutet darauf hin, dass die Toten regelmäßig Honig und Zucker zu sich nahmen. Bei der Eroberung wurden die Einwohner an Ort und Stelle gefoltert und erschlagen und erst sehr viel später in den Gruben verscharrt. "Diese Menschen wurden getötet, und ihre Körper lagen eine ziemlich lange Zeit im Schnee", so Engovatova. "Im April oder Mai begannen sich die Fliegen auf den Überresten zu vermehren, und Ende Mai oder Anfang Juni wurden sie in einer Grube auf dem Gehöft begraben, auf dem sie wahrscheinlich gelebt hatten."

Quelle: Ancient Origins

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